Bonds sind wieder eine Alternative, der Fokus bleibt aber auf Aktien

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Noch ist nicht sicher, ob die Welt um eine Rezession herumkommt. „Die Indikatoren hellen sich auf, aber es bleibt Unsicherheit“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Deshalb sind die Barmittelquoten bei vielen Investoren noch sehr hoch.“ Sollte das Rezessionsszenario verfliegen, wird dieses Geld in die Märkte strömen. Und das zu einem höheren Anteil in Aktien als zuvor.

Unlogisch? Schließlich gibt es durch die steilen Zinserhöhungsschritte insbesondere in den USA jetzt so attraktive Zinsen wie seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr. „Insofern gibt es wieder eine Alternative: ganz klassische, langweilige Bonds, Corporate Bonds, selbst Government Bonds mit recht attraktiven Zinsen vor allen Dingen im Dollarraum“, sagt Bente. Ist damit das Ende von Aktieninvestments eingeläutet, weil niemand mehr Aktien braucht, da der Kupon höher ist als die Dividendenrendite?

Ganz sicher nicht, denn zum einen ist der Vergleich von Bondrendite und Dividendenrendite, auch wenn er häufig gemacht wird, sehr problematisch. „Die Dividende ist nur der Teil des Gewinns, der ausgeschüttet wird, den ein Unternehmen erwirtschaftet“, so Bente. „Dagegen ist der Kupon alles, was der Bond erwirtschaftet.“ Besonders Aktien, die in die Zukunft investieren und in die Steigerung ihrer Gewinne in der Zukunft, schütten teilweise nur einen kleinen Teil als Dividende aus. „Insofern müsste man den Kupon mit den Gewinnrenditen vergleichen und da sieht die Aktie durch die Bärenmarktverwerfung im vergangenen Jahr attraktiv aus“, sagt Bente.

Wichtiger aber noch ist, dass sich Anleger in den vergangenen Jahren vielfach mit Aktien beschäftigen mussten, weil Bonds schlichtweg keine vernünftige Rendite abwarfen. „Das gilt für private, aber mehr noch für professionelle Investoren“, sagt Bente. „Manch eine Stiftung und andere Instis haben ihre Anlagerichtlinien geändert und höhere Aktienquoten zugelassen.“ Denn nur so ließ sich Rendite in Zeiten der Null- und Negativzinsen erwirtschaften. Das war vorher nicht nötig, weil Bondinvestments gerade für konservative Anleger all das geliefert haben, was sie brauchten. Es bestand keine Notwendigkeit, über den Tellerrand zu schauen. „Heute stellen Bonds wieder eine Alternative dar, aber der Fokus hat sich insgesamt verschoben“, sagt Bente.

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Bonds werden Aktien nicht ausstechen. Die Aktie hat sich dauerhaft ihren Platz in den Köpfen der Investoren und in ihren Portfolios erobert. „Insbesondere risikokontrollierte Aktieninvestments und mit aktivem Risikomanagement versehene Mischfonds werden die Anlegerbedürfnisse der nächsten Jahre sehr gut treffen“, so Bente. An die Stelle einer statischen Asset-Allokation tritt ein risikoadjustiertes Vorgehen. „In einem strukturellen Inflationsumfeld, was uns noch Jahre erhalten bleiben wird, wird die Volatilität auch in den Bondmärkten zunehmen“, sagt Bente. „Hier profitiert aktives Management und deswegen werden Mischfonds, die nicht statisch investieren, die nicht über die strategische Asset-Allokation gehen, sondern die Risiken aktiv und taktisch steuern, egal ob im Zins- oder im Aktienmarkt, ein wichtiger Portfoliobestandteil sein.“

Die neue Freude an Aktien dürfte dabei auch die Kurse antreiben: „Man schaue sich an, wie hoch die Barmittelquoten in den Fonds sind, und auch ganz generell das Verhältnis zwischen Aktien versus Geldmarkt-Assets“, so Bente. „Da ist noch einiges an Buying Power, an Kaufkraft, an Investitionsmöglichkeiten, die in den Aktienmarkt fließen wollen.“ Es wurden bis jetzt noch lange nicht die Niveaus von vor dem Bärenmarkt von 2021 erreicht. Insofern liegt noch genügend Geld an der Seitenlinie. „Sobald die Frage geklärt ist, ob der Kelch der Rezession trotz der sehr restriktiven Geldpolitik des vergangenen Jahres an uns vorbeizieht, wird dieses Geld wieder in die Aktienmärkte fließen“, so Bente.

Benjamin Bente, Vates Invest

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