Anleihen heute im Fokus: MIFA, Travel24, MBB CE, Adler RE, Royalbeach, Karlsberg

MIFA: zuerst "Radlosigkeit" und jetzt neue Hoffnung?!
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Die neue Handelswoche beginnt mit News von MIFA: Die Fahrradschmiede lädt zur zweiten, finalen Anleihegläubigerversammlung nach Sangerhausen. Beim MIFA-Management keimt Hoffnung nach der „Radlosigkeit“ im Anschluss an die vorherige, geplatzte Gläubigerabstimmung. Für Verstimmung sorgte zuletzt der Online-Reisevermittler Travel24, nachdem bekannt wurde, dass Konzerndokumente aus dem Jahr 2012 fehlerhaft sein würden. Im Fokus steht ferner die Anleihe der MBB Clean Energy: Nach der Unwirksamkeitserklärung der Globalurkunde durch MBB und der bis dato noch immer nicht geleisteten Anleihezinsen soll nun auch noch das Bankhaus Gebrüder Martin seinen Vertrag als Zahlstelle für den MBB-Bond gekündigt haben – das Chaos rund um den MBB-Bond scheint damit perfekt. Neue Ratings gab es für Adler Real Estate, Royalbeach und Karlsberg.

Die angeschlagene MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG setzt wie erwartet auf ein zweites, finales Treffen ihrer Anleihegläubiger. Nachdem die erste Veranstaltung – als Abstimmung ohne Versammlung im Zeitraum vom 10. bis 13. Juni durchgeführt – am erforderlichen Beschlussfähigkeits-Quorum gescheitert war, lädt der kriselnde Fahrradbauer die Gläubiger seiner ausstehenden 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 25 Mio. EUR nun zu einer zweiten Versammlung zum Zwecke der erneuten Beschlussfassung ein – physische Präsenz der Bondinhaber diesmal ausdrücklich erwünscht. Das Treffen findet folglich als Präsenzversammlung am 23. Juli um 11 Uhr im Sitzungssaal der Klaus Ehrich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft in Sangerhausen statt. Eine entsprechende Einladung wurde im Bundesanzeiger und unter http://www.mifa.de/investor-relations/anleihe/ veröffentlicht.

bikes-h.MIFAUnterdessen arbeite MIFA weiterhin mit Hochdruck an einem Restrukturierungskonzept zur finanziellen und operativen Sanierung. Hierfür sollen auch die Anleiheinhaber ihren Sanierungsbeitrag leisten. Explizit sind die Anleihegläubiger aufgerufen, einen gemeinsamen Vertreter zu bestellen sowie einer Stundung der am 12. August fälligen Kuponzahlung über 1,875 Mio. EUR und den vorübergehenden Ausschluss von Kündigungsrechten jeweils bis zum 31. Oktober zuzustimmen. Weitere Informationen zum Fortgang des Sanierungsverfahrens und der Abstimmungen der Anleihegläubiger sowie alle zur Abstimmung benötigten Dokumente sind ebenfalls auf der IR-Seite von MIFA hinterlegt. Derweil entzieht Feri EuroRating dem zuletzt auf „CC“ abgestraften MIFA-Bond mit sofortiger Wirkung das Emissionsrating und begründet den Schritt mit der nur unzureichenden Informationspolitik von MIFA, auf deren Grundlage eine angemessene Bonitätsbewertung nicht möglich erscheint. Zur letzten BondGuide-News …

Zum Reiseportal soll bald eine Hotelsparte hinzukommen.  Travel24.com AGWas ist los bei Travel24? – Wie der Online-Reisevermittler am Freitagabend mitteilte, habe die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) festgestellt, dass der Konzernabschluss 2012, der Lagebericht und der Konzernlagebericht für 2012 der Travel24.com AG fehlerhaft sind. Explizit werde z.B. im Lagebericht und im Konzernlagebericht der Leipziger nicht über die Kündigung eines wichtigen Vertrages berichtet und ein somit den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild des Geschäftsverlaufes und der Lage dementsprechend nicht vermittelt. Im Dezember 2012 hatte ein großer Reiseveranstalter die Zusammenarbeit mit Travel24 fristlos gekündigt. Die Erlöse aus der Vermittlung von Reisen dieses Veranstalters fielen weg. Davor entfielen mehr als 10% der Reisevermittlungsprovision auf vermittelte Reisen des Veranstalters. Die Kündigung des Agenturvertrages und die zu erwartenden Auswirkungen auf die Lage und die weiteren Entwicklungen blieben in den Dokumenten allerdings unerwähnt.

