VEDES: „Noch stärker und zukunftsfähiger aufgestellt“

VEDES plant Platzierung weiterer Schuldverschreibungen 2017/2022

BondGuide im Gespräch mit CFO Julia Graeber und CEO Dr. Thomas Märtz über die aktuelle Entwicklung und natürlich die prolongierte Anleihe VEDES 2017/26

BondGuide: Frau Graeber, Herr Dr. Märtz, wie lief es denn jetzt mit den AGVs im Sommer bzw. Herbst vergangenen Jahres – alles zu Ihrer Zufriedenheit geregelt?
Märtz: Ja, absolut – sowohl für uns als auch im Interesse unserer Investoren, die uns für zusätzliche vier Jahre ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Denn wir haben alle unsere Ziele erreicht. Dazu gehörte insbesondere die Refinanzierung der Anleihe, deren Volumen sich wie geplant auf 12,5 Mio. EUR halbiert und deren Laufzeit sich bis 2026 verlängert hat. Mein Fazit fällt also sehr positiv aus, da wir durch die Zustimmung unserer Anleihegläubiger die Weichen für unser weiteres Wachstum stellen und über die stille Beteiligung der BayBG die zusätzliche Stärkung unseres wirtschaftlichen Eigenkapitals wie geplant umsetzen konnten.

BondGuide: Weniger Anleihevolumen bedeutet auch weniger Zinsbelastung und damit Entlastung im operativen Ergebnis. Ist das für die VEDES in einer spürbaren Größenordnung?
Graeber: Ja, wir sprechen hier von einer deutlichen Zinsersparnis von insgesamt rund 0,8 Mio. EUR pro Jahr. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir ja nicht nur die Anleihe zur Hälfte zurückgeführt, sondern auch den Zinskupon von ursprünglich 5,0 auf 3,5% p.a. reduziert haben. Das ist heute aufgrund unserer guten Bonität und der kontinuierlichen Verbesserung unseres Chance-Risiko-Profils auch angemessener und marktüblich. Unsere Investoren haben dies im Rahmen der zweiten AGV mit ihrer Zustimmung dementsprechend bestätigt.

„Mit der BayBG haben wir zudem einen starken Partner im Boot, der uns über die Anleihelaufzeit hinaus verbunden bleiben wird.“
Julia Graeber

BondGuide: Wie lief eigentlich die hälftige Rückzahlung?
Graeber: Auf Basis unserer sehr komfortablen Liquiditätslage mit freien liquiden Mitteln von 13,5 Mio. EUR zum 30. Juni 2021 haben wir im ersten Schritt unseren bestehenden Anleihegläubigern ein freiwilliges, öffentliches Rückerwerbsangebot zu einem Preis von 101% zuzüglich aufgelaufener Zinsen unterbreitet, das auf einen Nennbetrag von 12,5 Mio. EUR beschränkt war. Insgesamt wurden 4.477 Schuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von 4,477 Mio. EUR angedient. Im zweiten Schritt erfolgte nach der erfolgreichen zweiten AGV eine vorzeitige Teilkündigung für den Differenzbetrag von 8,023 Mio. EUR. Im Zuge dessen blieb die Gesamtzahl der Schuldverschreibungen gleich, doch wurde der Nennbetrag einheitlich von 1.000 auf 609,08 EUR je Schuldverschreibung reduziert.

BondGuide: Und jetzt passt der Business-Plan wieder?
Graeber: Unser Business-Plan passte auch schon vorher. Selbst ohne die damals neu hinzugekommene stille Beteiligung der BayBG würden wir das Ergebnis in den kommenden Jahren signifikant und nachhaltig steigern. Es ging vielmehr darum, unser ohnehin schon sehr gutes wirtschaftliches Fundament eigenkapitalseitig nochmals deutlich zu stärken und unsere Bonität weiter zu verbessern. Das ist uns dank der Zustimmung unserer Investoren gelungen. Mit der BayBG haben wir zudem einen starken Partner im Boot, der uns über die Anleihelaufzeit hinaus verbunden bleiben wird. Insofern ist die VEDES jetzt insgesamt noch stärker und zukunftsfähiger aufgestellt.

„Die Branche hat 4% im Umsatz zugelegt, die VEDES um rund 10%.“
Dr. Thomas Märtz

BondGuide: Die aktuellen Themen sind Corona, Inflation und seit neuestem noch Ukraine. Inwieweit ist eine VEDES jeweils betroffen?
Märtz: Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2021 zurück. Die Spielwarenbranche hat auch in der Corona-Pandemie gut abgeschnitten: Die Branche hat 4% im Umsatz zugelegt, die VEDES um rund 10%. Homeoffice und die Kontaktbeschränkungen haben sicherlich dazu beigetragen. Aber viel wichtiger ist und bleibt: Am Kind wird zuletzt gespart.

