Anleihen am Mittag im Fokus: Dürr, KTG, RENA, Deutsche Forfait, Air Berlin

Mit dem Ohr am Markt für Mittelstandsanleihen.
Foto: © PantherMedia/voronin76

Zur Mittagszeit setzen die Bonds von RENA ihre Talfahrt nach der gestrigen Handelsaussetzung fort, während bei den Schuldverschreibungen der Deutschen Forfait, KTG Agrar und KTG Energie die Vorzeichen heute auf Erholung stehen. Unterdessen sorgen Gerüchte über eine neue Dürr-Anleihe und der neuerliche Aufschub der Bilanz-PK bei Air Berlin für zum Teil wilde Spekulationen.

Die Spekulationen der letzten Tage um die Dürr AG dürften sich bewahrheiten. Medienberichten zufolge wird der Anlagenbauer für die Automobilindustrie eine neue Unternehmensanleihe mit einem Volumen von 300 Mio. EUR emittieren. Das neue Wertpapier soll dem Vernehmen nach mit einem niedrigen 2,875%-Kupon ausgestattet sein und eine Laufzeit von sieben Jahren mit Endfälligkeit im April 2021 haben, Ausgabe- und Valutatag sei am kommenden Donnerstag, den 3. April, vorgesehen. Die Transaktion werde von Deutsche Bank und HSBC begleitet. Mit der neuen Anleihe wurde zuletzt auch die Ablösung der offiziell noch bis Ende September 2015 laufenden 7,25%-Schuldverschreibung über 225 Mio. EUR aus dem Jahr 2010 diskutiert. Ein offizielles Statement zum neuen Dürr-Bond bzw. zu einer etwaigen vorzeitigen Kündigung der Altanleihe gibt es bislang aber noch nicht.

Nachdem die Schuldverschreibungen von KTG Agrar und der verbundenen Konzerntochter KTG Energie zuletzt deutlich unter Abgabedruck gerieten, reagierten beide Unternehmen geradezu vorbildlich mit einer kursstabilisierenden Pressemitteilung. Danach könne die KTG-Führung den jüngsten Kurssturz bei Aktie und Anleihen nicht nachvollziehen. An dem am 20. Februar veröffentlichten positiven mittelfristigen Ausblick bis 2017 – Umsatz mehr als 300 Mio. EUR, EBIT über 36 Mio. EUR – habe sich nichts geändert. KTG Agrar werde seinen Wachstumskurs fortsetzen, die Investitionsphase sei abgeschlossen. Auch gebe es derzeit keine negativen Auswirkungen der Krim-Krise auf die Geschäftsentwicklung. Im Gegenteil: KTG profitiert von einem Anstieg der Agrarrohstoffpreise, die im Rahmen der Krim-Krise allein in den vergangenen Wochen um gut 20% gestiegen seien.

„Aus operativer Sicht sind wir mit dem Start in das Jahr 2014 sehr zufrieden“, betont KTG-Agrar-CEO Siegfried Hofreiter und ergänzt: „Darüber hinaus sind zum Erreichen unserer mittelfristigen Umsatz- und Ertragsziele keine wesentlichen Investitionen mehr nötig. Wir werden jetzt das Potenzial unserer getätigten Investitionen in Ackerland, Biogasanlagen und Nahrungsmittelproduktion voll ausschöpfen, unseren Cashflow weiter steigern und in den kommenden Jahren unsere Eigenkapitalquote erhöhen und Fremdfinanzierung zurückführen.“

KTG Energie bekräftigte heute auf Basis der positiven Entwicklung im 1. Quartal (Nov. 2013 bis Jan. 2014) die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2013/14: „Wir haben im 1. Quartal unser Wachstum fortgesetzt, bauen derzeit unseren Anlagenbestand planmäßig aus und sind überzeugt, unsere Prognose für 2014 zu erreichen“, versichert KTG-Energie-CEO Dr. Thomas Berger. Gegenüber dem Rumpfgeschäftsjahr 2013 soll der margenstarke Umsatz aus dem bestehenden Anlagenbetrieb 2013/14 auf bis zu 65 Mio. EUR steigen (Jan. bis Okt. 2013: 42 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge soll rund 27% betragen, was einem EBITDA von bis zu 17 Mio. EUR (+25% ggü. Vj.) entspreche. Das EBIT soll in einer Bandbreite zwischen 9 und 9,5 Mio. EUR (+18% ggü. Vj.) liegen, die EBIT-Marge dann bei mindestens 15%. Außerdem soll die Produktionskapazität durch den Ausbau bestehender Anlagen bis Juli auf rund 50 MW wachsen, ggü. 41 MW zum 31. Oktober 2013.

Bei der RENA GmbH sind die Würfel gestern endgültig gefallen: Der angeschlagene Maschinenbauer wagt den Schritt nach vorn und flüchtet in die Insolvenz (zum Beitrag). Geplant ist die Fortsetzung der Sanierung in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Die beiden Schuldverschreibungen im Gesamtvolumen von knapp 78 Mio. EUR verbuchen nach der vorübergehenden Handelsaussetzung zur Stunde mit -30% (2010/15) und -33% (2013/18) dementsprechend erneut massive Kursverluste. Weiterhin im Fokus steht auch die Deutsche Forfait AG: Die Ratingagentur Scope kassierte gestern das Unternehmensrating und stufte den Forfaitierungsspezialisten deutlich von zuvor BB+ um fünf Stufen auf jetzt nur noch B- herab. Mit dem Zusatz „under review“ behielt sich die Agentur gleichzeitig eine weitere mögliche Herabstufung oder gar die Einstellung des Ratings vor. Die DFAG reagierte ihrerseits mit einer Verschiebung der Vorlage des Geschäftsberichts 2013 bis auf Ende April (zur News).

Unter Kursdruck stehen zur Mittagszeit die Bonds von Air Berlin. Nachdem Deutschlands zweitgrößte Fluglinie erst in der Vorwoche die ursprünglich für den 20. März geplante Bilanzpressekonferenz wegen „fortgeschrittener Gespräche über Handlungsoptionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden“ um eine Woche auf den 27. März verschob, erfolgte nun ein weiterer Aufschub bis spätestens Ende April. Begründung: Air Berlin arbeite derzeit an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung, die Eigenkapital und Liquidität der Fluggesellschaft stärken würde. Das Unternehmen setze daher die Gespräche dazu mit seinen Gesellschaftern und weiteren Parteien fort. Spekulationen zufolge stehe die angeschlagene Fluglinie vor einer größeren Umstrukturierung. In dessen Verlauf könnte der arabische Großaktionär Etihad Air Berlin vollständig schlucken und im Anschluss die Gesellschaft entweder von der Börse nehmen und in eine GmbH umwandeln, Air Berlin in mehrere Gesellschaften aufteilen oder aber mit einer oder mehreren europäischen Airlines verschmelzen.

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