Anleihen heute im Fokus: Schneekoppe, Ekosem, 3W Power/AEG PS, Metalcorp, RENA, Ariston

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Nach der erneuten Pleite eines Mittelstandsanleihenemittenten rufen erste Anlegerschutzverbände betroffene Bondholder bereits zur Bündelung ihrer Interessen auf. Für die Inhaber des ausstehenden Schneekoppe-Bonds positioniert sich One Square Advisory als möglicher gemeinsamer Anleihevertreter. Unterdessen läuft es für die vor allem in Russland tätige Ekosem-Agrar Milch sei Dank operativ weiterhin gut. Creditreform beurteilt die geopolitischen Spannungen, überwiegend ausgelöst durch die Russland-Sanktionen, derzeit aber als riskant und stuft das Unternehmen daneben u.a. auch wegen verschlechterter Finanzkennzahlen in Folge des forcierten Wachstums auf nur noch B+ herab. Neben 3W Power/AEG PS, Metalcorp, RENA und Ariston gab es heute Vormittag noch weitere Neuigkeiten von der Maritim Vertriebs GmbH und der VST Building Technologies AG.

1408-header-mueslidose_id4779Nachdem die Schneekoppe Lifestyle GmbH – Gesamtrechtsnachfolger der Schneekoppe GmbH & Co. KG – in der Vorwoche Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung nach § 270b InsO gestellt hat, ruft die One Square Advisory Services GmbH die Inhaber der ausstehenden 6,45%-Schuldverschreibung (2010/15) über 10 Mio. EUR zur Bündelung ihrer Interessen auf. Es gehe um die Einberufung einer Gläubigerversammlung durch die Anleiheinhaber und die mögliche Bestellung eines gemeinsamen Anleihevertreters bei einer derartigen Veranstaltung. Der Sanierungsspezialist mit Sitz in München stehe bereits mit Investoren in Kontakt, um die Lage zu sondieren. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich One Square, vertreten durch Geschäftsführer Frank Günther, bei einem möglichen Gläubigertreffen zur Wahl des gemeinsamen Anleihevertreters aufstellen lässt. Bondholder, die ihrerseits Interesse an einer Vertretung durch One Square Advisory haben, können sich u.a. unter www.onesquareadvisors.com mit ihren Anliegen auch direkt an die Gesellschaft wenden. Zum Hintergrund der Schneekoppe-Insolvenz …

Die Ekosem-Agrar GmbH, deutsche Holdinggesellschaft der auf Milchproduktion in Russland ausgerichteten Unternehmensgruppe Ekoniva, scheint sich trotz der geopolitisch zugenommenen Risiken weiterhin solide auf Wachstumskurs zu befinden: So hat der eigenen Angaben zufolge größte europäische Rohmilcherzeuger per Ende Juni seine Milchkuhherde im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Viertel auf 20.800 Tiere erweitert. Die gesamte Rinderherde legte von 41.180 um 20,1% auf 49.450 Tiere zu. Entsprechend dazu nahm auch die Milchleistung von 345 Tonnen pro Tag Ende Juni 2013 auf jetzt 450 Tonnen zu. Augrund der aktuellen Unterversorgung und der weiterhin hohen Nachfrage befinde sich der Rohmilchpreis der Unternehmensgruppe in Russland mit umgerechnet 47 Eurocent je Liter stabil auf sehr hohem Niveau (Juni 2013: 41,50 Eurocent). Die Unternehmensgruppe plant mit der Errichtung neuer moderner Milchviehanlagen in den Regionen Novosibirsk, Kaluga, Tjumen und Woronesch ihren Wachstumskurs weiter fortzusetzen. Damit sollen ebenso die Voraussetzungen geschaffen werden, die Milchkuhherde bis Ende 2015 auf mehr als 25.000 Tiere zu erweitern.

