Musterdepot-Update: Ree!

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In den vergangenen zwei Wochen büßte alles hier und dort ein wenig ein – das Gegenteil war die Ausnahme. Dieses Jahr wird erneut nicht leicht werden.

Aber da sind wir am Markt für KMU-Anleihen keinesfalls allein: Auch der Aktienmarkt wird dieses Jahr nicht im Schnitt 15% zulegen wie 2021. Im Gegenteil, aktuell liegen wir im Minus bei DAX & Co: Der sog. Januar-Effekt verpuffte, was per se schon auf ein eher ungemütliches Jahr hindeutet. Aktien und Anleihen sollten eigentlich nicht miteinander korrelieren, doch haben wir genau das weit mehr als einmal erlebt.

Mit vermeintlichen Zinserhöhungen in der Eurozone droht nicht nur Aktien, sondern auch Bestandsanleihen Ungemach. Indes, das könnte auch Verbalakrobatik bleiben – derzeit noch recht unklar. Die Leitzinsen in der Eurozone zu erhöhen, ohne dass unsere Mittelmeeranrainer von den Fliehkräften der Kapitalmärkte davongetragen werden, ist meines Erachtens ein Ding der Unmöglichkeit.

Statt Pest wird man sich eher für Cholera entscheiden: „vorübergehende Inflation“ eben. Auch der jüngste Marktkommentar der mwb lautete recht genau in diese Interpretationsrichtung, die ich bis auf Widerruf teile: Zwischen uns und Ungemach passt kein Blatt.

Vielleicht sollte einmal kurz gesagt werden, wo Leitzinsen (auch, aber nicht nur) unsere KMU-Anleihen überhaupt tangieren könnten. Mit steigenden Leitzinsen werden ältere Anleihen ein Stück weit unattraktiver, da jüngere einen höheren Kupon tragen. Unternehmensanleihen werden theoriegemäß also ebenfalls ¼ oder ½ höher emittieren. In der Theorie.

In der Praxis ergab sich in der Vergangenheit dieser direkte Zusammenhang zwischen Zinsniveau und KMU-Emissionen nicht dermaßen stringent – andere Faktoren bei der Preisbildung spielten eine wichtigere Rolle. Das möchte ich gern mit einem metaphorischen Beispiel veranschaulichen.

Auch ich habe ein Rennrad, ein professionelles sogar. Das wurde mit einem brettharten Sattel ausgeliefert, der nur knapp 200 Gramm wiegt. Gesamtgewicht des Rads: weniger als 8 kg. Als erstes habe ich den Sattel getauscht nach dem Kauf seinerzeit. Es erscheint mir leichter – und sinnvoller –, 1 kg Körpergewicht zu sparen als 200 Gramm Differenz zwischen Brett- und Komfortsattel.

Will sagen: Eine Veränderung im Leitzins der EZB – noch dazu reden wir hier von der zweiten, allenfalls ersten Nachkommastelle – hätte irgendwelche dezidierten Auswirkungen auf die Bepreisung von KMU-Anleihen, mit denen ich an dieser Stelle ausdrücklich Mittelstandsanleihen meine, nicht Benchmark-Anleihen von Grenke Leasing oder gar SAP oder dergleichen. Im Profibereich indes könnte eine Änderung um ¼ Punkt schon eine Verdoppelung ihrer Kapitalkosten bedeuten.

Bester Performance-Bringer, jedenfalls relativ, der letzten zwölf Monate ist übrigens Homann Holzwerkstoffe. Zum mageren Kupon von 4,5%, emittiert vor fast genau einem Jahr, gesellen sich 3,5% Kursgewinn. Gesamtrendite bis dato: 7,4%. Auch die neu aufgenommenen NZWL 2021/26 und Photon Energy 2021/27 liegen dank Kurszuwächsen seit ihren Emissionen mehr als ihren relativen Kuponanteil im grünen Bereich.

Unsere Problemkinder im Depot sind uns sehr wohl bekannt. Um diese kurz zusammenzufassen: GECCI erholt sich langsam von unglücklichen Abverkäufen im Frühwinter, Eyemaxx VIII ist nach unserem Dafürhalten unterbewertet (außer auch die Grundbuchbesicherung erweist sich als „haltlos“), Ekosem-Agrar mit Russland-Malus und Joh. Fr. Behrens sollte noch rund 30 Prozentpunkte Nachschlag bringen.

Ausblick
Derzeit bewegt sich auch der KMU-Anleihemarkt wie eine Fahne im Wind: zwei Tage rauf, drei runter – oder umgekehrt oder durchgemischt. An der aktuellen Aufstellung und Ausrichtung gibt es keinen akuten Änderungsbedarf.

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