UN-Klimakonferenz COP 28: good COP, bad COP und das Gefangenendilemma

Am Schlusstag der COP 28 am 12. Dezember wird sich herausstellen, ob diese Klimakonferenz eine cop-ernikanische Wende mit sich bringt. Von Olivier de Berranger*

Die 28. Klimakonferenz (oder auch COP 28), die vom 30. November bis zum 12. Dezember in Dubai stattfindet, lässt harte Verhandlungen erwarten. Welche Beschlüsse das Treffen mit sich bringt, wird sich erst im letzten Moment zeigen. Gewiss ist jedoch, dass diese bedeutende Klimakonferenz einen Zweig der Mathematik veranschaulicht, der viele Anwendungen in den Geisteswissenschaften findet: die Spieltheorie und ihr bekanntestes Beispiel, das Gefangenendilemma.

Zwischen Kooperation und Eigeninteresse

In der Spieltheorie kennzeichnet dieses Dilemma eine Situation, in der die Teilnehmenden zwar auf eine für alle zufriedenstellende gemeinsame Lösung hoffen können – vorausgesetzt sie arbeiten zusammen –, in der es jedoch ebenso sinnvoll wäre, die eigenen Interessen über die der Gemeinschaft zu stellen. Daraus ergibt sich ein als suboptimal eingestuftes Gleichgewicht, auch Nash-Gleichgewicht genannt, nach dem Nobelpreisträger, der 2001 durch den Film A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn berühmt wurde.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein typisches Beispiel für das Gefangenendilemma. Die Menschheit täte gut daran, an einem Strang zu ziehen, um den Klimawandel zu begrenzen und den Planeten zu schützen. Doch jede Einheit für sich genommen, seien es Länder, Unternehmen oder Bürger, neigt zugleich aus egoistischen Beweggründen dazu, tatenlos zu bleiben. Wenn sich etwa ein Staat entscheidet, seine Treibhausgasemissionen zu begrenzen, ist dies mit kurzfristigen wirtschaftlichen Kosten verbunden. Er geht somit das Risiko ein, dass andere Staaten dies nicht tun und deshalb womöglich einen wirtschaftlichen Vorsprung erlangen. Mit anderen Worten: Der Nutzen der Bemühungen würde allen zugutekommen, während die Kosten auf den Einzelnen zurückfallen.

Dieser Mechanismus motiviert dementsprechend alle Beteiligten dazu, sich weniger zu bemühen, wodurch die optimale gemeinsame Lösung weiter in die Ferne rückt. Diese Feststellung wird einstimmig in jedem der verschiedenen Klimaberichte des IPCC, der UNO oder der OECD in Bezug auf die Zusagen getroffen, die bei den bisherigen Klimagipfeln gemacht wurden.

Globale Klimapolitik am Scheideweg

Angesichts der zahlreichen und komplexen Themen, ganz zu schweigen von den äußerst unterschiedlichen Interessen, scheint es unwahrscheinlich, dass sich die UN-Staaten einigen werden. Dem Anschein nach wollen alle den Klimawandel bekämpfen, jedoch herrscht wenig Einigkeit über die hierfür erforderlichen Mittel und Anstrengungen. Zudem ist auf der aktuellen COP 28 mit einem vollen Programm zu rechnen.

Es gilt zum einen, hinsichtlich der 2015 im Rahmen des Pariser Abkommens eingegangenen Verpflichtungen Bilanz zu ziehen. Zum anderen muss der von der Weltbank zu verwaltende Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden in Betrieb genommen werden, um auch die Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, sich dem Thema Klimawandel anzunehmen. Auch die Frage, wie fossile Energien durch erneuerbare ersetzt werden sollten, wird ein zentrales Thema der Debatten sein. Die Herausforderungen sind immens.

Olivier de Berranger analysiert die diesjährige Klimakonferenz

Olivier de Berranger

„Unser Haus brennt, und wir schauen weg.“ Diese Feststellung von Jacques Chirac auf dem Weltgipfel in Johannesburg im Jahr 2002 klingt immer noch nach. Doch angesichts der fortschreitenden Erwärmung des Planeten und der damit verbundenen Naturkatastrophen, die immer spürbarer werden, scheint die Zusammenarbeit nicht mehr optional zu sein. Am 12. Dezember wird sich herausstellen, ob diese 28. Klimakonferenz eine kopernikanische Wende mit sich bringt.

*) Olivier de Berranger ist CIO bei LFDE

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