BondGuide: Obwohl der Fachhandel mehrfach im Lockdown geschlossen hatte?
Märtz: Wir sehen ganz klar eine Verschiebung der Distributionskanäle. Der Fachhandel hatte monatelang geschlossen, das wurde jedoch durch den Online-Handel mehr als überkompensiert. Dabei kommt uns unsere Übernahme 2014 der Hoffmann Spielwaren GmbH & Co. KG zugute, wodurch wir zum Omni-Distributionskanal aufstiegen. Das zahlt sich jetzt erneut aus.
Graeber: Unsere positive Geschäftsentwicklung zeigt sich aber nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei unseren Ergebniskennzahlen, die sich sehr deutlich verbessert haben. Neben dem Umsatzwachstum trugen dazu insbesondere die bereits 2020 eingeleiteten Kostensenkungs- und Personalmaßnahmen bei. Das EBITDA erhöhte sich auf 11,3 Mio. EUR und das EBIT auf 8,1 Mio. EUR. Das Vorsteuerergebnis stieg auf 5,9 Mio. EUR und lag damit deutlich oberhalb der prognostizierten Spanne von 2,5 Mio. bis 3,0 Mio. EUR. Und unter dem Strich, selbst mit den Refinanzierungskosten der Anleihe, können wir mit 4,0 Mio. EUR ein sehr gutes Jahresergebnis ausweisen.

„Bis dato akzeptieren die Endkunden die daraus resultierenden Preiserhöhungen.“
Julia Graeber

BondGuide: Wir sind jetzt schon gut drin im neuen Geschäftsjahr, dafür kamen neue Punkte wie eben Inflation und Ukraine dazu. Hält der Trend?
Märtz: Auch im ersten Quartal hat sich der positive Trend fortgesetzt oder verstetigt, ja. Aber wir sind sehr vorsichtig, denn die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts sind derzeit noch schwer abzuschätzen. Der Spielwarenbereich – das ist eine Erfahrung über Dekaden hinweg – zeigt sich grundsätzlich äußerst krisenresistent. Umgekehrt geht es in Boomzeiten auch nicht ‚durch die Decke‘, sondern bewegt sich im Rahmen des gewohnten Wachstumspfads.

BondGuide: Inflation scheint sogar das aktuell noch größere Thema als Ukraine. Wie kommt Ihre Branche durch Lieferketten-Engpässe und gestiegene Rohstoffpreise – kann man die weitergeben an Endkunden?
Graeber: Die Frachtkostenfrage ist nicht mehr ganz neu. Diese Entwicklung haben wir schon seit der Corona-Krise, die vor zwei Jahren begann. Dies alles erhöht die Beschaffungspreise. Bis dato akzeptieren die Endkunden die daraus resultierenden Preiserhöhungen. Der Handel kann die Preiserhöhung nicht allein stemmen.

„Hauptgesichtspunkt wird sicherlich sein, den stationären Fachhandel weiter zu digitalisieren und die Produkte über alle Kanäle anbieten zu können.“
Dr. Thomas Märtz

BondGuide: Gibt es in Ihrer Branche nennenswerte M&A-Aktivitäten?
Märtz: Mit der Übernahme von Hoffmann hatten wir uns ja bereits deutlich von den Mitbewerbern abgesetzt. Ich erwarte weitere Konsolidierungen, die wir mit Augenmaß auch gern mitgestalten möchten, sofern es strategisch und wirtschaftlich sinnvoll ist. Hauptgesichtspunkt wird sicherlich sein, den stationären Fachhandel weiter zu digitalisieren und die Produkte über alle Kanäle anbieten zu können.

BondGuide: Ich selbst bin aufgewachsen mit Lego und Playmobil. Gibt es in Ihrer Branche noch so etwas wie Innovationen oder zumindest Trends?
Graeber: Falls Sie keine Kinder haben, kennen Sie wahrscheinlich die Toniebox noch nicht. Ein Trend sind weiterhin Pokémon-Sammelkarten. Und: In der Corona-Zeit werden auch Gesellschaftsspiele verstärkt nachgefragt, wenn Erwachsene notgedrungen mehr Zeit daheim verbringen. Das sind vielleicht keine Innovationen, so aber doch aktuelle Trends.

BondGuide: Wie steht es bei der VEDES um ESG-Themen, um die man aktuell ja auch nicht mehr herumkommt?
Graeber: Das ist ein großes Thema. Diesen Bereich haben wir schon immer sehr ernst genommen. Hinzu kommen vermehrt gesetzliche Vorgaben, die wir ganz bewusst übererfüllen möchten. Konkret setzen wir u.a. auf umweltschonende Produktionsprozesse und hohe Arbeitssicherheitsstandards. Durch unser konzernweites Qualitätsmanagement achten wir bei VEDES Marken darauf, dass die sozialen Arbeits- und Sicherheitsbedingungen erfüllt werden. Darüber hinaus unterliegen die Lieferanten und Artikel im Bereich der VEDES Marken einem strengen Auswahlprozess in Bezug auf Produktsicherheit und Umweltverträglichkeit. Zusätzlich werden regelmäßig Qualitätskontrollen durchgeführt, um eine hohe, nachhaltige Qualität zu gewährleisten.

BondGuide: Frau Graeber, Herr Dr. Märtz, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke!

Interview: Falko Bozicevic