Noch gibt es Zinsen. Aber sie fallen unüberraschend überraschend schnell. Wer noch welche ergattern möchte, muss wieder mehr ins Risiko gehen. Von Falko Bozicevic
>> Hinweis: Das Vorwort von BondGuide #13-2024 ist naturgemäß von Freitagmittag <<
Ich bin nicht sicher, ob das ein Punkt ist, über den man sich als Kleinanleger a.k.a. ‚Sparer‘ aufregen sollte. Lohnt sich wahrscheinlich nicht. Jedenfalls waren unsere hiesigen Banken so ziemlich die letzten, die nach der ‚Zinswende‘ Mitte 2022 die nunmehr anziehenden Zinsen an ihre Kund:innen weitergaben und jetzt jedoch sind sie die ersten, die fallende Zinsen unverzüglich, also praktisch sofort durchreichen – teilweise sogar in Antizipation der fortfolgenden Leitzinssenkung der EZB.
Sie hüten ihre Zinsmarge. Für Tagesgeld gibt es im Durchschnitt bei über 350 Sparkassen gerade noch 0,53%. Elf Sparkassen marschierten in vorauseilenden Gehorsam schon 0,5 Basispunkte zurück. Da passt ins Bild, dass Deutschland bereits 2023 Europameister wurde – Re-Live nämlich beim Ertragswunder deutscher Banken. Frankreich als Seriensieger der vergangenen 13 Jahre ging zuletzt offenbar zu nachsichtig mit seinen Sparern um und fiel daher auf Platz 3 zurück.
Das Ertragswunder bleibt in der Familie. Die Personalausgaben deutscher Finanzinstitute kletterten auf den höchsten Wert seit der Jahrtausendwende. Sparkassen und Volksbanken bauten 2023 erstmals seit Langem überhaupt wieder Personal auf. Und Gehaltsaufbesserungen dürften auch nicht zu knapp ausgefallen sein.
Wer als Sparer mit niedrigem Risikoprofil noch ein bisschen etwas über der Teuerungsrate übrig behalten möchte, wird wieder mehr ins Risiko gehen müssen. Nicht jede KMU-Anleihe würde ich Inhalt dafür als tauglich einstufen – aber doch eine gesunde Auswahl. Wer möchte, kann nach wie vor niedriges Risiko fahren; wer mehr möchte, wird auch mehr finden; und wer alles möchte (oder ein bisschen auf gut Glück herumspielen), wird nach wie vor in der einen oder anderen Havarie landen.
Falko Bozicevic, BondGuide
Vergessen wir nicht, dass viele Insolvenzen genau wie prognostiziert zu Beginn von Corona nur zeitlich nach hinten vertagt wurden dank Ausnahmeregeln.
Viele Unternehmen werden mit Zeitversatz jetzt doch noch eingefangen. Bleiben Sie vorsichtig, speziell in kritischen Sparten.
Ihr
Falko Bozicevic
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