VEDES AG: „Für die nächsten Jahre jetzt noch zukunftsstärker aufstellen“

Spielwarenspezialist VEDES möchte aus einer Position der Stärke heraus schon jetzt die Refinanzierung der Ende 2022 fälligen Unternehmensanleihe arrangieren – der gewählte Modus indes ist neu, mithin erläuterungsbedürftig. BondGuide sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Thomas Märtz.

BondGuide: Herr Dr. Märtz, zunächst einmal zum Aufwärmen: Wie ist die VEDES AG durch die Coronakrise gekommen, sprich: die letzten fünf Quartale?
Märtz: Das Jahr 2020 hat einmal mehr gezeigt, dass die Spielwarenbranche krisenresistent ist. Die VEDES hatte auch die beiden Lockdowns hindurch ein ordentliches Geschäft verzeichnet. Der Teilausfall des stationären Handels wurde durch andere Distributionskanäle wie Online oder Lebensmittel kompensiert. In der Summe haben wir 2020 unseren Umsatz leicht gesteigert. Noch zufriedener sind wir mit dem bisherigen Verlauf im Jahr 2021: Im ersten Halbjahr lagen wir beim Umsatz und beim Ergebnis deutlich über Plan und über dem Vorjahreszeitraum. Diese positive Entwicklung hoffen wir, natürlich auch im zweiten Halbjahr fortsetzen zu können.

BondGuide: Die VEDES-Anleihe 2017/22 wird ja erst im November kommenden Jahres fällig. Sie kümmern sich jedoch bereits jetzt um den weiteren Werdegang. Was ist geplant, zunächst grob gesprochen?
Märtz: Mit der BayBG haben wir einen starken Partner gefunden, der uns im Bereich Eigenkapital unterstützt. Dadurch verbessert sich unsere Bonität noch einmal deutlich.  Wir möchten deshalb aus einer Position der Stärke heraus die Finanzierungsstruktur der VEDES für die nächsten Jahre noch zukunftsstärker aufstellen. Daher gehen wir schon jetzt die Refinanzierung der Anleihe an.

BondGuide: Hinzu kommt die erwähnte stille Beteiligung der BayBG – keine ganz unbekannte Beteiligungsgesellschaft. Welche Interessen verfolgt sie?
Märtz: Die BayBG ist bekannt dafür, sich an aussichtsreichen mittelständischen Unternehmen langfristig zu beteiligen. Ich würde das als Win-Win-Situation für beide Seiten sehen. Durch die rechtliche Ausgestaltung der stillen Beteiligung sind die 5 Mio. EUR der BayBG als wirtschaftliches Eigenkapital für die VEDES zu qualifizieren. Das ist eine gleichermaßen gute Nachricht sowohl für unsere Aktionäre als auch unsere Anleiheinvestoren.

BondGuide: Weshalb soll eigentlich der Zinssatz von 5 auf 3,5% reduziert werden? Darüber wie auch über die geplante Laufzeitverlängerung muss ja immerhin abgestimmt werden.
Märtz: Die gestellte Sicherheit bei der Anleihe 2017/22 bleibt ja erhalten und das Volumen wird plangemäß ab November dieses Jahres nur noch die Hälfte, also 12,5 Mio. EUR, betragen. Durch die stille Beteiligung der BayBG werden wir unsere Eigenkapitalbasis deutlich stärken. Zudem haben wir gegenüber 2017 unser Chance-Risiko-Profil kontinuierlich verbessern können. Diese sehr positiven Entwicklungen sollten unserer Auffassung nach mit einer überschaubaren Reduzierung des Zinskupons korrespondieren. Hinzu kommt, dass wir mit der BayBG einen starken Partner für die nächsten Jahre gewinnen: Für unsere Investoren hat sich verglichen mit 2017 also einiges geändert – und zwar ausschließlich zum Positiven.

BondGuide: Eine komplette Ablösung der Anleihe – ja eigentlich erst Ende 2022 – kam nicht in Frage?
Märtz: Nein, das war für uns keine Option, denn wir möchten den Zugang zum Kapitalmarkt weiterhin erhalten, da er sich bereits seit 2013 bewährt hat. Mit unserer ersten Anleihe haben wir die Übernahme unseres damaligen Mitbewerbers Hoffmann finanziert – heute zahlt sich diese strategische Diversifizierung ganz klar aus, wie man an der guten Entwicklung im letzten Jahr und der bisher sogar sehr guten in diesem Jahr sieht. Unsere Zahlungsmittel zum Jahreswechsel lagen bei 19,3 Mio. EUR. Einen Teil davon können wir jetzt komfortabel zur Entschuldung nutzen.

BondGuide: Wovon hängt denn der in der Pressemeldung erwähnte Kontokorrentrahmen ab? Einiges in den Formulierungen schien zunächst ‚vorläufig‘ oder ‚bedingt‘.
Märtz: Der erforderliche Kontokorrentrahmen von 5 Mio. EUR ist durch die mündliche Zusage eines Kreditinstituts bereits gesichert. Unser Bankenkreis, der mit der VEDES zusammenarbeitet, hat sich also bereits vergrößert – und er wird sich noch erweitern.

BondGuide: Gut – wie soll nun die Rückführung der Hälfte des Anleihevolumens konkret über die Bühne gehen?

Dr. Thomas Märtz, VEDES

Märtz: Dazu stehen uns zwei Optionen zur Verfügung: eine Teilrückzahlung und ein Rückerwerb. Wir haben uns verpflichtet, die Anleihe über einen dieser beiden Wege bis spätestens zum 17. November 2021 – vorbehaltlich einer Verlängerung – zu reduzieren.

BondGuide: Die Quoren auf Versammlungen zusammenzubekommen, war bisher stets ein großer Aufwand mit unklarem Ausgang. Kennen Sie größere Investoren der Anleihe oder ist nach knapp vier Jahren Laufzeit alles kleinteilig in alle ‚Hände verstreut‘?
Märtz: Das ist in der Tat schwierig für uns zu beurteilen. Natürlich kennen wir noch den einen oder anderen größeren Investor. Die Vermutung liegt aber nahe, dass das Anleihevolumen tatsächlich auf viele Privatanleger verstreut sein dürfte.

BondGuide: Herr Dr. Märtz, ganz herzlichen Dank, dass Sie uns so kurz nach den News schon Rede und Antwort standen!

Interview: Falko Bozicevic

Fotos: @VEDES AG