
Die Teuerungsrate im Euro-Raum ist im September nur um 0,3% gestiegen – jährliche Inflationsrate noch 4,3%. Von Dr. Johannes Mayr*
Sondereffekte überzeichnen die Entwicklung zwar. Aber auch der zugrunde liegende Preisdruck in der Währungsunion hat rascher als erwartet nachgelassen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB mit aktuell 4% den Zinsgipfel erreicht hat.
Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im September nur um 0,3 % zum Vormonat gestiegen und die jährliche Inflationsrate ist damit überraschend deutlich auf 4,3% zurückgefallen.
Die Inflationsrate im Euro-Raum ist im September überraschend deutlich von 5,2 auf 4,3% gesunken. Zwar geht der Rückgang in etwa zur Hälfte auf das Auslaufen von 9-Euro-Ticket und Tankrabatt im Vorjahr und damit einem Basiseffekt zurück. Aber auch der zugrunde liegende Preisdruck in der Währungsunion hat im September rascher als erwartet nachgelassen.
Die monatliche Teuerungsrate der Kerninflation lag nur bei 0,2%. Vor allem sind die Preise für Dienstleistungen im Vergleich zum Vormonat deutlich gesunken und haben den durch den Ölpreisanstieg bedingten Sprung bei den Energiepreisen und den Preisen für Industriegüter überkompensiert.
Aussichten für Anleger
Die September-Daten legen nahe, dass der Rückgang der Inflation in Europa in den kommenden Monaten etwas rascher ablaufen könnte als von EZB und Investoren bisher erwartet. Für eine endgültige Entwarnung ist es aus Sicht der EZB zwar sicher noch zu früh. Denn die Kerninflation wird noch längere Zeit über dem Inflationsziel von 2% liegen und die Stärke des Kosten- und Margendrucks durch die bis zuletzt kräftigen Anstiege von Löhnen und Energiepreisen ist noch schwer zu quantifizieren.
Angesichts der hohen Datenabhängigkeit der kommenden geldpolitischen Entscheidungen steigt mit den heutigen Daten und den zuletzt sehr schwachen Konjunktursignalen aber in jedem Fall die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB auf dem aktuellen Niveau von 4% ihren Zinsgipfel erreicht hat und – dem Vorbild der FED folgend – zunächst eine längere Zinspause einlegen wird. Vor allem am Markt für Staatsanleihen bringen die Daten den Investoren damit eine willkommene Entlastung nach der jüngsten Kurskorrektur.
*) Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH mit Hauptsitz in München und einem Standort in Frankfurt, einem der größten unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. Das 2004 gegründete Haus ist bekannt für seine Phaidros Funds, und bietet darüber hinaus auch individuelle Lösungen in Form von Mandaten oder Spezialfonds an. Mehr auf www.eybwallwitz.de
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