Federated Hermes: wirtschaftliche Erholung bleibt schwer vorhersehbar

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Marktupdate von Lewis Grant, Global Equities Senior Portfolio Manager, und Silvia Dall’Angelo, Senior Economist bei Federated Hermes. Eine Woche voller Überraschungen: Die GameStop-Saga sorgt für Fragezeichen, Jeff Bezos tritt ab und die Impfstoffe zeigen erste Wirkung. Allerdings: Mutationen des Virus verunsichern – und die wirtschaftliche Erholung bleibt schwer vorhersehbar.

Lewis Grant, Global Equities Senior Portfolio Manager:

„Wallstreetbets, Bezos und Draghi. An Überraschungen hat es bereits 2020 nicht gemangelt – und bislang ist es dieses Jahr nicht anders. Die GameStop-Saga ging weiter, viele Investoren und Journalisten können einfach nicht mehr folgen. Aber wie auch? GameStop hat in dieser Woche heftige Kursbewegungen erlebt, die wahrscheinlich viele Investoren in Rage brachte, die versuchten, aus kurzfristigen Kursschwankungen Kapital zu schlagen. Auch eine Nachricht, die die Märkte aufrüttelte, war die Ernennung von drei neuen Führungskräften: darunter der ehemalige Amazon-Mitarbeiter Matt Francis als CTO. Und während sich institutionelle und private Anleger weiterhin mit der Bewertung beschäftigen, ist eines klar: Mit einem Rückgang der Leerverkäufe um fast 70% könnte die Munition zur Neige gehen.

Neuer Chef, alter Aufwind
Überraschend war auch die Nachricht, dass Jeff Bezos den Chefsessel freigibt und damit den Weg für Andy Jassy frei macht, der zuvor AWS leitete. Man hätte erwartet, dass eine solche Nachricht den Aktienkurs von Amazon stark belasten würde. Aber eine hervorragende Gewinnmitteilung, die für das erste Quartal einen Nettoumsatz von 100 Mrd. USD prognostizierte, milderte den Schlag erheblich ab. Alphabet konnte den Erfolg der Tech-Riesen schnell reproduzieren: Ein Anstieg der Werbeumsätze um 46% ließ die Aktien in die Höhe schnellen. Auf der anderen Seite des Atlantiks akzeptierte Mario Draghi ein Mandat des italienischen Präsidenten, um den Versuch einer neuen Regierungsbildung zu unternehmen: Der italienische Leitindex FTSE MIB erholte sich nach dieser Nachricht.

Lewis Grant, Federated Hermes

Abgesehen von diesen überraschenden Entwicklungen bleibt der Impfstoff-Nachrichtenfluss ein wesentlicher Treiber der Marktbewegungen, wobei die Stimmung der Anleger weiterhin polarisiert ist. Während neue Varianten auftauchen, sehen wir allmählich echte Belege für die Auswirkungen des Impfstoffs auf die Hospitalisierungsraten und Todesfälle. Solange Ersteres nicht mit Letzterem kollidiert, muss das Licht am Ende des Tunnels näher rücken.“

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist:

„Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten in dieser Woche betrafen Wachstum und Inflation in der Eurozone. Zunächst fielen die BIP-Daten für das vierte Quartal 2020 etwas besser aus als erwartet. Das spiegelt wahrscheinlich die Tatsache wider, dass sich die Unternehmen an das neue Umfeld angepasst und effektiver auf die frühen Phasen der zweiten Covid-Welle reagiert haben.

Allerdings schrumpfte die Eurozone im vierten Quartal um 0,7% gegenüber dem Vorquartal. Das Risiko einer Double-Dip-Rezession ist angesichts des schwachen Starts in das Jahr 2021 erheblich. Generell scheinen Divergenzen das vorherrschende Thema bezüglich der Growth-Daten für 2020 zu sein: zwischen Ländern und Regionen (unterdurchschnittliche Performance der Eurozone, China führt die Erholung an, die USA liegen irgendwo dazwischen), zwischen Sektoren (Dienstleistungen wie Gastgewerbe, Freizeit, Einzelhandel mit am härtesten getroffen) sowie innerhalb der Länder (die Ungleichheiten haben sich vergrößert).

Silvia Dall’Angelo, Federated Hermes

Auch wenn sich die Aussichten mit der Einführung von Impfstoffen auf breiter Front verbessert haben, bestehen weiterhin Risiken – vor allem in Bezug auf die Entwicklung des Virus. Hinzu kommen Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf die Dynamik und den Umfang des Aufschwungs.

Gedämpfte Inflation
Unterdessen lieferten die HVPI-Zahlen (harmonisierter Verbraucherpreisindex) für Januar in der Eurozone einen ersten Vorgeschmack auf die Inflationsschübe, die wir in der ersten Jahreshälfte wahrscheinlich auf breiter Front erleben werden. Die Kerninflation in der Eurozone stieg im Januar auf 1,4% und damit auf den höchsten Stand seit Mitte 2015, was jedoch hauptsächlich auf Covid-bedingte Sonderfaktoren zurückzuführen ist.

In Zukunft werden Basiseffekte bei den Energiepreisen die Gesamtinflation im zweiten Quartal überall ansteigen lassen. Die Zentralbanken werden jedoch wahrscheinlich über den vorübergehenden Inflationsanstieg hinwegsehen und sich stattdessen auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft konzentrieren. Der große Spielraum in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt deutet auf einen gedämpften Inflationsdruck hin.“

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