Crossover-Bereich bei Corporate Bonds hinreichend aussichtsreich

Große Teile des sog. Crossover-Bereichs an der Grenze von Investment Grade (IG) zu High Yield Corporate Bonds scheinen besonders attraktiv. Außerdem: ausgewählte Schwellenländer. Von Oliver Reinhard*

Die Unternehmensbilanzen und wichtige Kennzahlen sind mehrheitlich positiv zu bewerten und bilden damit eine gute Grundlage für den Corporates-Markt. Zwar erscheinen die derzeitigen Credit Spreads auf den ersten Blick teuer, doch die Kreditqualität hat sich sowohl im Investment-Grade- (IG) als auch im High-Yield-Segment stark verbessert. Außerdem reduzierte sich durch die gestiegenen Zinsen die Gesamtduration der Kreditmärkte, wodurch ein direkter Vergleich zu historischen Spreads weniger aussagekräftig ist.

Das meinen auch andere: Eine aktuelle Studie von J.P. Morgan zeigt, dass sich der Anteil der mit A bewerteten Schuldtitel im IG-Universum auf 45,3% verbessert hat. Dies ist der höchste Wert seit Ende 2011. Technisch werden die Kreditmärkte zusätzlich von Mittelzuflüssen unterstützt. Des Weiteren haben sich viele Emittenten bereits im ersten Halbjahr mittels Neuemissionen refinanziert. Dadurch sollte sich das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage zugunsten eines Nachfrageüberschusses entwickeln und den Credit Spreads weiteren Rückenwind bescheren.

Crossover von IG zu HY

Makroökonomisch betrachtet wirken sich das vom Markt erwartete Soft-Landing in den USA, der langsame wirtschaftliche Aufschwung in Europa zusammen mit moderaten Zinssenkungen der Notenbanken und einer niedrigeren Inflation unterstützend aus. Momentan bevorzugen wir Anleihen aus der Eurozone gegenüber USD-Papieren aufgrund der höheren Credit Spreads und attraktiveren Renditen auf EUR-gehedgter Basis. Fundamental sehen wir keine signifikanten Unterschiede. Bei den Sektoren favorisieren wir aktuell und seit geraumer Zeit Pharma, Finanzwerte und Energie.

Vorsichtigere Positionierung im 2ten Halbjahr

Trotz des soliden Umfelds wird das Management im zweiten Halbjahr anspruchsvoller werden. Aufgrund der gestiegenen Bewertungen ist der Puffer bei Rückschlägen durch Markt- und/oder geopolitische Ereignisse eingeschränkt. Wir empfehlen im zweiten Halbjahr eine defensivere Positionierung als in den ersten sechs Monaten 2024.

Bonitätsstarke Anleihen wie Investment-Grade-Bonds sollten in gemischten Anleiheportfolios ein Übergewicht aufweisen. Hochzinsanleihen bieten Opportunitäten, sollten allerdings gezielt wahrgenommen werden. Das Segment mit Rating CCC ist aus Risikosicht angesichts schwieriger idiosynkratischer Entwicklungen zu meiden. Den Bereich BB und somit große Teile des Crossover-Bereichs an der Grenze von IG zu High Yield schätze ich als chancenreich ein. Denn obwohl hier eine Kompression der Credit Spreads stattfand, entdecken wir immer wieder neue ‚Rising Stars‘. Das sind Emittenten, die vor der erwarteten Heraufstufung ins IG-Universum stehen, was eine entsprechende Chance für Kurssteigerungen darstellt.

Oliver Reinhard, Fisch AM

Interessant bleiben im Anleiheuniversum die Emerging Markets mit ihren höheren Kupons bei ähnlichem Risiko im Vergleich zu EUR- und USD-Papieren. Auch die Schwellenländer-Märkte sind aus technischer Sicht interessant. Denn im ersten Halbjahr verzeichnete der Markt weniger Neuemissionen in Hartwährungen bei stabiler Nachfrage. Zudem sind die fundamentalen Daten dort teilweise sogar besser als in den Industriestaaten. Aus Bewertungssicht gehören Anleihen aus Lateinamerika zu den Favoriten gegenüber ihren Pendants aus Asien. Und auch in den Emerging Markets ist eine höhere Gewichtung der IG-Anleihen gegenüber Hochzinsanleihen ratsam, um etwaige Risiken besser zu absorbieren.

*) Oliver Reinhard ist Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management.

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