Corona kehrt verschiedene Mentalitäten hervor

Unterschiede

Wenn man zu den deutschen auch die italienischen Medien verfolgen könnte, (vorausgesetzt, man beherrscht die italienische Sprache), würde man nicht übersehen, dass gar in der vierten Woche der totalen Sperre in Italien täglich der bedingungslose Zusammenhalt in der Familie demonstrativ gezeigt wird und die Geschäftsinhaber die (notwendige) Schließung ihrer Geschäfte sogar verstehen, denn es geht darum, nicht infiziert zu werden um dann mit einer Wahrscheinlichkeit je nach Stadt von 10% bis 35% an schnellem Lungenversagen zu ersticken und sterben. Deutschland hat dagegen schon am Tag 3 der beschlossenen (leichteren) Ausgangssperre medial laut gemeckert und klar gemacht, dass diese Maßnahme nur zur Insolvenz und Bankrott führt, so dass eine Sperre-Aufhebung spätestens Ostern denkbar sei. Dabei haben Bundesländer und Bundesregierung in Deutschland bereits finanzielle Hilfe bereitgestellt, während in Italien die Regierung nach vier Wochen an Menschen und Firmen immer noch NICHTS bezahlt hat.

Letzte Woche, bei der Suche nach 500 freiwilligen Ärzten und Krankenpflegern über das italienische Staatsfernsehen und online bei der Website des italienischen Gesundheitsministeriums, haben sich binnen 24 Stunden über 9.700 Mediziner gemeldet/registriert, am darauffolgenden Tag waren sie alle am Einsatzort. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als auf LinkedIn eine Suchaktion von medizinischem Personal in München mit Reaktionen wie diese beantwortet wurde: ‚Falls ich unterstützen kann, feel free to contact me.

Am 16. März gaben die italienischen Medien bekannt, dass zwei Gebäude der Mailänder Messe binnen 14 Tagen in ein Krankenhaus mit 400 bis 600 Betten für Corona Patienten, hiervon 150 bis 170 in der Intensivstation, umgerüstet werden sollten. Davor war ein ähnliches Wunder nur in Wuhan möglich, als zwei Krankenhäuser mit 1.000 bzw. 1.600 Betten für Corona Patienten binnen zehn Tagen aus dem Nichts gebaut wurden. Inzwischen wurde das „italienische Wunder“ in Mailand eröffnet. Ein positives Echo in der deutschen Presse, über was auch in der EU möglich ist, sieht anders aus: damals als Randnotiz in deutschen Medien erwähnt, heute sogar ganz ignoriert.

Stimmung al dente – derzeit zwischen Deutschland und Italien, aber nicht nur.

Corona-Bond? Letzte Woche hat Italien mit anderen EU-Ländern nach einer EU-Lösung für die Finanzierung der Krise gefordert, eine EU-Anleihe mit demselben Zinssatz für alle EU Länder. Jedes Land verantworte seine Schulden selbst, d.h. könne selbst bestimmen kann, wieviel Geld man braucht. Frau Merkel ist dagegen und will, dass Italien an einem von der Bundesregierung vorgegebenem (altem) Hilfsprogramm teilnimmt: für Italien wäre das in jeder Form äußerst ungünstig, denn das von Frau Merkel vorgeschlagene Hilfsprogramm ignoriert die aktuelle dramatische Lage und entsprechenden Bedürfnisse Italiens, was das Land unmittelbar zum Bankrott zwingen wird.

Ich befürchte, dass nach der überstandenen Corona-Krise das Ende der EU auf der Tagesordnung stehen wird. Die medialen Meldungen in Deutschland über die ablehnende Haltung der Bundesregierung für die Emission von „EU-Corona-Bonds“, die u.a. auch vom italienischen Premier Conte erbeten wurden, beinhalten vielleicht nicht die Details, die in italienischen Medien berichtet wurden. Auf die an Conte persönlich adressierte und im Ton pikierte Ablehnung von Angela Merkel soll der italienische Premier ebenfalls pikiert und in wie nie zuvor gebrauchtem harten Ton geantwortet haben: „Ihr (Deutsche) schaut auf die heutige Realität mit einer zehn Jahre alten Brille!“.

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