Interview mit Dr. Hubertus Bartsch, CEO der NZWL: „Die NZWL ist ein Wachstumsunternehmen – und zwar stark wachsend!“

Die Neue Zahnradwerk Leipzig (NZWL) startet Montag die Zeichnungsfrist für ihre zweite Anleihe, erneut mit einem Zielvolumen von 25 Mio. EUR. BondGuide sprach mit CEO Dr. Hubertus Bartsch über „ungeplantes Wachstum“, alte und neue Bilanzkennzahlen sowie Geschäftsrisiken & Potentiale.

Interview mit Dr. Hubertus Bartsch, CEO, NZWLhier geht es zur Anleihe im Fokus NZWL II (erschienen am 8.2.)

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, eine zweite Anleihe, nur ein Jahr nach der ersten: warum?
Bartsch: Tatsächlich haben wir unsere Auftragslage 2015 vor einem Jahr bei Begebung der ersten Anleihe unterschätzt. Wir haben unsere Wachstumsstrategie schneller umgesetzt als geplant, konnten den Produktbereich Zahnräder und Wellen schneller als erwartet in eine Großserie überführen und haben darüber hinaus zusätzliche, langjährige Neuaufträge in Europa, vor allem aber in China gewonnen.

BondGuide: Klingt nach einem Luxusproblem. Von welchem zusätzlichen Auftragsvolumen reden wir da? – immerhin dehnt sich mit einer weiteren Anleihe über 25 Mio. EUR die NZWL-Bilanz auch nicht gerade unbeträchtlich auf.
Bartsch: Immerhin so relevant, dass wir diese zusätzliche Wachstumsfinanzierung benötigen. Wir reden hier von rund 17 Mio. EUR in Europa und 10 Mio. EUR in China per annum on top zu unserer bisherigen Planung vor einem Jahr, also nicht etwa einmalig. Vor dem Hintergrund relativiert sich die Größe der Fremdfinanzierung – zumal ja die Bilanz auch auf der Aktivseite größer wird. Die zusätzlichen Umsätze laufen natürlich kontinuierlich hoch, ein sogenannter Ramp-up, mit Vollerreichung 2017/18.

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BondGuide: Da es sich bei dem „ungeplanten“ Produktneugeschäft um on top handelt, müssten dann ja auch keine Produktanlaufkosten entstehen – ist das korrekt?
Bartsch: Genau so ist es. Mit Umsatzerlösen aus dem neuen China-Geschäft mit Synchronisierungen für Doppelkupplungsgetriebe hatten wir ohnehin mit 40 Mio. EUR pro Jahr kalkuliert. Dafür war ein Großteil der 2014 begebenen Anleihe. Nun werden es aber deutlich mehr Umsatzerlöse in den nächsten Jahren, während die Anlaufkosten ja bereits entstanden bzw. eingeplant sind. Ähnlich verhält es sich mit dem Produktbereich Zahnräder und Wellen, in dem wir jetzt Zahnräder von der Kleinserie in die Großserie überführen konnten. Das finanzielle Risiko ist damit relativ überschaubar.

BondGuide: Was Ihre Investoren allerdings auch interessieren dürfte: Ihre Bilanzkennzahlen verschlechtern sich erst einmal, u.a. die Nettoverschuldung zum EBITDA, was nach dem Best-Practice-Emittentenleitfaden in den Bereich „schlecht“ hineinläuft. Wie beruhigen Sie Ihre Investoren?
Bartsch: In der Tat ein Wermutstropfen. Den müssen wir allerdings bei dieser Finanzierung akzeptieren. Die NZWL kann nicht mehr tun als ihren Job zu machen, und zwar gut zu machen. Die Bilanzkennzahlen werden zunächst negativ beeinflusst. Wenn wir uns nicht ganz dumm anstellen, wird sich dies in den Folgejahren kontinuierlich bessern. Wenn man sich die letzten Jahre anschaut und die neue Sachlage berücksichtigt, dann trifft auf uns durchaus der Begriff Wachstumsunternehmen zu – und zwar stark wachsend. Oder anders formuliert: Das Geld, das uns Investoren als Vorschuss anvertrauen, verdienen wir ja wieder. Mehr kann man nicht erwarten!

BondGuide: Wäre da nicht mal eine Eigenkapitalfinanzierung angeraten, wenn Sie denn schon Wachstumsunternehmen sind?
Bartsch: Natürlich haben wir auch das geprüft, allerdings für den Moment verworfen.  Vergessen Sie bitte nicht, dass wir ja nicht aktiennotiert sind, die Eigenkapitalaufnahme daher also nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen ist wie bei bereits aktiennotierten Unternehmen. Das Unternehmen gehört vier Unternehmerfamilien, die in der Vergangenheit auf Gewinnausschüttungen verzichtet haben und auch für die Zukunft planen, die Eigenkapitalbasis vorrangig durch Thesaurierung der Gewinne zu stärken.

BondGuide: Was würden Sie sagen, welches das größte einzelne Geschäftsrisiko für die NZWL ist?
Bartsch: Dazu muss man wissen, dass die NZWL bei fast allen Projekten als Zulieferer zu ungefähr 90% die einzige Bezugsquelle ist. Für beide Seiten bedeutet das eine starke Verbindung. Das größte Risiko ist stets, dass man bei wichtigen Projekten mal nicht dabei ist. Bei den für uns relevanten Projekten sind wir das aber, speziell bei Automatik-, Direktschalt- und Doppelkupplungsgetrieben, die einen ganz nennenswerten Zukunftsmarkt bei Automobilen bilden. Und dies sogar noch am Anfang ihres Lebenszyklus. Im Downsizing von Motoren ganz ähnlich.

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BondGuide: Ein Imageschaden der NZWL als OEM-Zulieferer wäre demnach das größte Risiko?
Bartsch: Die Stabilität in den Kundenbeziehungen ist das A und O. Dafür muss man stets etwas tun. Von Rückrufen bei unseren größten Geschäftspartnern sind wir verschont geblieben und das haben sicherlich auch unsere neuen Kunden z.B. in China zur Kenntnis genommen.

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, ganz herzlichen Dank an Sie, dass Sie sich inmitten der wichtigen Roadshow für Ihre zweite Anleihe nochmals Zeit für uns genommen haben !

Das Interview führte Falko Bozicevic.

NZWL II soll ein Volumen von bis zu 25 Mio. EUR haben. Die Schuldverschreibungen bieten über die Laufzeit von sechs Jahren eine jährliche Verzinsung von 7,5%. Das Unternehmensrating von der Creditreform Rating AG wurde im Januar 2015 auf B+ festgesetzt.

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