Neuemission im Fokus: Veganz Group leitet Jahresauftakt 2020 ein

Die Veganz Group AG startete am Montag die Emission ihrer Debüt-Schuldverschreibung im Volumen von bis zu 10 Mio. EUR. Der Vegan-Vollsortiment-Anbieter kann eine interessante Bereicherung für den Markt der KMU-Anleihen sein.

Angebot und Mittelverwendung

Das öffentliche Angebot in Deutschland läuft vom 13. Januar bis 7. Februar 2020, 12 Uhr, eine vorzeitige Schließung vorbehalten, über die Zeichnungsfunktionalität „DirectPlace“ der Frankfurter Wertpapierbörse im Handelssystem XETRA. Gleichzeitig können interessierte Anleger die Anleihe über die Crowdinvesting-Plattform Seedmatch (www.seedmatch.de/veganzanleihe) und direkt über die Veganz Group AG (www.veganz.de/ir) jeweils unter Verwendung des dort vorgehaltenen Zeichnungsscheins zeichnen.

Die Emission wird von der DICAMA AG als Financial Advisor begleitet. Die fünfjährige Anleihe wird mit 7,5% p.a. verzinst.

Die zufließenden Mittel sollen für die Ablösung von Lieferantenverbindlichkeiten, die Verstärkung der Flächenpräsenz durch Außendienstmitarbeiter, Marketingmaßnahmen, Produktentwicklung und -management sowie für die Optimierung der Finanzierungsstruktur (Ablösung eines höher verzinslichen Bankdarlehens und Rückführung kurzfristiger Gesellschafterdarlehen) verwendet werden.

Unternehmen

Veganz bietet als eines von weltweit wenigen Unternehmen ein komplettes Sortiment an veganen Lebensmitteln an: von Süßwaren über Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen bis hin zu pflanzlichen Proteinen und Frühstücksartikeln mit veganen Milchsäurekulturen.

Zum Interview mit dem Management der Veganz Group geht es unter diesem Link.

So haben die Berliner seit 2015 bereits an die 160 Artikel entwickelt und sind nach eigenen Angaben in diesem Belang mindestens deutscher Marktführer. Veganz bietet ein abwechslungsreiches, rein veganes Sortiment – von Süßwaren und Snacks sowie pflanzliche Proteine, über vegane Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen bis hin zur Pizza. Neben eigenen Shops an ihrem Gründungsstandort Berlin beliefern die Fleischlos-Pioniere so ziemlich jede Supermarkt- oder jede Drogerie-Marke.

Wissenswertes zur Anleihe 2020/25 und Covenants

Frühestens ist die Anleihe nach drei Jahren zu 102% und ein Jahr später zu noch 101% durch den Emittenten kündbar. Ferner ist sie mit der üblichen ‚NKD‘-Klausel ausgestattet sowie darüber hinaus einer Ausschüttungsbeschränkung (Mindest-Eigenkapitalquote von 20%), einer Beschränkung von Vermögensveräußerung oder Darlehensgewährung. Dazu eine Reporting-Verpflichtung. Insgesamt versucht der Emittent sich den Bedingungen des Frankfurter SCALE zu nähern, auch wenn die Emission nach der Platzierung wie inzwischen gewohnt nur im Freiverkehr gelistet werden wird.

Zahlen und Daten

Eine Emission im Januar ist recht ungewöhnlich – die Ganzjahreszahlen des Vorjahres können schlicht noch nicht fertig sein. So kommt Veganz mit einem Zwischenabschluss von Ende April bis Ende November. Hintergrund ist auch die Rechtsnachfolge Veganz Group, die aus der Veganz GmbH hervorging – diese hatte sich bilanziell überschuldet, bedingt durch die Filialaufgabe und damit einhergehende Abschreibungen. Die stillen Reserven der Marke wurden gehoben und die bilanzielle Überschuldung durch Verschmelzung der GmbH auf die Veganz Group beseitigt. Allerdings sucht auch die aktuelle Veganz nach zusätzlichen geeigneten strategischen und Finanzinvestoren, um das Eigenkapital zu stärken.

So muss fortan das Portfolio optimiert und um lukrative Segmente wie Kühl und Tiefkühl erweitert werden (siehe auch Interview). Der grundlegende Trend ‚vegan‘ ist deutschland-, europa- und sogar weltweit intakt, benötigt allerdings ein tragfähiges Geschäfts- und Vertriebsmodell. Nahrungsmittelriesen wie Nestlé & Co schlafen schließlich auch nicht.

Bei einem Umsatz von 15,5 Mio. EUR fiel so im erwähnten Rumpfjahr ein Verlust von 2,8 Mio. EUR an. Das Gesamtjahr 2019 denkt Veganz mit ca. 27 Mio. EUR Erlösen abgeschlossen zu haben. Für 2020 wird eine Steigerung um etwa die Hälfte prognostiziert. Nettoprofitabel wird Veganz nicht vor 2021 sein können. Das (wirtschaftliche) Eigenkapital ist sicherlich die nächste Baustelle der Berliner.

Stärken & Schwächen

+ etablierte Marke
+ hoher Kupon
+ krisenerfahrenes Management
+ bedient Megatrend mit hohem Marktwachstum

– noch fehlende Profitabilität
– fehlende aussagekräftige Zahlenhistorie nach Restrukturierung
– niedriges Emissionsvolumen, damit niedrige Handelsliquidität

Im Gespräch mit dem Management

Fazit

Neuer Emittent, ganz neue Branche. So sieht ein interessanter Jahresauftakt aus. Auch wenn der Autor dieser Zeilen dem Thema vegane Ernährung (mindestens aber vegetarisch) zugeneigt ist, so ist die Akzeptanz als Investmentthema höchstwahrscheinlich kein Selbstläufer. Die letzten Monate haben gezeigt, dass neue Emittenten (SME / Saxony Minerals & Exploration, UniDevice…) doch gewisse Schwierigkeiten wahrnehmen, arrivierte Denkschemata aufzubrechen. Den sympathischen Vegan-Pionieren wäre gewünscht, dass es gelingt. Auf der anderen Seite wäre eine vorgelagerte Eigenkapitalstärkung womöglich eine probate Idee gewesen, eine Anleihebegebung zu erleichtern.

Falko Bozicevic

Fotos / Grafiken: @Veganz Group

 

Bewertung – Veganz Group 2020/25

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: ****
Peergroup-Vergleich: n/a
Rendite-Vergleich *****
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): *
IR/Bond-IR: *****
Covenants: ****
Liquidität im Handel (e): *
Fazit by BondGuide: ***(*) [= 3 ½] überwiegend aussichtsreich