Warum Hochzinsanleihen die nächste Konjunkturabschwächung gut überstehen könnten

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Anhaltende Inflations- und Rezessionsängste haben die Anleger verunsichert und Risse in den Kreditmärkten offengelegt. Die meisten Hochzinsanleihen könnten eine Konjunkturabschwächung jedoch dank fünf Schlüsselfaktoren überstehen. Der aktuelle Marktkommentar von Mark Benbow, High Yield Portfolio Manager bei Aegon Asset Management:

Die Fundamentaldaten der Hochzinsunternehmen und das Ausfallrisiko deuten darauf hin, dass der nächste Abschwung anders verlaufen könnte. Trotz der zahlreichen makroökonomischen Gegenwinde sind viele Hochzinsunternehmen in den Industrieländern gut positioniert, um einen wirtschaftlichen Abschwung zu überstehen, da sie einen geringen Verschuldungsgrad, gesunde Bilanzen und nur wenige kurzfristige Fälligkeiten aufweisen.

Die Ausfälle bei hochverzinslichen Unternehmen werden im Jahr 2022 angesichts der stabilen Fundamentaldaten der meisten Emittenten relativ gedämpft bleiben. Während das Rezessionsrisiko zunimmt und die Ausfallraten nach den jüngsten Tiefstständen leicht ansteigen, dürften die Ausfälle im nächsten Abschwung im Vergleich zu früheren Rezessionen geringer ausfallen, da viele Hochzinsemittenten eine solide Ausgangsbasis haben.

Die folgenden fünf Schlüsselfaktoren, werden die Höhe der Zahlungsausfälle beeinflussen und den Anstieg in Grenzen halten:

1. Hohe Zinsdeckungsquoten
Die Zinsdeckungsquoten befinden sich nahezu auf einem Rekordhoch, da sich die Gewinne der Unternehmen seit dem Tiefpunkt der Pandemie erholt haben. Der Zinsdeckungsgrad (EBITDA/Zinsaufwand) hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert, ist nahe an einem Allzeithoch und liegt deutlich über dem Niveau von 2008.

Klar ist jedoch, dass sich dieses Verhältnis aufgrund der Zunahme der Kreditrückzahlungen infolge höherer SOFR/kurzfristiger Zentralbankzinserhöhungen wahrscheinlich verschlechtern wird.

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2. Geringe Fremdkapitalaufnahme
Grundlegende Verbesserungen und eine disziplinierte Unternehmensführung im Anschluss an die Finanzkrise haben zu gesunden Bilanzen und einem niedrigen Fremdkapitalanteil geführt. Der Verschuldungsgrad ist seit dem Tiefpunkt der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen und liegt nun in der Nähe des Durchschnittsniveaus. Die verbesserten Energiefundamentaldaten erklären einen Großteil des gesunkenen Verschuldungsgrads, aber er ist auch recht breit angelegt.

3. Wenig Bedenken hinsichtlich der kurzfristigen Laufzeit
Viele Unternehmen haben ihre Bilanzen auslaufen lassen, so dass es in naher Zukunft kaum Probleme mit der Fälligkeitsstruktur gibt. Das Volumen der US-Hochzinsanleihen, die in den Jahren 2022 und 2023 fällig werden, ist relativ gering, was den Unternehmen genügend Flexibilität bei der Verwaltung ihrer Bilanzen geben und dazu beitragen dürfte, die Ausfallraten im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs im Jahr 2023 zu minimieren.

4. Rating-Upgrades übertreffen weiterhin die Downgrades
Die fundamentalen Verbesserungen spiegeln sich weiterhin in den Maßnahmen der Rating-Agenturen wider, da die Hochstufungen (Rising Stars) weiterhin die Herabstufungen (Fallen Angels) übertreffen.

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5. Hochwertiger High-Yield-Markt
Solide Grundlagen in Verbindung mit Rating-Heraufstufungen haben zu einem der hochwertigsten Hochzinsmärkte seit Jahrzehnten geführt. Innerhalb des Bloomberg US Corporate High Yield Index befinden sich die BBs auf einem Allzeithoch, während die CCCs unter dem historischen Durchschnitt und niedriger als 2008 liegen.

Darüber hinaus wurden viele der am stärksten in Bedrängnis geratenen Unternehmen durch die verschiedenen Abschwünge seit 2008, wie die Mini-Energiekrise in den Jahren 2015-2016 und die globale Pandemie im Jahr 2020, vom Hochzinsmarkt verdrängt. Dies hat zu einem relativ hochwertigen High-Yield-Markt mit wenigen Notlagen geführt. Die nächste Konjunkturabschwächung könnte zwar zu Herabstufungen führen, aber die insgesamt hohe Qualität der Ausgangsbasis kann dazu beitragen, dass die Belastung begrenzt wird.

Mark Benbow, Aegon AM

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