Exklusivinterview mit Kian Guan Goh, Chiho-Tiande / Scholz: „Es gibt viel zu lernen von den Deutschen“

Interview mit Kian Guan Goh, Chief Investment Officer, Chiho-Tiande Group* zu den Motiven der Scholz-Übernahme, die weiteren Pläne mit dem deutschen Recycler und natürlich, was sich die Chinesen für eine Zukunft von und mit Scholz vorstellen.

BondGuide
: Mr. Goh, könnten Sie den Deal mit der Scholz Holding kurz in eigenen Worten erläutern?

Goh: Die Chiho-Tiande Group, kurz CTG, Chinas größter Metallrecycler, hat es sich zum Ziel gesetzt, das künftig weltweit führende Metall-Recycling-Unternehmen zu schaffen. Die Scholz Gruppe ist für CTG ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Derzeit gibt es weltweit kein Metallrecycling-Unternehmen, das im gleichen Maße integriert ist, wie es CTG in Kombination mit Scholz sein wird. Hintergrund ist, dass der chinesische Recyclingmarkt gerade erst am Anfang steht. Der Markt entwickelt sich über die Zeit hinweg und wird reif. Dabei durchläuft er denselben Entwicklungszyklus, den auch die Industrieländer durchlaufen haben. Durch die Integration der beiden Teams kann viel gelernt werden. Aufgrund der Industrialisierung in China über die vergangenen Jahrzehnte werden viele langlebige Produkte in den nächsten Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Der künftige Bedarf im Milliardenland China ist riesig.

„Die Scholz Gruppe ist für CTG ein wichtiger Baustein, der weltweit führende Metall-Recycler zu werden“

BondGuide: Einige Investoren in Deutschland sind bis heute noch nicht gänzlich durch die Komplexität der Übernahme gestiegen.
Goh:
Die Transaktion selbst ist vergleichsweise aufwendig und anspruchsvoll, da es sich nicht um eine einfache Eigenkapital-Akquisition handelt. Aufgrund der hohen Verschuldung von Scholz mussten wir als erstes eine finanzielle Restrukturierung durch eine sogenannte Debt-to-Control-Akquisition durchführen, die mehrere Tranchen und Kreditgeber einschloss. Erst danach konnte eine Eigenkapital-Transaktion angegangen werden. Zahlreiche zusätzliche Meilensteine mussten daher bewältigt werden.
Scholz Holding ist in konstruktiven Gesprächen mit Fremdkapitalgebern über eine finanzielle Restrukturierung zur Herstellung einer nachhaltigen Kapitalstruktur - Positives Feedback aus Investorenprozess

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: Welchen Wert sehen Sie in Ihrer neuen deutschen Beteiligung, wie lautet die Idee dahinter?

Goh: Die Geschäfte der Scholz Gruppe und von CTG sind in hohem Maße komplementär und eine Kombination ist strategisch ideal. Darüber können beträchtliche profitable Wachstumsmöglichkeiten für beide Unternehmen erschlossen werden. Der kurzfristige Vorteil ist das vorgelagerte Sourcing von Materialien. Der Zusammenschluss eröffnet für die vergrößerte Gruppe die Möglichkeit, verschiedene Quellen weltweit für die Beschaffung anzuzapfen sowie die Abhängigkeit von Zwischenhändlern zu verringern. Auf diesem Weg kann das Metall-Recycling-Geschäft auch in einem angespannten Marktumfeld profitabel betrieben werden. Der langfristige Vorteil ist eher strategischer Natur. Denn China verstärkt seinen Fokus auf nachhaltige Entwicklung und reduziert den Einfluss seines wirtschaftlichen Wachstums auf die Umwelt. Umwelt-Regulierungen und -Standards für unsere Branche werden zunehmen. Es gibt viel zu lernen von den Deutschen, die eine ähnliche Transformation durchgemacht haben, sowohl aus einer Technologie- als auch aus einer Management-Perspektive.

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