Green Bonds in Deutschland auf dem Vormarsch

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Vishal Khanduja, CFA, Vice President und Director Investment Grade Fixed Income (IGFI) Portfolio Management and Trading bei Eaton Vance Management hält die Ausgabe von Green Bonds in Deutschland für einen wichtigen Meilenstein in der weiteren Entwicklung der nachhaltigen Finanzmärkte.

„Der deutsche Markt für Bundesanleihen ist ein sehr gut etablierter und umfassender Markt mit einer diversifizierten globalen Investorenbasis. Nach Frankreich, den Niederlanden und Belgien wird Deutschland ein wichtiger entwickelter Markt sein, der einen Rahmen für grüne Anleihen zusammenstellt und systematisch Anleihen emittiert“, erklärt Khanduja.

Im derzeitigen Covid-19-Umfeld ist die Nachfrage nach grünen Anleihen stark und steigt beständig. Trotz der Pandemie findet eine anhaltende Konzentration auf Fragen des Klimawandels und hinsichtlich eines Übergangs zu einer weniger kohlenstoffintensiven Wirtschaft statt. Auch wenn es im März und April eine kurze Pause bei der Emission von grünen Anleihen gegeben hatte, sind wir nach Ansicht von Khanduja wieder auf dem richtigen Weg, um ein weiteres starkes Emissions- und Performance-Jahr in dem Segment Grüne Anleihen zu haben.

Den Unterschied zwischen den neuen grünen Anleihen und den traditionellen Wertpapieren sieht der Fixed Income-Spezialist in der Aufrechterhaltung einer vergleichbaren Liquidität durch Entwicklung einer Laufzeitkurve und eines systematischen Emissionsmusters wie bei den klassischen Anleihen sowie in dem robusten Rahmen in der Schaffung von Transparenz bei Projektauswahl und Berichterstattung. Der Kupon, die Laufzeit und die Liquidität werden die gleichen sein wie bei traditionellen Wertpapieren, so Khanduja.

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Mit Grünen Bundeswertpapieren will die Bundesregierung Transparenz schaffen über die „grünen“ Haushaltsausgaben des Bundes und gleichzeitig den Sustainable Finance Standort in Deutschland stärken. Der Bund plant als Benchmark-Emittent im Euroraum verschiedene Laufzeiten anzubieten, eine grüne Renditekurve für Green Bonds aufbauen und so einen Mehrwert für den Sustainable Finance-Markt in Europa schaffen.

Dabei sollen die grünen Ausgaben mehreren Zielen dienen: So sollen saubere Verkehrssysteme gefördert und CO2-Emissionen von Fahrzeugen reduziert werden. Der Übergang zu einer weitgehend mit erneuerbaren Energien arbeitenden Wirtschaft und einem effizienteren Energieverbrauch soll beschleunigt und die Forschung für eine nachhaltigere Zukunft unterstützt werden. Zudem leistet der Bund so international einen bedeutenden Beitrag zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt.

Bei der Auswahl der grünen Haushaltspositionen orientiert sich der Bund an etablierten internationalen Marktstandards, etwa den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) und insbesondere den Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA). Im Rahmenwerk sind die Kategorien grüner Ausgaben des Bundes definiert, wobei den Emissionen immer Ausgaben des abgeschlossenen, vorhergehenden Haushaltsjahres zugeordnet werden, konkret die Ausgaben aus sieben Ministerien im Jahr 2019, die im Einzelnen überprüft und einer externen Evaluierung unterzogen wurden (sog. „Second Party Opinion“).

Die Ausgaben in Höhe von gut 12,7 Mrd. EUR, die anhand der Kriterien des Rahmenwerks als grüne Ausgaben klassifiziert wurden, gruppieren sich in fünf zentrale Sektoren: (1) Verkehr; (2) Internationale Zusammenarbeit; (3) Forschung, Innovation und Information;(4) Energie und Industrie; (5) Land- und Forstwirtschaft sowie Naturlandschaften. Die EU will bis zu 30% des 750 Mrd. EUR schweren Wiederaufbaufonds in den kommenden Jahren über grüne Anleihen finanzieren.

Laut der aktuellen Juli-Statistik der Climate Bonds Initiative beliefen sich die Emissionen im Juli 2020 auf 20 Mrd. USD, so dass der kumulative Gesamtemissionsbetrag seit Marktbeginn bei 891 Mrd. USD lag. Dies ist die bisher höchste monatliche Zahl im Jahr 2020, laut Climate Bonds Initiative ein Zeichen dafür, dass sich der Markt von den Verwerfungen zu Beginn des Jahres erholt.

Vishal Khanduja, Eaton Vance

Insgesamt trugen 26 DM-Länder zum Volumen dieses Monats bei und machten 87% aller Juli-Emissionen aus; auf sieben Länder aus den Schwellenländern entfielen 10%. Deutschland führte die Länderrangliste mit 4,4 Mrd. USD an, wovon der größte Teil auf den Wiederholungsemittenten KfW entfiel. Seine 3 Mrd. EUR (3,5 Mrd. USD) gehören zu den zehn größten Transaktionen, die jemals begeben wurden, und steigerten das Volumen der Entwicklungsbank mit insgesamt 3,6 Mrd. USD auf den höchsten Monatswert des Jahres.

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