Darüber hinaus bemängelt die DPR den falschen Bewertungsansatz der im September 2012 ausgereichten 7,5%-Mittelstandsanleihe (2012/17) über 25 Mio. EUR und verweist auf die fehlerhafte Darstellung von Transaktionen und Dienstleistungen zwischen der Unister Holding – mit knapp 74% Mehrheitseigner von Travel24 – und dem Reiseanbieter. In der jüngsten Vergangenheit verursachte Travel24 bereits das ein oder andere Mal Irritationen bezüglich der eigenen Konzernzahlen. Erst Ende April informierte Travel24, den Konzernbericht 2013 wegen nicht abgeschlossener Prüfungstätigkeiten nicht fristgemäß veröffentlichen zu können.

MBB Clean Energy will mit seiner Anleihe 300 Mio. EUR einsammeln. >br>Quelle: Panthermedia/Rupert TrischbergerVergangenen Freitag war der letzte offizielle Handelstag des 6,25%-Bonds (2013/19) über zuletzt 72 Mio. EUR der MBB Clean Energy AG im Entry Standard für Anleihen – zumindest theoretisch, da in der Schuldverschreibung seit Anfang Mai kein Handel mehr stattgefunden hatte. In der letzten Corporate News des Solar- und Windparkinvestors hieß es, dass die Globalurkunde der Anleihe unwirksam sei. Zu diesem Ergebnis wären zwei unabhängige Rechtsgutachten gekommen (BondGuide berichtete). Kürzlich berichtete dann auch FAZ.NET, dass das Göppinger Bankhaus Gebrüder Martin seinen Vertrag als Zahlstelle für die MBB-Anleihe gekündigt habe. Danach habe MBB die Kündigung zwar bestätigt, halte diese aber für unwirksam, ohne dies näher begründet zu haben. Aus dem Umfeld war indes zu hören, dass der Kündigung eine Schadenersatzanzeige des Bankhauses gegen MBB CE vorausging. Auch sei die eigentlich schon am 6. Mai erstmals fällig gewesene Zinszahlung aus dem MBB-Bond über etwa 4,5 Mio. EUR offenbar noch immer nicht ausgezahlt worden.

Die Situation ist nach wie vor verwirrend und der Informationsfluss von Seiten der MBB CE mehr als dünn. Sollte sich im weiteren Verlauf herausstellen, dass die Globalurkunde tatsächlich unwirksam ist, läge theoretisch ein von Anfang an ungültiges Rechtsgeschäft vor. Die Anleiheemission müsste in der Folge ggf. rückabgewickelt werden und die involvierten Bondinhaber ihre Einlagen zurückerhalten – nur könnte MBB CE eine solche Rückabwicklung finanziell tatsächlich schultern?

Neue Rating-News gab es zuletzt von der Adler Real Estate AG, der Royalbeach“ Spielwaren und Sportartikel Vertriebs GmbH und der Karlsberg Brauerei GmbH.

Adler Real Estate will hoch hinaus. Quelle: Adler Real Estate AGSo stufte Scope Ratings die auf Wohnimmobilien spezialisierte Adler RE im jährlichen Folgerating um eine Note von zuvor BB auf jetzt BB- (Ausblick stabil) herab. Das Downgrade begründeten die Berliner Ratingexperten in erster Linie mit der im vergangenen Jahr auf 71% (2012: 33%) gestiegenen Loan-to-Value-Ratio. Der Anstieg ist auf Akquisitionen in 2013 zurückzuführen. Scope erwartet mittelfristig keine signifikante Reduzierung der Verschuldung. Erst Ende Juni verkündete Adler den Abschluss der bis dato größten Akquisition von Immobilienbesitzgesellschaften. Zuvor gab Adler bekannt, die Übernahme der ebenfalls im Bereich Wohnimmobilien aktiven Estavis AG erfolgreich abgeschlossen zu haben (BondGuide berichtete)

Creditreform hat das Corporate Rating von Royalbeach um ebenfalls eine Stufe von BB+ auf jetzt BB reduziert. Maßgeblich für das Downgrade waren neben der positiven Umsatzentwicklung und der gleichbleibenden Eigenkapitalquote trotz gestiegener Bilanzsumme, die deutlich verschlechterte Rohertragsquote und die noch bestehenden Risiken bezüglich der Refinanzierung der 2016 fällig werdenden Anleihe.

Da braut sich was zusammen: Die Karlsberg Brauerei sieht Wachstumspotential in allen SegmentenQuelle: Karlsberg Brauerei GmbHDas Unternehmensrating der Karlsberg Brauerei bestätigte die Ratingschmiede aus Neuss in der Jährlichen Überprüfung dagegen bei BB. Creditreform verweist auf die positive strukturelle und operative Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Jahren genommen hat und die bisher auch im laufenden Jahr bestätigt wurde. Belastend wirkten dagegen die hohen Pensionsverpflichtungen sowie mögliche Risiken aus der Einbindung der Karlsberg Brauerei GmbH in den Karlsberg-Konzern.

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