Anleihen könnten Aktienmarktverluste abfedern

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Ausgewählte Statements zum ausführlichen Originalkommentar von Chris Iggo* zu u.a. Anleihen, Aktienmärkten, US-Zahlungsausfall etc.

„Nach dem katastrophalen Jahr 2022 sind viele Investoren auf Realerträge angewiesen. In unserem Positivszenario geht die Inflation dieses Jahr weiter zurück. Das hilft den Realerträgen und die Phase der Zinserhöhungen neigt sich dem Ende zu. Ein Grund zum Feiern.“

„Aktien haben seit Jahresbeginn wohl am besten vor Inflation geschützt – genauer gesagt: Large Caps. Ihre Umsätze sind durch die Inflation gestiegen, und sie können ihre Kosten wesentlich besser unter Kontrolle halten als kleine und mittelgroße Firmen.“

„Am Anleihenmarkt dürfte der höhere Carry[1] dieses Jahr für Erträge über der durchschnittlichen Inflationsrate sorgen. Kurzläufer und High Yield haben vom Anstieg der Kurzfristzinsen im letzten Jahr profitiert. Die Langfristrenditen sind unterdessen gefallen.“

„In unserem Negativszenario rechnen wir hingegen mit weniger realem Wachstum. Niedrigere Staatsausgaben, weniger private Investitionen und ein geringerer Konsum dämpfen die Nachfrage. Bei einer Aktienmarktkorrektur nach einem Zahlungsausfall sind auch negative Vermögenseffekte denkbar. Außerdem sollten wir die Reaktion der Federal Reserve nicht außer Acht lassen.“

„In unserem Positivszenario rechnen wir weiter mit moderaten Realerträgen. Anleihen könnten Aktienmarktverluste abfedern. Weil die noch immer recht hohe Inflation die Nominalumsätze steigen lässt, könnte sie auch die Unternehmensgewinne stabilisieren. Bei einer Zinspause und einem nur leichten Rückgang der Kerninflation würde sich das Makroumfeld nur wenig ändern.“

„Möglich ist aber auch ein Zahlungsausfall der USA. Finanzministerin Janet Yellen hat bereits gewarnt, dass die Regierung vielleicht schon Anfang Juni nicht mehr alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen kann. Ein Zahlungsausfall der USA wäre ein enormer Schock für das Weltfinanzsystem. Zu rechnen wäre mit mehr Volatilität, einem schwächeren Dollar, illiquiden Geldmärkten und einem Börsenkrach.“

„Generell waren die Anleger dieses Jahr vorsichtig und oft enttäuscht, weil sie – vor allem bei Aktien – an Gewinnen nicht partizipiert haben. Aber jetzt ist nicht die Zeit, alles Geld anzulegen. Entweder steigen die Kurse weiter – wie im Positivszenario – oder es kommt zu einer Korrektur infolge eines Schocks.“

Details

Weil der Carry gestiegen ist, wird man mit Anleihen dieses Jahr wohl mehr als die Inflationsrate verdienen. Bis jetzt sieht alles gut aus: Die Inflation fällt weiter, und die Notenbanken dürften nach den Zinserhöhungen vom Mai wohl eine Pause einlegen. Für Anleihen kann das nur gut sein, ebenso wie Zinssenkungen oder Hinweise auf eine Rezession. Auch die Aktienerträge liegen seit Jahresbeginn über der Inflation, doch könnten Aktien schon bei den ersten Rezessionsanzeichen unter Druck geraten.

Schließlich droht dann ein noch sehr viel stärkerer Rückgang der Unternehmensgewinne. Nahezu sicher wären eine Rezession und Zinssenkungen in den USA, wenn man sich nicht auf eine neue Schuldenobergrenze einigt und US-Anleihen nicht mehr bedient werden. Auch wenn es wohl nicht so kommt, sollte man über mögliche Anlegerreaktionen zumindest einmal nachdenken. Ich glaube, dass die Politik nach einem solchen Schock sofort eine Lösung finden würde. Er wäre wohl eine einzigartige Kaufgelegenheit.

Chris Iggo, AXA IM

*) Chris Iggo ist CIO Core Investments bei AXA Investment Managers.

[1] Carry = Differenz zwischen Rendite und Kreditzins

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