Foto: Scholz Holding GmbH
Nach dem Einstieg der japanischen Toyota Tsusho Corp. und der weitgehend abgeschlossenen Restrukturierung kann der Scholz-Konzern wieder nach vorne blicken, muss aber zukünftig auch operativ liefern. Liefern müsste auch die MBB Clean Energy AG, zumindest was die noch immer offenen Anleihezinsen betrifft. Derweil nimmt der Druck auf MBB deutlich zu – inzwischen hat ein erster Anleiheinhaber den säumigen Cleantech-Investor verklagt. Unterdessen schockte Solar8 seine Bondholder mit einer Gewinnwarnung. Neue News gab es zusätzlich von Peine, Estavis und der Räderschmiede Uniwheels, die heute Morgen über den Räderabsatz im 1. Halbjahr 2014 berichtet.
Die Beteiligung der Toyota Tsusho Corp. (TTC) an der Scholz Holding GmbH ist perfekt: Danach hat der japanische Industriekonzern wie geplant eine Beteiligung von 39,9% am Schrottrecycler erworben, die Familie Scholz hält nach Vollzug 60,1% am Stammkapital der Gesellschaft. Die Vereinbarung über diese Transaktion hatten beide Unternehmen am 10. April bekannt gegeben. Die Beteiligung von TTC führe zu einer deutlichen finanziellen Stärkung der Recyclinggruppe. Nach Abschluss der bereits weitgehend umgesetzten Restrukturierung biete das Engagement von TTC die Basis für eine strategische Neuausrichtung, erklärte Scholz und versicherte, dass daneben mit allen Banken und Kapitalgebern Vereinbarungen getroffen wurden, die eine weitere Finanzierung des Recyclingkonzerns sicherstellen würden.
Mit dem Einstieg von TTC hat sich das Management der Scholz Holding GmbH verändert, das seit 1. Juli aus fünf statt bisher sechs Personen besteht. CEO der Scholz-Gruppe bleibt – wie angekündigt – Oliver Scholz. Daneben werden wie bisher Raphael Barth und Parag-Johannes Bhatt der Geschäftsführung angehören. TTC hat derweil zwei Geschäftsführer gestellt: Shinji Kashihara sowie Sumiaki Matsunaga. Berndt-Ulrich Scholz, seit mehr als 60 Jahren im Unternehmen, ist zum 30. Juni aus der Geschäftsführung ausgeschieden, wird Scholz aber weiterhin beratend zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind Markus Schürholz und Dr. René Gissinger aus der Geschäftsführung ausgeschieden. Schürholz war Mitte Juli 2013 als Chief Restructuring Officer (CRO) in den Vorstand der damaligen Scholz AG eingetreten. Die letzten Entwicklungen der Scholz Holding im Rückblick …
Bei der MBB Clean Energy AG nimmt der Druck weiter zu: Nachdem die eigentlich schon am 6. Mai erstmals fällig gewesene Zinszahlung aus dem MBB-Bond über etwa 4,5 Mio. EUR offenbar noch immer nicht ausgezahlt worden ist, hat nun ein erster Inhaber der 6,25%-Schuldverschreibung (2013/19) über zuletzt 72 Mio. EUR Klage gegen den säumigen Cleantech-Investor eingereicht, berichtete FINANCE. Danach hätte die Kanzlei CLLB beim Landgericht München eine Klage gegen MBB Clean Energy im Auftrag des Bondholders eingereicht. Ausschlaggebend sei die Nicht-Zahlung der ausstehenden Anleihezinsen und die darauffolgende außerordentliche Kündigung der Anleihe durch den Anleger gewesen, auf die MBB hin „freiwillig keine Zahlung eingereicht“ habe. Gemäß Anleihebedingungen (§ 8 Abs. 1a) steht den Anleihegläubigern ein Kündigungsrecht zu, sobald MBB fällige Zinsen nicht innerhalb von 30 Tagen nach dem betreffenden Fälligkeitsdatum zahlt. Anfang Juni und damit nach Ablauf der 30-Tage-Frist erklärte MBB CE die Globalurkunde der Anleihe dann jedoch für ungültig (BondGuide berichtete). Damit bleibt die Situation rund um den MBB-Bond verworren. Sollte sich im weiteren Verlauf herausstellen, dass die Globalurkunde tatsächlich unwirksam ist, läge theoretisch ein von Anfang an ungültiges Rechtsgeschäft vor. Die Anleiheemission müsste in der Folge ggf. rückabgewickelt werden und die involvierten Bondinhaber ihre Einlagen zurückerhalten – nur könnte MBB CE eine solche Rückabwicklung finanziell überhaupt schultern? Zu den letzten BondGuide-News …
Auf die Solar8 Energy AG kommen schwierige Zeiten zu: Wie der international geführte Photovoltaik-Kraftwerksbetreiber, der mehrere Solarkraftwerke in Süditalien betreibt, gestern mitteilte, werde die per Gesetz bisher auf 20 Jahre garantierte Förderung durch die GSE (Gestore dei Servizi Energetici GSE S.p.A.) auf 24 Jahre umverteilt. Dies führe, nach der erst kürzlich erfolgten Reduzierung der Stromvergütung, zur einer weiteren maßgeblichen Belastung des Cash-Flows und werde sich zukünftig auch negativ auf das Unternehmensergebnis der Ratinger auswirken. Für 2014 wird ein deutlich negatives Jahresergebnis in Aussicht gestellt. Gleichzeitig warnt Solar8 davor, dass die fristgerechte Rückzahlung der 2011 begebenen 9,25%-Unternehmensanleihe (2011/16) über 10 Mio. EUR „nur in dem Fall möglich ist, dass eine Anschlussfinanzierung sichergestellt werden kann“.
Neuigkeiten gab es zuletzt aus dem Umfeld der Peine GmbH: Danach gilt die von der chinesischen Muttergesellschaft des Herrenmodeausstatters, Shandong Ruyi Group, abgegebene Patronatserklärung offenbar nicht für die im Stuttgarter Bondm gehandelte 8%-Unternehmensanleihe (2013/18). Mit der Abgabe der Patronatserklärung erklärte sich der chinesische Textilkonzern bereit, für offene Verbindlichkeiten der Peine GmbH einzutreten. Allerdings gelte dies laut FAZ.NET nur für Schulden, die bis zum 31. Dezember 2015 fällig werden und damit nicht für den im Juli 2018 zur Rückzahlung anstehenden Mode-Bond. Vielmehr soll Peine innerhalb des Garantiezeitraums in die Lage versetzt werden, allein für seine Verbindlichkeiten aufzukommen und das Patronat nicht in Anspruch zu nehmen. Creditreform hat die Peine GmbH erst kürzlich um vier Noten auf jetzt nur noch C herabgestuft. Maßgeblich für die Entscheidung war neben operativen Verlusten vor allem die verschlechterte Liquiditätssituation des Herrenausstatters (zum BondGuide-Beitrag).
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