Anleihen heute im Fokus: Singulus, Bastei Lübbe, Golden Gate, Nordex, Ferratum

Bei Singulus läuft es derzeit ganz und gar nicht rund!
Singulus Technologies AG

Auch am Freitag öffnen einige Anleiheemittenten ihre Konzernbücher und berichten in ihren jeweiligen Zwischenberichten zur aktuellen Geschäftsentwicklung. Mit seinen Halbjahreszahlen enttäuschte dabei der Spezialmaschinenbauer Singulus, der bei Umsatz und Ertrag deutliche Rückschläge verkraften musste – der ausstehende Singulus-Bond ging nach Veröffentlichung auf Talfahrt. Auf gleicher befindet sich seit Kurzem auch wieder die im Oktober endfällige Golden-Gate-Anleihe. Die aktuelle Lage rund um das Gesundheits- und Wohnimmobilienunternehmen und seinen ausstehenden 30-Mio.-EUR-Bond bleibt nach wie vor undurchsichtig. Das heizt Gerüchte um eine mangelnde Solvenz und einen möglichen Default der Anleihe an und „beschert“ den Bondholdern wiederum deutliche Kursverluste.

Enttäuschende Halbjahreszahlen legte am gestrigen Donnerstag die Singulus Technologies AG vor: Danach erlöste der Spezialmaschinenbauer nach zwei Quartalen insbesondere bedingt durch ein schwaches Geschäft mit Blu-ray-Disc-Produktionsanlagen mit über 30 Mio. EUR knapp zwei Fünftel weniger als im Vorjahr. Bei einem nahezu halbierten Auftragseingang im Berichtszeitraum von 25,2 Mio. EUR lag der Auftragsbestand zum 30. Juni 2014 mit 15,4 Mio. EUR etwa zwei Drittel unter dem Vorjahresvergleichswert. Danach sei der eingebrochene Auftragsbestand laut Singulus Ausdruck der niedrigen Auftragseingänge für Blu-ray-Anlagen und andauernder Verzögerungen bei den Eingängen im Solar-Segment. Vor Zinsen und Steuern (EBIT) bauten die Unterfranken den Betriebsverlust auf jetzt -12,5 Mio. EUR aus (H1/2013: -6,5 Mio. EUR), unterm Strich verblieb ein Periodenverlust von -14,3 Mio. EUR (-8,6 Mio. EUR) auf den Singulus-Büchern.

Quelle: Singulus Technologies AGUrsächlich für die enttäuschende Geschäftsentwicklung in H1/2014 seien vor allem Verzögerungen im Optical Disc Geschäft. Singulus zufolge belaste die schleppende Kundennachfrage nach Blu-ray-Maschinen derzeit erheblicher als zuvor erwartet. „Wir gehen davon aus, dass erst Ende September bzw. Anfang Oktober die diesjährige Bestellphase abgeschlossen sein und uns einen kompletten Überblick für das Segment Optical Disc bieten wird“, erklärt Singulus-CEO Dr.-Ing. Stefan Rinck und ergänzt für den Unternehmensbereich Solar: „Im Segment Solar ist der Geschäftsverlauf bisher zwar verhalten, aber es wurden noch nicht alle erwarteten Bestellentscheidungen in diesem Jahr getroffen. Hier sind wir mit unseren Produkten bei mehreren Investitionsvorhaben gut positioniert und erwarten im 2. Halbjahr weitere größere Auftragseingänge, die zusammen mit den bestehenden Aufträgen noch im laufenden Jahr Ergebnisbeiträge liefern sollen.“ Das Halbleitergeschäft laufe dagegen im Rahmen der Konzernerwartungen.

SingulusAngesichts der aktuellen Unsicherheiten rund um die Geschäftsentwicklung in den Segmenten Optical Disc und Solar sieht der Singulus-Vorstand das „Erreichen eines ausgeglichenen operativen Ergebnisses für das laufende Geschäftsjahr 2014 als sehr anspruchsvoll“ an. „Wir haben in allen drei Segmenten noch keine klare Sicht über die Entwicklung im 2. Halbjahr 2014 und werden Ende September bzw. Anfang Oktober unsere Aussagen für das Gesamtjahr präzisieren“, so Rinck weiter. Die umlaufenden Wertpapiere von Singulus brachen nach Vorlage der enttäuschen Halbjahreszahlen und der vagen Aussichten für das Gesamtgeschäftsjahr ein. Allein der im Frankfurter Entry Standard umlaufende 7,75%-Singulus-Bond (2012/17) über 60 Mio. EUR stürzte im gestrigen Handelsverlauf um gut 18% auf 82% ab.

