Neue Virusvariante „könnte“ Wirtschaftswachstum ausbremsen

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Die neue Covid-19-Variante ‚Omicron‘ brachte eine unerwartete Verschärfung der Pandemiesituation und belastet die Finanzmärkte. Noch sind die Auswirkungen von Omicron allerdings nicht genau abzusehen. Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, äußert sich zur aktuellen Marktsituation:

Es sind sowohl warnende als auch hoffnungsvolle Stimmen zu hören. Sollte es Gewissheit geben, dass die neue Virusvariante zu tendenziell milden Infektionsverläufen führt, dürften sich positive und negative Faktoren an den Börsen gegenseitig mehrheitlich aufheben und zu einer Beruhigung der Märkte führen. Dagegen könnten gegenteilige Informationen für Wirtschaftswachstum sowie Inflation gefährlich sein und die Märkte noch nervöser machen.

Generell ist das allgemeine konjunkturelle Umfeld derzeit aber global robust. Die Inflationsdynamik dürfte auch aufgrund niedrigerer Energiepreise bald nachlassen. Ausgehend von einem weltweit robusten konjunkturellen Umfeld und bereits geringerer Inflationsdynamik aufgrund von wieder tieferen Energiepreisen haben die Notenbanken und Regierungen noch einigen Spielraum, die Geldpolitik wieder zu lockern und zusätzliche Stimulus-Programme zu starten. Allerdings hat die US-Notenbank Fed soeben eine mögliche weitere Straffung ab Dezember kommuniziert und scheint damit im Moment keine negativen konjunkturellen Folgen einer möglichen erneuten Pandemiewelle zu befürchten.

Positiv erscheint aktuell, dass sich die Lieferkettenprobleme global bereits abzuschwächen beginnen. Sie lindern damit den Inflationsdruck und begünstigen das Wirtschaftswachstum. Auch hier gilt allerdings: eine mögliche Verschlechterung der Lage wegen Omicron ist vorübergehend nicht auszuschließen. Für Investoren könnte eine temporäre Dämpfung der Aktien- und Kreditmärkte mittelfristig Kaufgelegenheiten bieten. Insgesamt ist es gut möglich, dass die negativen Einflüsse der Omicron-Variante einigermaßen begrenzt bleiben. Die USA dürften zudem aufgrund einer offeneren Pandemiepolitik sowie höheren Impf- und Durchseuchungsraten etwas weniger stark betroffen sein als Europa.

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Momentan ist eine Rezession oder eine Stagflation weiterhin nicht das wahrscheinlichste Szenario. Eine Stagflation kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, insbesondere wegen der Omicron-Thematik und der möglichen Bremswirkung. Die hohen Bargeldbestände der privaten Haushalte weltweit, welche den Konsum auch bei einem verschärften Pandemieverlauf stützen, sollten hier das Schlimmste verhindern. Die Fed könnte ihre Geldpolitik in den kommenden Wochen wieder vermehrt auf die Erreichung von Vollbeschäftigung fokussieren und weniger auf die vor kurzem begonnene moderate Inflationsbekämpfung, falls eine Eskalation der Omicron-Ausbreitung dies erfordern würde.

Beat Thoma, Fisch AM

Die Eurozone hat jetzt schon eine tiefere Inflation als die USA und somit kann die EZB monetär locker bleiben. Auch dies wirkt einem potenziellen globalen Stagflationsszenario entgegen. Allerdings ist die Interventionseffizienz der Notenbanken ganz generell heute tiefer als noch zu Beginn der Pandemie.

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