Anleihen heute im Fokus: MBB CE, gamigo, Scholz, Air Berlin, Estavis, SeniVita

Zu viele Fragezeichen rund um MBB CE
Foto: © Thinkstock/bahri altay

Was ist los bei MBB Clean Energy? Fragen zur Auszahlung der längst überfälligen Anleihezinsen, zum aktuell ausstehenden Volumen bzw. zu einem im Raum stehenden etwaigen Delisting sorgen für reichlich Unruhe unter den Marktteilnehmern. Beim Schrottrecycler Scholz wichen die Fragezeichen inzwischen einem Ausrufezeichen hinter die laufende Konzernrestrukturierung. Unterdessen gab es frisches Kapital für Air Berlin und SeniVita, während Estavis die Kapitalerhöhung noch vor sich hat.

Verwirrung herrscht noch immer um den 6,25%-Bond (2013/19) der MBB Clean Energy AG. Die Inhaber der ausstehenden Unternehmensanleihe warten nach wie vor auf die eigentlich schon am 6. Mai fällige Zinszahlung über etwa 4,5 Mio. EUR (zur BondGuide-News). Seit Anfang Mai ist auch der Bond, der laut MBB aktuell ein Volumen von 572 Mio. EUR aufweist, vom Handel ausgesetzt. Unterdessen teilte der Solar- und Windparkinvestor mit, für die MBB-Anleihe einen Segmentwechsel zu planen. Danach wurde das Listing im Entry Standard für Anleihen zum 5. Juli gekündigt. Die Notierung an den Börsenplätzen Düsseldorf, Berlin und Hamburg/Hannover bleibe davon unberührt. Zu den Gründen machte das Unternehmen keine Angaben. Medienberichten zufolge könne MBB den Bond sogar vollständig von der Börse nehmen.

Ein offizielles Statement von MBB, ob und wann die fälligen Anleihezinsen ausbezahlt werden, gibt es ebenso wenig. Allerdings beharrt MBB gegenüber FINANCE darauf, dass die Zinszahlung durch die Einzahlung auf ein Treuhandkonto „gesichert“ sei, nennt aber keinen Termin, wann diese ausgeschüttet werden sollen. Die bisher nicht erfolgte Kuponzahlung, ein ebenfalls noch nicht vollzogener Deal von Projekten in Italien sowie die Tatsache, dass seit der Anleiheemission im Mai 2013 noch kein einziger Zwischenbericht vorgelegt wurde, nähren die aktuelle Unsicherheit. Hinzu kommt, dass die BaFin derzeit offenbar den Verdacht der Marktmanipulation durch MBB CE prüfe. Eine „Marktmanipulation“ würde vorliegen, wenn „im Zusammenhang mit dem öffentlichen Angebot unrichtige oder irreführende Angaben gemacht worden wären“. Dabei gehe es in erster Linie um das korrekte Anleihevolumen. Auch da gebe es laut FINANCE einige offene Fragen. Zu den letzten BondGuide-News …

Gestern ebenfalls unter Druck geriet mit -7% auf 60% die 8,5%-Mittelstandsanleihe (2013/18) über 12 Mio. EUR der gamigo AG. Auch der Anbieter von Online-Spielen beabsichtigt für seine Anleihe einen Segmentwechsel: Danach werde das Listing im Entry Standard eingestellt und gleichzeitig die Einbeziehung im Quotation Board beantragt. Der Wechsel soll am 20. Juni vollzogen werden (zum BondGuide-Beitrag). Auf der Verkaufsliste im Frankfurter Mittelstandssegment standen am Montag zudem die Bonds von MIFA (-12%) und Golden Gate (-7%). Bei der Mitteldeutschen Fahrradwerke AG wird derzeit unter Hochdruck an einem Sanierungskonzept gearbeitet, das auch die Einbindung der Inhaber der ausstehenden 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 25 Mio. EUR vorsieht. Unterdessen rufen verschiedene Anlegerschützer die Anleihegläubiger zum organisierten Widerstand auf. Die jüngsten Entwicklungen im BondGuide-Rückblick …

Erfreuliche Neuigkeiten dagegen von der Scholz AG: Euler Hermes erwartet eine positive Entwicklung des Corporate Ratings des Schrottrecyclers innerhalb der nächsten zwölf Monate. Bei konstantem „B“-Rating hob die Ratingschmiede den Ausblick von „stabil“ auf „positiv“ an. Nach Auffassung der Analysten werde sich die Kapitalstruktur und Liquidität von Scholz durch den beabsichtigten Einstieg der Toyota Tsusho verbessern. Auch die Wirksamkeit der im vorigen Jahr eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des operativen Ertragspotenzials sieht Euler Hermes durch die zuletzt verbesserte Ergebnisentwicklung in Q1/2014 als bestätigt an. Risiken ergeben sich dagegen u.a. durch die hohe Zyklizität des Recyclinggeschäfts sowie strukturelle Veränderungen und zunehmenden Wettbewerb im europäischen Stahlmarkt. Die erwartete Verbesserung des operativen Ertragspotenzials, der Kapitalstruktur und finanziellen Flexibilität waren jedoch ausschlaggebend für die Anhebung des Ausblicks.

