Veganz wächst nicht und weitet Verluste aus – und will sich zunächst gesundschrumpfen

Die Veganz Group AG, einziger Multikategorie-Anbieter für vegane Lebensmittel in Europa, hatte auch im dritten Quartal mit der anhaltenden Konjunkturschwäche zu kämpfen.

Nachdem in den ersten Monaten des Jahres der Fokus des Lebensmitteleinzelhandels sowie des Discountbereichs auf der Sicherstellung der Grundversorgung der Bevölkerung lag, war zuletzt vor allem die junge Kernzielgruppe (die Generation Z und die Millennials+) angesichts ihres geringeren Einkommens stark von den Preisanstiegen belastet. Insgesamt erschwerte diese Entwicklung die Neulistung von Veganz-Produkten sowie die Umsetzung von Aktionsmaßnahmen im Discountbereich in den ersten neun Monaten 2022.

Insbesondere aufgrund des ausbleibenden Aktionsgeschäfts sowie der zunehmenden Kaufzurückhaltung der Konsument:innen lag der Umsatz der Veganz-Gruppe mit 18,7 Mio. EUR in den ersten neun Monaten 2022 unter dem Vorjahreswert (24,5 Mio. EUR). Entsprechend sank auch der Umsatz auf Einzelgesellschaftsebene der Veganz Group AG auf 17,1 Mio. EUR (Vorjahr: 22,6 Mio. EUR).

Fehlendes Discountgeschäft, weiteres Wachstum im Food Service

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem außergewöhnlich umfangreichen Aktionsgeschäft litt das deutsche Discountgeschäft, in dem das Unternehmen noch keine Festlistungen hat, mit einem Umsatzanteil von 1% in den ersten neun Monaten 2022 weiterhin überproportional (Vorjahr: 14%). Erfreulich waren hier erste Testaktionen mit ALDI Frankreich, die im dritten Quartal 2022 stattgefunden haben.

Ergebnisentwicklung

Die Rohertragsmarge der Veganz Group AG ging in den ersten neun Monaten 2022 auf 28,2% zurück (Vorjahr: 31,3%), unter anderem aufgrund von Preiserhöhungen auf Zuliefererseite. Der Periodenfehlbetrag betrug 9,9 Mio. EUR (Vorjahr: -6,2 Mio. EUR). Nettoliquidität und Eigenkapitalquote lagen zum 30. September 2022 bei 4,1 Mio. EUR (31. Dezember 2021: 16,2 Mio. EUR) und 43,6% (31. Dezember 2021: 53,3%).

Maßnahmenpaket erweitert

Um dem veränderten Marktumfeld Rechnung zu tragen, hatte Veganz zunächst drei wesentliche Maßnahmen auf den Weg gebracht – den Stopp der Investitionen für den Aufbau der geplanten Veganz Food Factory am Standort Werder (Havel), die Reduzierung der Vertriebsaußendienstmitarbeiter:innen sowie die Verringerung der geplanten Marketingaktivitäten und -kosten.

In einem weiteren Schritt hat sich das Unternehmen daher aus Rentabilitäts- und Effizienzgründen dafür entschieden, dass Filialgeschäft der Veganz Retail Berlin GmbH & Co. KG deutlich zu reduzieren: Von den drei bestehenden Veganz-Filialen in Berlin werden bis Anfang des Jahres 2023 zwei geschlossen. Bestehen bleibt ausschließlich die weiterhin gut frequentierte Filiale am Stammhaus in der Warschauer Straße.

„Die Herausforderungen im aktuellen Marktumfeld sind weiterhin groß. Deshalb nutzen wir unsere Agilität als vergleichsweise kleines Unternehmen, um nötige Maßnahmen schnell und konsequent in die Wege zu leiten und umzusetzen – auch wenn es manchmal weh tut“, erläutert Jan Bredack, Gründer und CEO der Veganz Group AG. Absolute Priorität hat für uns, mit weiteren liquiditäts- und effizienzsteigernden Maßnahmen die erforderlichen Schritte zu gehen, um unsere operative Leistungsfähigkeit langfristig und nachhaltig zu stärken und den Unternehmenswert zu steigern.“

Ausblick 2022 bestätigt

In Abhängigkeit von den makroökonomischen Rahmenbedingungen erwartet Veganz für das Geschäftsjahr 2022 weiterhin sowohl auf Gruppenebene als auch auf Einzelgesellschaftsebene der Veganz Group AG einen deutlichen Umsatzrückgang (Vorjahr: 33,5 Mio. EUR bzw. 30,4 Mio. EUR) sowie ein gegenüber dem Vorjahr leicht verringertes EBITDA (Vorjahr: -9,8 Mio. EUR). Aufgrund der angepassten Marketingaktivitäten rechnet die Gesellschaft nicht mehr mit einem allgemeinen, sondern mit einem zielgruppenspezifischen Ausbau der Markenbekanntheit im Geschäftsjahr 2022.

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