Ekosem ist der drittgrößte Milchanbieter in Rußland Quelle: Ekosem Agrar Neben der positiven Entwicklung im Milchbereich wartet der Pflanzenbau der Gruppe ebenfalls mit neuen Bestmarken in der aktuellen Erntesaison auf. Bei Getreiden und Luzernen wurde die höchste Ernte der Unternehmensgeschichte eingefahren. Auch die Preise liegen trotz der landesweit hohen Ernteerträge weiterhin auf einem attraktiven Niveau, so Ekosem weiter. „Wir verfügen in allen Produktbereichen über eine gute bis sehr gute Marktpositionierung. Das bestätigt auch die Creditreform, auch wenn sie unter anderen aufgrund der geopolitischen Risiken die Ratingnote von BB (watch) auf B+ gesenkt hat. Wir sind von unserem strategischen Kurs und den Chancen des Marktes vollends überzeugt und werden diese konsequent nutzen. Auch die jüngste Vereinbarung neuer Finanzierungen mit zwei führenden russischen Banken zeigt, dass unser Geschäftsmodell auf soliden Füßen steht“, erklärt Ekosem-CFO Wolfgang Bläsi. Stefan Dürr, Mitgeschäftsführer und Hauptgesellschafter der Ekosem-Agrar ergänzt: „Die gegenseitigen Sanktionen führen zu nichts und richten auf beiden Seiten Schaden an. Auch wenn für uns als lokaler Produzent die Auswirkungen klar positiv sind, hoffe ich, dass sich alle Beteiligten schnellstmöglich an einen Tisch setzen und der Sanktionsspirale ein Ende setzen. Ungeachtet dessen verläuft unser operatives Geschäft sehr solide.“ Ekosem plant, den Umsatz und das operative Ergebnis (EBITDA) 2014 deutlich zu steigern und auch ein höheres Nettoergebnis einzufahren.

03Vorläufige Q2-Zahlen und einen Ausblick auf die laufende Konzernrestrukturierung berichtete im gestrigen Tagesverlauf die 3W Power S.A./AEG Power Solutions Gruppe. Nach dem deutlichen Umsatz- und Gewinnwachstum im ersten Halbjahr 2014 der Metalcorp Group B.V. (BondGuide berichtete) stuft die KFM Deutsche Mittelstand AG in ihrem aktuellen Mittelstandsanleihen-Barometer die im Frankfurter Entry Standard umlaufende 8,75%-Schuldverschreibung (2013/18) über aktuell 31,24 Mio. EUR mit fünf von fünf Sternen weiterhin als „äußerst attraktiv“ ein. Zum KFM-Mittelstandsanleihen-Barometer …

f5d7c7868b.RENAgmbhTime to say Goodbye: Nach dem heutigen Handelstag wird die Einbeziehung der ausstehenden Schuldverschreibungen der insolventen RENA GmbH in den jeweiligen Mittelstandssegmenten beendet. So soll das Listing der 7%-RENA-I-Anleihe (2010/15) über 43 Mio. EUR im Stuttgarter Bondm und des 8,25%-RENA-II-Bonds (2013/18) im Volumen von über 34 Mio. EUR im Frankfurter Entry Standard für Anleihen eingestellt werden. Danach werden beide Bonds in den jeweiligen Freiverkehrssegmenten aber weiterhin handelbar sein. Begründet wurde der Segmentwechsel mit Berichts- und Folgepflichten in den jeweiligen Anleihesegmenten, die aufgrund des eröffneten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung nicht länger fristgemäß erbracht werden können. Zuletzt stellte der Spezialmaschinenbauer die operativen und organisatorischen Weichen für die Zeit nach der Insolvenz – die jüngsten Entwicklungen rund um die RENA-Insolvenz …

Wenig ermutigend war die gestrige Ankündigung der Ariston Real Estate AG, die Veröffentlichung eines Halbjahresfinanzberichts im Zusammenhang mit der Einbeziehung der in 2011 begebenen 7,25%-Unternehmensanleihe (2011/16) über zuletzt 3,1 Mio. EUR im Düsseldorfer Freiverkehr künftig zu unterlassen. Dies betreffe bereits die Veröffentlichung des Halbjahresfinanzberichts zum 30. Juni 2014. Unabhängig davon werde die Immobiliengesellschaft nach dem Regelwerk für das Marktsegment m:access der Börse München einen Emittentenbericht veröffentlichen. Der Bericht werde jedoch nur noch solange veröffentlicht, wie die Notierung der Aktien nicht beendet wurde. Das Delisting wurde von der Hauptversammlung am 27. Juni 2014 zum Ende des Jahres 2014 beschlossen.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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