Der Börsengang von Bastei Lübbe soll kein Inferno werden.Quelle: Bastei LübbeMit Quartalsergebnissen leicht über den eigenen Erwartungen wartete zuletzt die Bastei Lübbe AG auf: Danach erzielte das Kölner Medien- und Verlagshaus im ersten Quartal 2014/15 (1.4. bis 30.6.) mit 20,6 Mio. EUR zwar einen um rund 8 Mio. EUR niedrigeren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr, lag aber bei der internen Umsatzprognose über Plan. Der Rückgang beim Umsatz liegt laut Lübbe darin begründet, dass in Q1-2013/14 ein hoher Umsatz- und Ergebnisbeitrag aus dem im Mai 2013 veröffentlichten Bestseller „Inferno“ von Dan Brown enthalten war. Einen vergleichbaren Bestseller hatte der Verlag im Berichtszeitraum nicht im Programm. Das EBIT reduzierte sich aufgrund des Umsatzrückgangs auf 0,5 Mio. EUR (Q1-2013/14: 2,1 Mio. EUR), fiel jedoch ebenfalls besser aus als erwartet. Das Periodenergebnis rutschte mit gut 0,07 Mio. EUR (1,1 Mio. EUR) in die Verlustzone. Erstmals hat das Unternehmen eine konsolidierte Bilanz erstellt, die die neu erworbenen Beteiligungen Bookrix unter dem Segment „Buch“ und Daedalic unter dem Segment „Non-Book“ enthalten.

Für das laufende Geschäftsjahr 2014/15 kündigt der Vorstand derweil ein Aufbaujahr an, in dem das Unternehmen seine digitale Internationalisierung forcieren und die Entwicklung zu einem internationalen Medienhaus weiter ausbauen wird. Als Wachstumstreiber soll das Segment „Buch“ und speziell der digitale Bereich fungieren. „Dass wir im ersten Quartal bei Umsatz und Ergebnis nicht an das Niveau des Vorjahresquartals anknüpfen können, hatten wir frühzeitig kommuniziert. Nach unserer Einschätzung werden jedoch die im ersten Quartal fehlenden Umsätze im Gesamtjahr 2014/15 durch die erwarteten Mehrerlöse im zweiten und dritten Quartal überkompensiert. So erwarten wir insbesondere vom neuen Buch des Bestseller-Autors Ken Follett, das im zweiten Quartal 2014/15 veröffentlicht wird, im weiteren Jahresverlauf einen signifikanten Umsatz- und Ergebnisbeitrag. Trotz der Investitionen in die internationale Expansion sind wir zuversichtlich, im Gesamtjahr 2014/15 beim EBIT das Vorjahresniveau verteidigen zu können“, so Lübbe-CEO Thomas Schierack.

Ihre aktuellen Geschäftsergebnisse präsentierten zuletzt außerdem die DIC Asset AG und die Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG. Ganz frisch heute Morgen sind die 2014er-Halbjahreszahlen vom Windkraftanlagenhersteller Nordex SE und der Ferratum Group.

golden_gate_01Was ist los bei der Golden Gate GmbH? Mit einem gestrigen Verlust von knapp 11% auf nur noch etwa 72% stellte die 6,5%-Schuldverschreibung (2011/14) über 30 Mio. EUR nach dem Singulus-Bond den zweitgrößten Tagesverlierer im Frankfurter Entry Standard für Anleihen. Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich, denn zum einen wurden keine neuen offiziellen Corporate News veröffentlicht, und zum anderen, und das ist der weitaus wichtigere Fakt, steht die dreieinhalbjährige Unternehmensanleihe am 11. Oktober vollständig zur Rückzahlung an. Der Golden-Gate-Bond müsste insofern und auch vor dem Hintergrund der unzähligen Zusicherungen von Golden-Gate-Geschäftsführer Uwe Rampold, wonach die Anleihe einschließlich der vierten und letzten Zinszahlung wie geplant im Oktober zurückgezahlt wird (siehe z.B. Pressemeldung vom 15. Mai 2014 oder die Ankündigung im Finanzkalender 2014/15), derzeit eigentlich nahe bzw. um pari notieren.

GGMit aktuell sogar nur noch 51%(!) ist der Bond von diesem Niveau jedoch weit entfernt. Weiß der Markt hier etwa mehr bzw. wird hier bereits der mögliche nächste Ausfall eines Mittelstandsanleihenemittenten eingepreist? Vermutungen und Gerüchte bezüglich einer mangelnden Solvenz der Golden Gate GmbH gab es zuletzt mehrfach unter Marktteilnehmern. Und eine proaktive und etwaig kursstabilisierende Erklärung von Seiten des Unternehmens, die die Marktteilnehmer beruhigen und Zweifel an der Solvenz von Golden Gate womöglich beseitigen könnte, bleibt gegenwärtig einmal mehr aus. Der aktuelle Anleihekurs und das scheinbar passive Verhalten des Emittenten deuten derzeit zumindest auf Schlimmeres hin.

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