Anleihen heute im Fokus: Deutsche Forfait, German Pellets, RENA, Wöhrl

Foto @ DF Deutsche Forfait AG

Tage der Entscheidung stehen bei der Deutschen Forfait an. Noch bis einschließlich kommenden Donnerstag stimmen die Stakeholder des Außenhandelsfinanzierers über die geplanten Maßnahmen zur Finanzrestrukturierung ab. Angesichts der gegebenen Schieflage ist eine Beteiligung von Anleihegläubigern und Aktionären von existenzieller Bedeutung. Scheitert das Rettungskonzept, scheint die finanzielle Sanierung des Unternehmens außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens unwahrscheinlich.

Entscheidungswoche bei DF Deutsche Forfait AG: Der Außenhandelsfinanzierer forciert seinen operativen Neustart. Voraussetzung hierfür sind zuvor jedoch umfassende Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung des angeschlagenen Außenhandelsfinanzierers. Die Inhaber der umlaufenden 7,875%-Schuldverschreibung (2013/20) über nominal 30 Mio. EUR sind noch bis zum 22. Januar (24 Uhr) dazu aufgerufen, mit ihrem Stimmrecht an der Abstimmung ohne Versammlung teilzunehmen. Die Restrukturierung der Anleihe – u.a. über einen freiwilligen Debt-Equity-Swap, einer Zinsreduzierung und der vorübergehenden Aussetzung von Kündigungsrechten – ist Voraussetzung für weitere Maßnahmen. Darunter fallen sodann die geplanten Eigenkapitalmaßnahmen – zu beschließen von den DFAG-Aktionären auf der HV am 22. Januar – und die Kreditzusage einschließlich Zinsreduzierung der kreditgebenden Banken. Gemäß Sanierungsgutachten ist die DFAG ohne die Reduzierung der Fremdkapitalzinsen auch bei Durchführung der übrigen Kapitalmaßnahmen nicht sanierungsfähig. Derweil hätten die Banken vorbehaltlich der Zustimmung ihrer Gremien erklärt, dem Unternehmen weiter mit Kredit zur Verfügung zu stehen und auf eine Besicherung ihrer Kredite verzichten zu wollen. Damit sei weiterhin eine Ranggleichheit zwischen Anleihegläubigern und Banken sichergestellt.

Die Maßnahmen auf der Eigenkapitalseite werden ebenfalls dringend benötigt, um die operative Handlungsfähigkeit der Gesellschaft wieder herzustellen, nachdem hohe Verluste in Folge des OFAC-Listings zu einem negativen Eigenkapital geführt haben. Bondholder, die an der Abstimmung teilnehmen, müssen ihre Stimme im Zeitraum von Dienstag, 20. Januar, 0 Uhr bis Donnerstag, 22. Januar, 24 Uhr in Textform gegenüber dem Abstimmungsleiter, Notar Dr. Klaus Piehler, abgeben. Außerhalb des Abstimmungszeitraums (davor oder danach) eingehende Stimmabgaben sind nicht wirksam. Nähere Details und das Formular zur Stimmabgabe sind auf www.dfag.de/investor-relations/anleihe/ hinterlegt. Zum BondGuide-Interview mit DFAG-CFO Frank Hock gelangen Sie hier.

German_Pellets-sack05aOrdentlich ins Schwitzen kamen zu Wochenbeginn die Inhaber der umlaufenden German-Pellets-Anleihen. Zuvor hatte die Torgauer Zeitung (TZ) berichtet, dass am sächsischen Standort des führenden Herstellers und Anbieters von Holzpellets seit Anfang Dezember vorigen Jahres kurzgearbeitet werden würde. Angesichts „fehlender Informationen durch die Unternehmensleitung“ wurde über die Gründe nur spekuliert. So könnten nicht beglichene Rechnungen an Rohstofflieferanten oder auch ein Auftragseinbruch dafür verantwortlich sein, so die TZ weiter. Unterdessen brachte BondGuide in Erfahrung, dass die Gerüchte über die Kurzarbeit zwar stimmen, allerdings aufgrund des eher simplen Umstands, der auf die temporäre Rohstoffknappheit bei Sägespänen und -materialien etc. vor Ort zurückgehe, so German Pellets im Gespräch. Bald darauf bestätigten auch die Wismarer in einer Stellungnahme die Einführung von Kurzarbeit am Standort aufgrund von Rohstoffknappheit vor Ort.