Unterdessen hat die Scholz AG ihre Rechtsform geändert. Seit Kurzem firmiert die Führungsholding der internationalen Recyclinggruppe als Scholz Holding GmbH. Diese Maßnahme trägt der künftigen Eigentümerstruktur der Gesellschaft Rechnung und führe zu einer organisatorischen Vereinfachung. Auf den 8,5%-Bond (2012/17) über knapp 183 Mio. EUR hätte die Maßnahme aber keinen Einfluss, versicherte Scholz. Ferner laufen die Vorbereitungen für den Abschluss der am 10. April 2014 vereinbarten Transaktion mit der japanischen Toyota Tsusho, die sich mit einem Anteil von 39,9% an der Scholz Holding GmbH beteiligen wird.

prepage_bg_deuAIR_BERLINjpgDeutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin informierte am Montag, dass Etihad Airways die von Air Berlin Finance B.V. begebenen, unbefristet laufenden Wandelanleihen erworben hat. Diese Wandelanleihen berechtigen insgesamt zum Wandel in 55,87 Mio. Stimmrechte (~47,5%). Zusammen mit den bereits direkt und indirekt gehaltenen Air-Berlin-Aktien (Stimmrechtsanteil von 29,2%) und den am 6. März 2013 erworbenem Wandler (hypothetischer Stimmrechtsanteil von 7,8%) würde Etihad, dessen 100%iger-Aktionär die Regierung von Abu Dhabi ist, insgesamt über 104 Mio. Stimmrechte an Air Berlin halten (~89%). Etihad habe derweil erklärt, ihr Wandlungsrecht nur auszuüben, um eine Verwässerung ihrer gegenwärtigen Beteiligung zu verhindern. Ferner komme eine Wandlung in Frage, falls sich die EU-Regeln für ausländische Beteiligungen an europäischen Luftfahrtgesellschaften ändern würden. Damit bleibe der derzeitige, tatsächliche Stimmrechtsanteil von Etihad an Air Berlin in Höhe von 29,2% vorerst unverändert. Die Air-Berlin-Rekapitalisierung im Rückblick …

Die Estavis AG wird ihr Grundkapital im Wege einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlagen aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre um bis zu 1,14 Mio. EUR auf maximal 21,18 Mio. EUR erhöhen. Die Kapitalerhöhung sei notwendig geworden, weil durch das Erreichen einer Annahmequote von mehr als 30% bezüglich des Übernahmeangebots der Adler Real Estate AG an die Estavis-Aktionäre ein Kontrollwechsel eingetreten ist, infolgedessen die Inhaber der von Estavis ausgegebenen Wandelanleihen zur vorzeitigen Wandlung berechtigt sind, das dafür zur Verfügung stehende bedingte Kapital aber nicht ausreicht, wenn die vorzeitige Wandlungsmöglichkeit von einer entsprechend großen Zahl der Anleiheinhaber genutzt würde. Gläubiger der Wandelanleihe (2012/17) haben nunmehr bis 8. Juli das Recht die Rückzahlung zu verlangen oder den Wandler in Estavis-Aktien zu tauschen. Der Wandlungspreis wurde auf 2,0861 EUR gesenkt. Eine eingereichte Wandelschuldverschreibung wird in 1,1504 Aktien gewandelt.

Neuemissionen kurz notiert
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Mit der SeniVita Sozial gGmbH hat ein erstes gemeinnütziges Unternehmen in Deutschland einen Genussschein erfolgreich an der Börse begeben. Innerhalb der zehntägigen Angebotsfrist wurde ein Emissionsvolumen von über 21 Mio. EUR platziert. Hiervon zeichneten Institutionelle und private Anleger Genussscheine im Volumen von gut 10 Mio. EUR. Die Inhaber der 2012 platzierten, nicht börsennotierten SeniVita-Genussrechte erklärten, Anteile im Wert von 10 Mio. EUR in den neuen Genussschein zu tauschen. Zudem werden SeniVita-Anleihen im Nennwert von 1,3 Mio. EUR ebenfalls in Genussscheine gewandelt. Der BondGuide-Beitrag zum Platzierungsergebnis …

Mit der Penell GmbH, einem spezialisierten Anbieter von Systemlösungen für die Elektroversorgung, ist seit Montag ein weiterer Anleiheemittent am Start. Geplant ist die Ausgabe einer fünfjährigen Unternehmensanleihe (2014/19) über 5 Mio. EUR und einem halbjährlich fälligen Kupon von 7,75% p.a. Nach Platzierungsschluss – die börsliche Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich bis zum 6. Juni – ist die Einbeziehung in den Düsseldorfer Freiverkehr (Primärmarkt) vorgesehen. Zum BondGuide-Interview gelangen Sie hier.

Noch voraussichtlich bis kommenden Freitag befindet sich die neue 8%-Unternehmensanleihe der HanseYachts AG im Gesamtnennwert von bis zu 20 Mio. EUR in der Zeichnung. Die Gläubiger der im Dezember 2013 ausgereichten 9%-Altanleihe (2013/14) über 5 Mio. EUR sollen dabei via Umtauschangebot mit ins Boot geholt werden. Die ausführliche Analyse finden Sie hier.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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