Unternehmensanleihen und Kryptowährungen: Bitcoin als Zahlungswährung?

Bitcoin und andere auf Kryptographie basierende digitale Währungen haben sich bislang keinen Namen als adäquates Zahlungsmittel im Bereich der Unternehmensanleihen gemacht. Doch ist diese Sichtweise gerechtfertigt? Von Robert Steininger

Jüngere Entwicklungen haben überraschenderweise dafür gesorgt, dass Bitcoin und einige weitere Kryptowährungen nicht nur sicher sind, sondern sich inzwischen auch für schnelle und internationale Transaktionen eignen. Könnten Kryptowährungen und Käufer von Corporate Bonds zusammenfinden?

Zum Kauf von Unternehmensanleihen geeignet?

Zumindest in einer Hinsicht sind Anleger sich der Stärken von Kryptowährungen bewusst: Während zentralisierte Währungen, wie der Euro, stark von der EZB Geldpolitik abhängig sind, ist dies bei den dezentralen digitalen Währungen nicht der Fall. Doch können Bitcoin, Ethereum und Litecoin noch mehr für Anleger bieten?

Entgegen der konventionellen Sicht: ja. Tatsächlich haben Firmen wie Overstock in der Vergangenheit bewiesen, dass Bitcoin auch auf dem Markt des Unternehmensanleihen-Kaufens einen Platz hat: Der Onlinehändler bot als erster die Abwicklung von Wertpapiergeschäften mit Bitcoin an. Auch die „digitale Unternehmensanleihe“, für welche die Blockchain-Technologie genutzt wird, ist ein Ansatz, um Bitcoin beim Thema Industrieanleihen zu etablieren.

Blockchain bezeichnet hierbei die kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen (also Blöcken), die mithilfe kryptografischer Verfahren miteinander verkettet sind und die Kryptowährungen wie Bitcoin so extrem sicher gegenüber Fälschungen und Betrug machen. Bitcoin, so Investmentbankerin und Unternehmerin Blythe Masters, sollte als Konzept so ernst genommen werden wie das Internet Anfang der 1990er Jahre.

Verschlüsselung, sichere Finanztransaktionen, ökologischer Fußabdruck

Da Bitcoin mithilfe von Blockchain verschlüsselt und zudem dezentralisiert ist, eignet sich die Währung im Prinzip gut für die sichere Überweisung von Beträgen und käme damit als Zahlungsmittel auch für Unternehmensanleihen infrage. Die Herausforderungen bestehen abseits des Themas Sicherheit: So waren Kryptowährungen lange nicht für schnelle Zahlungen optimiert, Überweisungen dauerten aufgrund der trägen Programmierung teilweise Stunden. Dies hat sich gebessert, doch ein Problempunkt bleibt bestehen: Die Kursschwankungen der digitalen Währungen waren in den vergangenen Jahren zum Teil gravierend. Für die Anleger waren das keinesfalls schlechtes Nachrichten – wer Bitcoin kaufen möchte, kann auch im aktuellen finanzpolitischen Klima einen Gewinn erwirtschaften, denn aktuell boomt der Markt wieder.

Lediglich die Käufer von Unternehmensanleihen hielt diese Tatsache fern, bemüht man sich doch um stabile Währungen für den Bezahlvorgang. Doch in den vergangenen beiden Jahren haben die Kurse von Bitcoin und vielen weiteren Währungen sich stabilisiert – das Argument der schwankenden Werte zählt also nicht mehr so ganz.

Auch beim Thema Klimaschutz und Anlagen können Kryptowährungen etwas beitragen: Als vollständig digitale Währungen könnten sie nämlich auf Dauer den ökologischen Fußabdruck von Finanztransaktionen deutlich reduzieren. Dass Kryptowährungen immer stärker in den Finanzmarkt dringen und eine steigende Zahl von Investoren überzeugen, sieht man auch mit Blick auf Kooperationen wie jene zwischen Gemalto und Ledger, die Sicherheits-Infrastrukturen für digitale Währungen, sowie für abgesicherte Finanztransaktionen schaffen.

Fazit

Kryptowährungen könnten sich schon in naher Zukunft als adäquates Zahlungsmittel für den Erwerb auch von Unternehmensanleihen etablieren. Heute mag in einem Markt wie dem der Corporate Bonds noch mit leichter Skepsis auf digitale Währungen geblickt werden. Doch bereits morgen könnten Anleger standardmäßig mit BTC Coins bezahlen. Digitalen Währungen gehört die Zukunft – das sollte man als Anleger jeglicher Investitionsbereiche im Gedächtnis behalten.

Fotos: @Pexels

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.