Peso, Lira, Rand oder Real – wo lohnt sich ein Investment?

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Die großen Schwellenland-Währungen waren in der Corona-Pandemie abgestürzt – einige haben sich wieder gefangen. Von Manuel Heyden*

Im Corona-Jahr ist es vielen bedeutenden Schwellenland-Währungen schlecht ergangen: Mexikanischer Peso, Türkische Lira, Brasilianischer Real und Südafrikanischer Rand haben gegenüber US-Dollar und Euro kräftig abgewertet, teilweise um 50%. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die rasante Talfahrt dem Ende zugegangen ist. Allerdings schlagen sich die Währungen höchst unterschiedlich. Deklinieren wir einmal die Lage durch.

Mexiko, zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas nach Brasilien, wird ökonomisch gesehen mit zwei tiefblauen Augen durch die von Corona ausgelöste Wirtschaftskrise kommen. Schlechte Zahlen zwar, aber immer noch besser als die -10% in Brasilien oder gar -20% in Südafrika. Mit hinabgerissen wurde aber auch Peso. Er verlor binnen Jahresfrist satte 35%. Reichten Mitte Februar noch 20 Peso für einen Euro, musste man dafür anderthalb Monate später 27,31 auf den Tisch legen. Seitdem besserte sich sein Kurs stetig und liegt nun nur noch bei gut 24 Peso. Wer hier rechtzeitig einstieg, konnte von der Erholungsphase bereit mit elf Prozent profitieren.

Auch der Real stürzte innerhalb eines Jahres heftig ab: Bekam man im vergangenen Dezember nur 4,5 Real für einen Euro, waren es in diesem November schon 6,7. Von da ab ging es bergauf, wenn auch nur leicht auf 6,2 Real. Mehr als 4,5% Gewinn konnten jene Investoren verbuchen, die diese Phase erfasst hatten.

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Im freien Fall nach Süden, passend zur Lage auf dem Globus, war der Kurs des südafrikanischen Rands. Erhielt man noch vor einem knappen Jahr nur 15,5 Rand pro Euro, waren es Anfang August schon 21. Aus Sicht eines Euro-Besitzers erfreulich, für Rand-Inhaber eine Abwertung von einem Drittel. Anders in diesen Tagen: Statt 21 müssen Südafrikaner nun lediglich knapp 18,5 Rand für einen Euro berappen – 12% weniger. Höchste Zeit also für risikoaffine Investoren, einen Einstieg in Betracht zu ziehen.

Die Türkische Lira hat einen langen Leidensweg hinter sich: In den vergangenen fünf Jahren hat die Währung mehr als zwei Drittel ihres Wertes verloren, allein in diesem Jahr ein Drittel. Mitte November konnte die Türkische Lira die erfolgreichste Woche seit 19 Jahren verbuchen. Innerhalb weniger Tage sank der Preis von 10 auf knapp 9 Lira, die man für einen Euro erhielt. Nun liegt er wieder bei rund 9,5, immer noch ein Plus von 5%.

Alles dreht sich um den Impfstoff
Dass sich die Aussichten für die meisten Währungen und Volkswirtschaften wieder aufhellen, hat einen einfachen Grund: Getrieben wird der weltweite Aufschwung durch die angekündigten Anticorona-Impfstoffe, die eine Erholung der Weltwirtschaft und Touristenströme erhoffen lassen. So schrieb der Chefvolkswirt des internationalen Bankenverbandes „Institute for International Finance (IIF)“, Robin Brooks: „Ein Impfstoff wird eine Rally der Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar entfesseln.“ Für den Euro gilt dies ebenso, auch wenn er derzeit in stärkerer Verfassung als der Dollar ist. Schon registrieren Marktbeobachter eine höhere Risikobereitschaft von Investoren, die den Währungen einen Schub geben könnte.

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Schrittweiser Wiedereinstieg
Die Vorzeichen haben sich also gebessert. Wagemutige Investoren sollten einen Einstieg in die Währungen oder Staatsanleihen der Schwellenländer erwägen. Die genannten Zahlen und jüngsten Entwicklungen sprechen da besonders für Südafrika und Mexiko, obwohl die Commerzbank bei der Vierer-Riege die Türkei und Südafrika vorn sieht. Doch zu unbeständig und unsicher sind die Verhältnisse in der Türkei. Anfang November hat der neue türkische Notenbankchef Naci Agbal gleich den Zinssatz von 10,25 auf 15% erhöht. Die Lira wertete sofort um knapp 10% auf, was Kreditrückzahlungen in Fremdwährungen verbessert und der Wirtschaft helfen könnte. Indes hatte die Türkei zuletzt eine Inflationsrate von 12%, was bei Renditeberechnungen natürlich immer berücksichtigt werden sollte.

Entscheidend ist jetzt, ob die Märkte wieder Vertrauen in die Geldpolitik fassen. Gerade in der Türkei greift Staatspräsident Erdogan auch einmal direkt und impulsiv in die Währungspolitik ein. Mehrfach hat er gegen hohe Zinsen massiv polemisiert und nach Ansicht von Experten dürfte er diese nur vorübergehend tolerieren. Seit der Mini-Erholung, wohl eher ein Strohfeuer, hat sich die Lira auch wieder um 5% verschlechtert. Ich würde daher eher auf Rand, Peso und mit Abstrichen auf den Real setzen.

Manuel Heyden, nextmarkets

*) Manuel Heyden (M. Sc. , Jahrgang 1980) ist Mitgründer und CEO von nextmarkets, Europas gebührenfreiem Neobroker aus Köln. Als CEO steht er Büros in Köln, Lissabon und Malta mit aktuell 35 Mitarbeitern vor. nextmarkets wird von führenden Wagniskapitalgebern wie Peter Thiel, Founders Fund, Christian Angermayer, Axel Springer, Falk Strascheg und der börsennotierten FinLab AG unterstützt. Neben einem der größten Angebote auf dem Markt und innovativen Finanzprodukten wie Fractional Trading oder dem eigens entwickelten Geldmarktprodukt, zeichnet nextmarkets der klare Fokus auf Börsenwissensvermittlung durch kostenlose Coaches aus.