Anleihen heute im Fokus: Scholz Holding, Schnigge / Singulus Technologies, Air Berlin

Scholz Holding ist in konstruktiven Gesprächen mit Fremdkapitalgebern über eine finanzielle Restrukturierung zur Herstellung einer nachhaltigen Kapitalstruktur - Positives Feedback aus Investorenprozess
Foto @ Scholz Holding GmbH

Die Scholz Holding GmbH muss ihre Schulden restrukturieren, bevor neue Investoren frische Eigenmittel bei der internationalen Recyclinggruppe einbringen. Dies dürfte auch eine Restrukturierung der ausstehenden Scholz-Anleihe bedeuten. Welche konkreten Schritte hierfür mitunter ins Auge gefasst werden, ist noch nicht bekannt. Bondholder reagieren auf die neue Hiobsbotschaft dennoch geschockt und werfen Scholz-Anleihen aus ihrem Depot.

Anleiherestrukturierung ante portas? – Die Scholz Holding GmbH strebt die umfassende finanzielle Restrukturierung im Einvernehmen mit allen Fremdkapitalgebern an und hat hierfür konstruktive Gespräche mit ihren Hauptfinanzgläubigern begonnen. Dadurch soll das bereits weitgehend restrukturierte operative Geschäft mit einer wieder nachhaltig soliden Kapitalbasis unterlegt werden, heißt es in der heutigen Mitteilung. Bei dem seit September 2015 laufenden Investorenprozess gebe es „im Grundsatz großes Interesse von Investoren“, neues Eigenkapital zuzuführen, vorausgesetzt, Scholz geht die „umfassende Restrukturierung der derzeitigen Kapital- und Schuldenstruktur“ an. Das dürfte auch die mögliche Restrukturierung der ausstehenden 8,5%-Schuldverschreibung (2012/17) über nominal 182,5 Mio. EUR mit einschließen. Welche konkreten Schritte hierfür mitunter ins Auge gefasst werden, ist noch nicht bekannt. Da der Scholz-Bond nach österreichischem Recht begeben wurde, ist inzwischen ein Kurator nach dem österreichischen Kuratorengesetz bestellt worden, um eine gemeinsame Vertretung der Bondholder zu gewährleisten und deren Interessen wahrzunehmen. Die Anleihegläubiger reagieren geschockt – am Morgen hatte sich der Bond auf nur noch 20% halbiert.

Kaufangebot läuft aus: Die Schnigge Wertpapierhandelsbank AG hatte vor Weihnachten sämtlichen Inhabern der umlaufenden 7,75%-Unternehmensanleihe (2012/17) der Singulus Technologies AG ein zweistufiges, freiwilliges Kaufangebot für deren TSV unterbreitet. Das Erwerbsangebot über maximal 5 Mio. EUR und zu einem Angebotspreis von fixen 18% gilt befristet nur noch bis heute Mitternacht. Schnigge weist folglich darauf hin, dass Bondholder, die das Angebot noch annehmen wollen, ihrer Bank umgehend Weisung erteilen müssen. Die Wertpapierhandelsbank wurde mit der Durchführung des Erwerbsangebots von einem bereits in der Singulus-Anleihe investierten institutionellen Anleger beauftragt. Dieser Investor war laut Schnigge auf der letzten AGV am 28. Oktober 2015 der am Betrag der gehaltenen Anleihen gemessen größte anwesende Bondinhaber und beabsichtigt, die anstehende Anleiherestrukturierung u.a. via Debt-Equity-Swap konstruktiv zu begleiten. Das Erwerbsangebot zielt insofern wesentlich darauf ab, weitere TSV auf den namentlich nicht genannten Investor zu vereinen und somit das Erreichen des erforderlichen Mindestquorums bei der am 18. Januar anstehenden AGV zumindest zu erleichtern.

Aufatmen bei Air Berlin: Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat die umstrittenen Code-Share-Flüge zwischen Deutschlands zweitgrößter Airline und Mehrheitsaktionär Etihad Airways im aktuellen Winterflugplan genehmigt. Danach muss das Luftfahrt-Bundesamt die Genehmigung für 26 Strecken mit Auslandszielen zunächst bis zum 26. März 2016 erteilen. Für fünf innerdeutsche Gemeinschaftsflüge wurde der Antrag dagegen abgelehnt. Insgesamt habe Etihad 83 Code-Share-Flüge beantragt, wovon ein Großteil durch das Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) abgedeckt und genehmigt ist. Die übrigen Gemeinschaftsflüge seien dagegen strittig, weil sie offenbar nicht von einem internationalen Abkommen gedeckt sind. Allerdings würden Deutschland und die VAE aktuell an einer Neuregelung des Abkommens arbeiten. Die jetzige Entscheidung verschafft Air Berlin zunächst für die restliche Dauer des Winterflugplans die nötige Planungssicherheit und folglich entsprechende Umsätze. Aktie und Bonds reagieren trotzdem relativ gelassen auf die Entscheidung.

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