Absolut keinerlei Versöhnung zum Jahresausklang: Das Jahr bleibt eines zum Abhaken. Einige Probleme sind hausgemacht, gegen andere ließ sich 2022 schlicht nicht ankommen.
Das BondGuide Musterdepot geht auf Jahrestiefstand aus dem katastrophalen Jahr 2022 – vorläufig. Bis Ende des Monats sind noch zwei Wochen, aber natürlich erscheint wie gewohnt Sylvester keine Ausgabe des BondGuide. Es geht weiter in der ersten geraden Kalenderwoche des nächsten Jahres, also am 13. Januar.
Als einer der größten Wertvernichter erwies sich die Münchner Euroboden für das Musterdepot: Passend zum Tiefstand 2022 des BondGuide Musterdepots erreichten die Münchner neue Tiefen zwischen 50 und 60%. Der Investoren-Call Anfang Dezember scheint nicht sonderlich überzeugend ausgefallen zu sein. Am Tag darauf hatte BondGuide ein Interview mit Co-Geschäftsführer Stefan Höglmaier.
Zu dem Zeitpunkt lag der Kurs noch rund 15 Prozentpunkte höher – er ist weiter gefallen in der Folge. Die nächstfällige Anleihe läuft im Oktober 2024 ab. Es wäre keine Schande, würde auch eine Euroboden in diesen schwierigen Zeiten nötigenfalls um eine Laufzeitverlängerung um 1, 2 oder 3 Jahre ersuchen. Mit dem Vorlauf von annähernd zwei Jahren wäre das im Bereich des Möglichen und im für wohl alle Investoren Verständlichen.
Beschämend indes wäre wie zuletzt mehrfach passiert: ‚Oh – wir haben festgestellt, dass wir den Zinslauf nicht bedienen können.‘ Eine solche Blöße sollte sich ein Emittent, der sich zu freiwilligen Transparenzauflagen verpflichtet hatte, auf keinen Fall geben – es wäre ein weiterer desaströser Impuls für den Markt für KMU-Anleihen. Zumal genau diese freiwilligen Auflagen auch später von anderen Emittenten aufgegriffen wurden und damit mehr und mehr zum Standard wurden. Nun darf die Urheberin auf keinen Fall diejenige werden, die ihn am Ende womöglich aushöhlt: Kommuniziert einfach offen, was ihr vorhabt. Angesichts der herausfordernden Umstände wird es schon verständlich sein. Ein Kurs, der zuletzt Richtung 50% ging, signalisiert: Wir Investoren haben keinen Schimmer, wie es wirklich um die Euroboden steht.
Was sonst noch passierte
Im letzten Berichtszeitraum vergleichsweise wenig: Es geht auf Weihnachten zu. Erst im Januar ist mit ersten Wasserstandsmeldungen zum abgelaufenen Geschäftsjahr zu rechnen, natürlich zunächst vorläufig. Wie gewohnt wird jeder, der über Plan rauskommt, eine solche Meldung zu vorläufigen Zahlen vorziehen bzw. so zeitnah wie rechtlich möglich vornehmen.
Und noch ein Tipp nach einem Vierteljahrhundert Börsenerfahrung: Meldungen um und zwischen den Feiertagen haben den einzig tieferen Sinn, möglichst untergehen zu wollen.
Wie sieht nun der Ausblick für 2023 aus? Nach Einschätzung von BondGuide ist das Glas halb voller als halb leerer. Stand aktuell. An dieser Stelle fehlt der Platz, alle Hintergründe darzulegen. Im Kasten haben wir indes nicht verschweigen wollen, mit welchen Worthülsen ansonsten geschätzte Experten im Nebel stochern für 2023. Es soll lediglich Teil unseres nicht ganz so ernst gemeinten Jahresausblicks sein.
Manches Mal ist es gut, nicht ganz vom Fach zu sein – der Scheuklappeneffekt lässt grüßen. Dass ich zuweilen klar zu denken vermag, soll folgende Online-Meldung vom 24. Dezember letzten Jahres ein ganz klein wenig untermauern. Das war zu einem Zeitpunkt, als jeder nur darüber sprach, wie grauenhaft ansteckend die damals neue Omikron-Variante sei. Die wahre Bedeutung hat kaum jemand erfasst. Ich sehr wohl, denke ich rückblickend – wie gewohnt im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten.
Ausblick
Was bleibt, außer alles zu nehmen, wie es kommt? Mit Blick auf 2023 sollten Wandelanleihen mehr in den Vordergrund rücken. Wiederum: Stand aktuell. Ist das Glas tatsächlich halb voller als leerer, dürften Aktien outperformen. Falls nicht, muss ich wohl doch noch in die Biotechnologie wechseln – bestes Prüfungsfach im Abi, Zusammenhang rein spekulativer Natur.
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