3e3d31af61_Rena_gmbhDie Trockenzeit bei der insolventen RENA GmbH scheint fürs Erste überwunden. Nach ersten operativen Erfolgen (BondGuide berichtete) nähere sich das Insolvenzverfahren des Gütenbacher Maschinenbauers seiner Endphase. Hierzu verständigten sich die Gläubiger auf der in der Vorwoche abgehaltenen Versammlung, dass Verfahren im Rahmen eines „Dual Track Prozesses“ weiterzuführen – der Verkauf der Vermögensgegenstände via M&A-Transaktion und eine Fortführung des Unternehmens im Wege eines Insolvenzplans. Beide Alternativen befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Bezüglich des Insolvenzplans sei konkret vorgesehen, dass die Insolvenzgläubiger über einen hierfür einzusetzenden Treuhänder eine Beteiligung in derzeit noch nicht bestimmter Höhe an der RENA GmbH erhalten. Die Insolvenzgesellschaft wiederum würde ihre betriebsnotwendigen Vermögenswerte in eine sogenannte RENA Neu GmbH (der Name steht noch nicht fest) einbringen. An der neuen Gesellschaft würden sich zudem die Investoren beteiligen, die das Insolvenzplanangebot ausarbeiten und so das für die Unternehmensfortführung notwendige Geld in Form von Eigenkapital bereitstellen. Den Insolvenzgläubigern werde ebenfalls angeboten, sich an der Bereitstellung dieses neuen Eigenkapitals pro rata zur ihren Insolvenzforderungen zu beteiligen.

Zusätzlich würde eine neue besicherte Anleihe im Volumen von bis zu 15 Mio. EUR begeben, um der Rena Neu GmbH ausreichend Kapital zur Finanzierung des Business Plans zur Verfügung zu stellen. Die Befriedigung der Gläubiger werde im Insolvenzplan über einen zukünftigen Verkauf der Beteiligung an der RENA Neu GmbH erfolgen. Es sei angedacht, diesen Verkauf bis 2017 abzuwickeln. Zusätzlich würden die Planinitiatoren derzeit die Bereitstellung einer Barabfindung für diejenigen Gläubiger prüfen, die nicht auf einen Verkauf des Unternehmens in der Zukunft setzen wollen. Bis Anfang Februar soll nun ein einreichungsfähiger Insolvenzplan vorgelegt werden, der von mindestens 50% der Gläubiger unterstützt wird und wirtschaftlich mindestens auf dem Niveau des M&A Prozesses liegt. Parallel werde seit Oktober 2014 durch die M&A Berater von Roland Berger ein Verkaufsprozess koordiniert. Die Geschäftsführung gehe davon aus, dass in diesem Verkaufsprozess zeitnah ein beurkundetes Angebot vorliegen werde. Für den Fall, dass ein Distressed Merger gegenüber dem Insolvenzplan vorgezogen werde, sei mit einem Vollzug der Transaktion im Februar/März 2015 zu rechnen. Etwaige Entscheidungen hierüber stehen frühestens im Februar an.

Mit Wöhrl steht der nächste Mode-Bond in den Startlöchern. Quelle: Rudolf Wöhrl AGDie Rudolf Wöhrl AG zieht weiter an: Der traditionsreiche Fashionretailer beendete das Geschäftsjahr 2013/14 (1.8.13 bis 31.7.14) mit einer Ergebnisverbesserung. Die Verkaufserlöse kletterten im Berichtszeitraum zwar nur um 2% auf 332 Mio. EUR, dahingegen verbesserte sich der Rohertrag angesichts optimierter Kostenstrukturen und der Hebung von Synergien aus der Kooperation mit SinnLeffers um 6,5 Mio. EUR auf knapp 132 Mio. EUR. Das EBITDA wurde auf 11,6 Mio. EUR mehr als verdoppelt, das EBIT betrug 6,4 Mio. EUR nach 0,1 Mio. EUR im Vorjahr. Unterm Strich fuhr Wöhrl ein Nettoergebnis von etwa 1,4 Mio. EUR ein, nachdem im Vorjahr an dieser Stelle noch ein negatives Ergebnis von über 5 Mio. EUR ausgewiesen werden musste. Neben einer zunehmenden Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Wöhrl und SinnLeffers zählten umfangreiche Investitionen zur Modernisierung der Modehäuser und Verkaufsflächen für die Nürnberger 2013/14 zu den Jahreshighlights. „Das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres ist für uns ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg nach vorne. Als Etappenziel sind wir damit auch zufrieden, doch wir können mehr und werden alles daran setzen, in den kommenden Jahren weiter zuzulegen“, kommentiert CEO Olivier Wöhrl die aktuelle Entwicklung des Modeeinzelhändlers.

WohrlIm Rahmen der Kooperation mit SinnLeffers werden im laufenden Geschäftsjahr weitere Projekte umgesetzt. Außerdem stehen weitere Investitionen sowie mögliche Erweiterungen des Filialportfolios auf der Agenda. Da die avisierten Investitionen aber geringer ausfallen sollen, rechnet das Familienunternehmen mit einer positiven Entwicklung des Gesamtcashflows. Bei konstanten Nettoumsätzen und aufgrund der genannten Synergien wird ein Ergebnis mindestens auf Höhe des Vorjahreswerts in Aussicht gestellt. Zum letzten BondGuide-Beitrag …

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