EZB-Sitzung: keine Zinserhöhungen im nächsten Jahr

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In der gestrigen Pressekonferenz wies EZB-Präsidentin Lagarde die Erwartungen der Marktteilnehmer auf Zinserhöhungen im nächsten Jahr zurück. Sie erklärte, dass die Inflationsprognosen mittelfristig unter dem Zielwert liegen, dass die vom Markt erwarteten Zinserhöhungen im Jahr 2022 nicht mit den Prognosen der EZB übereinstimmen und dass die EZB auf der Grundlage der aktuellen Daten die Voraussetzungen für Zinserhöhungen zum Zeitpunkt, zu dem der Markt sie erwartet, einfach nicht erfüllt sieht. Allerdings ließ sie die Tür für einen Meinungsumschwung im Laufe des nächsten Jahres offen, indem sie ausdrücklich auf die (derzeit) fehlende Lohninflation hinwies. Dr. Andreas Billmeier, Europavolkswirt bei Western Asset Management, Teil von Franklin Templeton, kommentiert die Sitzung der Europäischen Zentralbank in dieser Woche:

In Bezug auf die Inflation hat sie unserer Meinung nach alle wichtigen Punkte angesprochen, unter anderem gestützt auf eine Umfrage bei Unternehmen zu Engpässen. Wir fanden es bemerkenswert, dass sich die Verlangsamung der Inflation im nächsten Jahr abgeschwächt zu haben scheint, und wir erwarten in den Dezember-Prognosen der EZB eine deutliche Aufwärtskorrektur der Inflation für 2022.

Ebenso gehen wir davon aus, dass die Inflationserhebung der EZB, die heute veröffentlicht wird, über alle Zeithorizonte hinweg einen Anstieg aufweist. Beide Faktoren könnten in den nächsten Monaten und Quartalen in die Lohnverhandlungen einfließen.

Was das Auslaufen des PEPP betrifft, so haben wir festgestellt, dass die EZB-Mitarbeiter derzeit voraussichtlich Ende Januar nächsten Jahres in ihre Büros zurückkehren werden. Wir betrachten dies als ein reales Signal, dass die Institution davon ausgeht, dass die Pandemiephase dann beendet sein wird, und wir halten dies – wenn auch nur scherzhaft – für einen soliden Frühindikator für den Ausstieg aus dem PEPP bis Ende März.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gestrige Erklärung und die Pressekonferenz nichts an unserer Einschätzung geändert haben, dass die europäischen Zinssätze bis zum Jahresende wahrscheinlich weiter steigen werden.

Andreas Billmeier, Western AM

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