Bundestagswahl 2021: Die Qual der Wahl – noch ist alles möglich

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In knapp vier Wochen ist es soweit: Die Ära Angela Merkel endet mit den Bundestagswahlen am 26. September und laut den aktuellen Prognosen wird die CDU nicht mehr als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgehen können. Vielleicht wird die CDU sogar das schwächste Wahlergebnis der Parteigeschichte erzielen. Ein Szenario, das vor einem Jahr niemand für möglich hielt. Der aktuelle Marktkommentar von David Wehner, Senior Portfoliomanager, Do Investment AG

In der Vergangenheit hat das BrExit-Votum, die US-Wahl in 2016 und der Ausgang der Wahlen in Italien in 2018 die Kapitalmärkte beschäftigt. Die Reaktion der Märkte auf die genannten Wahlereignisse war zwar heftig, aber oftmals auch nur kurzweilig. Wie heißt es so schön „Politische Börsen haben kurze Beine“.

Big shoes to fill
Die Bundestagswahl in Deutschland könnte nachhaltige Auswirkungen für Deutschland, Europa und die Kapitalmärkte haben. Angela Merkel hat Deutschland durch die Finanzkrise, Eurokrise und Covid-19-Pandemie geführt. Natürlich sind ihr in den 16 Jahren als Bundeskanzlerin auch Fehler unterlaufen, aber die Politik in Deutschland hatte ein Gesicht und die Fußstapfen sind groß.

Armin Laschet scheint sie nicht ausfüllen zu können. Derzeit liegt die SPD laut einer Umfrage mit 25% vorn. Dahinter kommt die CDU mit 20%, gefolgt von den Grünen und der FDP mit 16 bzw. 13%. Die Linken würden mit 8% in den Bundestag einziehen. Bedeutet: Für Zweierkoalitionen wird es im Moment knapp. Noch im Frühsommer schien eine Koalition aus Union und Grünen am wahrscheinlichsten. Jetzt kommen beide Parteien zusammen auf nur 36 Prozent. Genauso unwahrscheinlich ist die Fortsetzung der Großen Koalition aus Union und SPD, die zusammen auf 45 Prozent der Stimmen kommen.

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Rechnerische Optionen sind: Eine „Ampel-Koalition“ aus SPD, FDP und Grünen, eine „Jamaika-Koalition“ aus Union, Grünen und FDP oder ein Bündnis der „Deutschland-Koalition“, also Union, SPD und FDP. Diese genannten Koalitionen hätten aber keine signifikanten Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, da die Parteien bei den Koalitionsverhandlungen Kompromisse eingehen müssten. Themen wie die Vermögenssteuer wären nicht mehrheitsfähig.

Möglicher Börsenschreck
Der „schwarze Schwan“ der Bundestagswahl ist eine Koalition aus SPD, Grünen und den Linken. Umfragen zufolge die zweitbeliebteste Koalition, nach der „Ampel-Koalition“ aus SPD, FDP und Grünen. Olaf Scholz und die SPD schließen dieses Links-Bündnis nicht aus und es wird wahrscheinlicher je stärker die SPD in den Umfragen wird. Die Chancen für Scholz stehen gut. Viele Wähler sehen Laschet als peinlich, Baerbock als Schummlerin und Scholz als den einzig seriösen, soliden Kandidaten. Olaf Scholz hat auch keine weiße politische Weste, allerdings scheint er als das geringste Übel den Wahlkampf dominieren zu können.

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Ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken würde die deutsche Börse verschrecken und zu einer Korrektur in den wesentlichen nationalen Aktien-Indizes führen. Die SPD und die Grünen stehen für Steuererhöhungen und eine Vermögenssteuer. In einer Phase, in der die deutsche Wirtschaft sich aus der Corona-Pandemie herausarbeitet und die Haushalte mit steigenden Inflationsraten und Lebenshaltungskosten konfrontiert sind, sind Steuererhöhungen Gift. Zudem dürften die Renditen für deutsche Staatsanleihen steigen, da die Koalition die Staatsausgaben erheblich ausweiten möchte. Ferner wäre eine Vergemeinschaftung von europäischen Staatsschulden unter einer Links-Regierung denkbar, obwohl dies aufgrund der starken Interventionen seitens der EZB derzeit nicht diskutiert wird.

David Wehner, Do Investment

In vier Wochen wissen wir mehr. Die Vergangenheit zeigt, dass sich Umfragewerte im Endspurt des Wahlkampfs noch stark verändern können. Somit: Noch ist alles möglich.

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