Inflation wirkt sich auf Bondpreise aus

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Die Angst vor stärkerer Inflation belastet derzeit die Rentenmärkte und könnte im Frühjahr auch zu deutlichen Kursrückschlägen auch an Aktienmärkten führen. Der aktuelle Marktkommentar von Andreas Gilgen, Leiter Portfolio Management der Bank Alpinum, Vaduz (Liechtenstein)

Die Inflation in den Industrieländern wird in den kommenden Monaten deutlich ansteigen und sicherlich einige Marktteilnehmer erschrecken. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum zeigte im Januar 2021 einen Anstieg auf 0,9%, dem höchsten Wert seit Februar 2020. Dieser Anstieg folgt auf eine fünfmonatige Deflation und übertraf deutlich die Markterwartung von 0,5%.

Wir erwarten, dass die monatliche europäische Inflationsrate im Jahresverlauf 2021 die Marke von zwei Prozent temporär überschreitet, hauptsächlich beeinflusst durch sogenannten Basiseffekte.

In den USA dürften die Werte sogar noch höher ausfallen. Der wichtigste Treiber wird die Erholung der globalen Ölpreise von den Tiefstständen im Frühjahr letzten Jahres sein. Dies allein könnte die Gesamtinflation in den Industrieländern um mehr als 1% erhöhen.

Die Neutralisierung der temporären Mehrwertsteuersenkungen in Deutschland und im Vereinigten Königreich wird die Inflation in diesen Ländern antreiben. Hinzu kommt, dass der jüngst explosionsartige Anstieg von Frachtkosten auch die Preise für importierte Güter in den USA und Europa in die Höhe treiben könnte.

Bei der Kerninflation erwarten wir „noch“ wenig Veränderungen, weshalb sich die Inflationszahlen innert Jahresfrist wieder auf einem tieferen Niveau einpendeln sollten. Sondereffekte im feinen Gefüge von Angebot und Nachfrage könnten jedoch zu Überraschungen führen, die die Inflation auch längerfristig über erwarten ansteigen lassen könnte.

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Deutliche Spuren an den Rentenmärkten
Das Inflationsgespenst hat in der jüngsten Zeit deutliche Spuren an den Rentenmärkten hinterlassen. Langfristige Anleihen haben mit der Versteifung der Zinskurve deutlich an Wert verloren, so liegen beispielsweise 20-jährige US-Staatsanleihen innerhalb von sieben Monaten mit 17% im Minus, während Anleihen gleicher Laufzeit in der Eurozone in den letzten Monaten knapp 8% einbüßten.

Der Februar bereitete den Händlern von 10-jährigen Staatsanleihen fast nur negative Tage. Einige der Kursabschläge scheinen auf Tagesbasis nur geringfügig zu sein. Wir haben jedoch das potenzielle geringe Einkommen von Jahren in wenigen Tagen verloren. Bei Anleihen aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich kommen zu den Negativ-Renditen jetzt auch noch Kursverluste von mehreren Prozentpunkten.

Treibende Faktoren sind einerseits die Erwartungen einer höheren Inflation, aber auch die Erwartung, dass die Zentralbanken mittelfristig die Liquidität aus den Märkten abziehen müssen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden. Inflationsbereinigt bleiben die Renditen von Rentenpapieren in Europa tief im Minus und sind deshalb wenig interessant.

Mit dem Anstieg der Zinsen am längeren Laufzeitenende haben sich auch schon die Zinsen für Hypotheken leicht versteift. Absolut gesehen liegen Hypothekarsätze in Europa immer noch auf einem sehr tiefen Niveau, aber eine Trendwende scheint sichtbar und steigende Zinsen sind nicht zwingend ein positives Signal für Renditeliegenschaften. Auf der anderen Seite wäre eine Abkühlung in teilweise überhitzten Immobilienmarkt auch wünschenswert.

Andreas Gilgen, Bank Alpinum

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