Gute Voraussetzung für ‚Goldilocks light‘-Szenario

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Das globale konjunkturelle Wachstum bleibt weiterhin sehr solide. Allerdings wirken seit Kurzem die weltweiten Lieferkettenprobleme sowie ein inflationsbedingt rückläufiges Konsumentenvertrauen dämpfend. Der aktuelle Kommentar von Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management

Beide Faktoren sollten aber temporär sein und dürften nicht zu einem größeren Wachstumseinbruch oder gar zu Stagflation führen. Eine negative Ausnahme bildet China, das durch eine Immobilienkrise konjunkturell gebremst wird. Diese Abschwächung der Wirtschaft ist aber von den chinesischen Behörden gewünscht und wird deshalb noch längere Zeit anhalten. Mittelfristig dürfte dies auch auf globaler Ebene dämpfende Auswirkungen haben. Eine Eskalation der Probleme in China ist allerdings nicht zu erwarten. Die Zentralbank (PBoC) lockert bereits seit einiger Zeit maßvoll die Geldpolitik und hat die Lage anscheinend unter Kontrolle.

Aufgrund dieser Dämpfung der Wachstumsdynamik passt die weiterhin sehr lockere Geldpolitik nunmehr wieder besser zum fundamentalen Umfeld. Eine monetäre Straffung bleibt trotzdem notwendig, aber in weniger starkem Ausmaß. Die Zentralbanken erhalten deshalb wieder etwas mehr Handlungsspielraum bei der Fortführung ihrer Unterstützungsmaßnahmen. Die Gefahr, dass die Notenbanken ‚hinter die Kurve geraten‘ und von den Märkten zu restriktiveren Maßnahmen gezwungen werden, nimmt ab. Insgesamt ergibt diese Kombination aus solidem, aber moderatem Wirtschaftswachstum, einer lockeren Geldpolitik und kontrollierter Inflationsentwicklung ein klassisches Goldilocks-Umfeld, das wir aufgrund der dämpfenden Faktoren als ‚Goldilocks light‘ bezeichnen würden. Die konjunkturelle Abschwächung dürfte allerdings nur temporär sein und ein erneutes Durchstarten in absehbarer Zeit erscheint uns als wahrscheinlich. Gleichzeitig dürfte die Inflationsdynamik vorübergehend wieder abnehmen. Damit ist die Gefahr einer aktuell viel diskutierten Stagflation vorerst sehr klein.

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Insgesamt bleibt damit das allgemeine Umfeld für die Aktien- und Kreditmärkte weiterhin positiv. Allerdings nimmt die Gefahr einer temporären Korrektur am Aktienmarkt zu. Hohe Bewertungen, etwas weniger Momentum bei der Geldpolitik sowie möglicherweise eine abnehmende Dynamik der Unternehmensgewinne wären gute Gründe für eine solche markttechnische Korrektur. Der Trend bei den langfristigen Zinsen bleibt nach oben gerichtet. Aber auch hier ist aus den genannten Gründen eine vorübergehende Konsolidierung mit wieder leicht tieferen Sätzen jederzeit möglich. Bei der Inflationsentwicklung wirken verschiedene kurzfristige und langfristige beziehungsweise strukturelle Faktoren, was eine genaue Einschätzung der weiteren Entwicklung erschwert. Kurzfristig dürfte sich aufgrund von Basiseffekten, einer Entspannung bei den Energie- und Immobilienpreisen sowie dem erwähnten leichten konjunkturellen Dynamikverlust eine Beruhigung einstellen.

Beat Thoma, Fisch AM

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