Ansteigende Inflation bringt Fed in potenziell schwierige Lage

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In Anbetracht der Gefahr, dass Engpässe in der Versorgungskette und erhöhte Inflationswerte mindestens bis Anfang 2022 anhalten werden, denken wir über die Reaktionsfunktion der Federal Reserve im Rahmen ihres neuen „Flexible Average Inflation Targeting” (FAIT) nach. Es unterstreicht die Toleranz der Fed für eine Überschreitung der Inflationsrate von 2% für einige Zeit. Schließlich ist die Fed mit ganz anderen Rahmenbedingungen konfrontiert als in der Zeit vor der FAIT-Ankündigung in 2020, als die marktbasierten Inflationserwartungen durchweg unter der tatsächlichen Inflation lagen. Der aktuelle Marktkommentar von Ellen Gaske, Lead Economist – G10 Economies, Global Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Income

Der aktuelle Preisanstieg bringt die Fed in eine potenziell schwierige Lage, wenn es darum geht, die Glaubwürdigkeit des neuen politischen Instruments zu verteidigen und gleichzeitig rechtzeitig zu handeln, falls die Inflation weiter ansteigt.

Die Hälfte der FOMC-Teilnehmer rechnet derzeit mit einer Zinserhöhung bis Ende nächsten Jahres. Andere äußern sich vorsichtig und argumentieren, dass die Geldpolitik oft mit Verzögerung wirkt. Demnach könnte eine zu frühe Anhebung der Zinssätze die Nachfrage in jenem Moment gefährden, in dem das Angebot wieder das Vor-Coronaniveau erreicht, was die Erholung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes gefährden könnte. Wir positionieren uns weiterhin auf der Seite der Vorsichtigen, da die Auswirkungen der fiskalischen Anreize bereits nachlassen und sich die globale Lieferkette mit Verbesserung der Corona-Bedingungen weiter erholen dürfte.

Die Renditen entlang der US-Kurve haben während des jüngsten Ausverkaufs verschiedene Formen von „Doppelspitzen” entwickelt. Am vorderen Ende stieg die 1-Jahres-OIS-Rendite weit über ihren Höchststand vom Februar hinaus auf 82 Basispunkte, was unserer Meinung nach das obere Ende der Spanne darstellt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass das Potenzial für vorzeitige Zinserhöhungen – auch wenn dies im Vergleich zu historischen Zinserhöhungszyklen ungewöhnlich ist – die Inflation eindämmen und das Ende des Zinserhöhungszyklus mit einem wesentlich niedrigeren Endsatz ermöglichen könnte als den 2018 erreichten von 2,5%. Dies entspricht auch der aktuellen Prognose des FOMC.

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Die derzeitige Volatilitätswelle und die aggressive Preisgestaltung der Fed-Fonds sind im Wesentlichen auf steigende Preise zurückzuführen, werden jedoch durch schlechte Liquiditätsbedingungen verschärft, da die Märkte nach wie vor nur unregelmäßig funktionieren. Auch der synchrone Ausverkauf an den entwickelten Märkten scheint zunehmend von der aktuellen Dynamik getrieben zu sein. Dies wirft die Frage auf, ob das derzeitige Tempo der steigenden Renditen nachhaltig ist.

Wir rechnen mit erhöhter Volatilität, da der Markt vor entscheidenden Ereignissen steht, während die Anleger eine breite Short-Positionierung beibehalten. Die zeigt die größte Netto-Short-Position von Vermögensverwaltern in 2-jährigen Treasury-Futures seit 2016. Das hohe Angebot an Staatsanleihen in dieser Woche könnte angesichts der jüngsten Aktienrallye durch erhebliche Umschichtungen zum Monatsende gemildert werden. Dann wird sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf den 3. November richten, wenn sowohl die Fed als auch das US-amerikanische Finanzministerium potenziell marktbewegende Ankündigungen zum potenziellen Tapering bzw. zum vierteljährlichen Rückzahlungsplan machen werden.

Ellen Gaske, PGIM

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