PR für die Kryptowelt : Wie disruptive Tech-Unternehmen jetzt kommunizieren müssen

Wieder einmal wird zum Abgesang der Kryptowährungen angestimmt und das sogar von höchster Stelle. Dabei könnte die Kryptowelt durchaus die Karriere des Internets wie vor 30 Jahren nehmen. Von Allan Grap*

Denn EZB-Chefin Christine Lagarde hält Bitcoin und Co., wie sie jüngst in einem Interview wissen ließ, für wertlos. Nach den jüngsten Kursverlusten fällt es leicht ihr beizupflichten. Doch mit etwas Weitsicht betrachtet könnte in den kommenden Jahren das Kryptouniversum zu dem werden, was vor 30 Jahren das Internet war: Der Auftakt zu einer Revolution der globalen Wirtschaft.

Denn immer mehr vielversprechende Innovationen stützen sich auf disruptive Block-Chain-Technologien. Digitale Tokens und Coins drängen zu tausenden auf den Markt und fordern den Status Quo in ihren Branchen heraus. Gleichzeitig ist die Skepsis gegenüber der Krypto-Technologie bei vielen Deutschen noch groß, wie der Digitalverband Bitkom in einer Studie feststellt. Was kann die PR leisten, um die Vorbehalte zu überwinden und die volle Innovationskraft der Krypto-Economy zu entfesseln?

Wachsendes Interesse, hartnäckiges Misstrauen: PR als Vermittler zweier Welten

Nicht erst seit dem mit El Salvador der erste Staat den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt hat, nimmt die gesellschaftliche Debatte um den Nutzen der digitalen Währungen an Fahrt auf. Doch hat dies bisher nicht dazu geführt, dass das Kryptogeld auf breite Euphorie gestoßen wäre – zumindest nicht in Deutschland.

Einer Bitkom-Studie zufolge haben über zwei Drittel der Menschen hierzulande kein Vertrauen in die Kryptowährungen und halten diese für reine Spekulation. Dass hinter den Mechanismen des digitalen Geldes Technologien stecken, die längst über Bitcoin, Ethereum und Co. hinausweisen, wissen die Wenigsten.

Die verengte Wahrnehmung zu ändern, darin liegt die Herausforderung für FinTechs und andere innovationsstarke Unternehmen mit kryptobasiertem Geschäftsmodell. Denn erst wenn der Mehrwert von Blockchain, Proof Of Stake oder NFT ins gesellschaftliche Bewusstsein vordringt, gibt es eine Grundlage für ein langfristiges, dynamisches Wachstum der aufstrebenden Krypto-Pioniere. Die technologische Komplexität hinter dem Kryptouniversum begreiflich zu machen und deren Vorteile zu vermitteln, zählt zu den Kernkompetenzen der PR. Auf sie sollten junge Unternehmen aus der Krypto-Welt nicht verzichten.

Erklären und Vertrauen schaffen: Die Königsdisziplinen der PR sind gefragt

Denn immer wenn der technologische Fortschritt dem gesellschaftlichen Diskurs vorauseilt, haben es Unternehmen schwer mit ihren Innovationen kommunikativ und in der Breite der Gesellschaft durchzudringen. Die Krypto-Branche ist dafür das aktuell wohl anschaulichste Beispiel.

Sie wächst in atemberaubendem Tempo. Experten des Banking Hub rechnen allein in Deutschland mit einem künftigen Marktwert für Kryptowertpapiere in Höhe von 82 Mrd. EUR. Einige prophezeien bereits, dass mit dem kommenden Blockchain-Boom das Ende der klassisch zentralisierten Finanzdienstleister bevorsteht – etwa, wenn Kredite, Versicherungen und Handelsgeschäfte direkt und ohne Mittelspersonen zwischen den Nutzern abgewickelt werden. Mehr als 10.000 digitale Assets haben auf Basis der Blockchain-Technologie bereits das Licht der Welt erblickt, schätzt das Banking Hub.

Über digitale Tokens entsteht ein neues Universum an Investment-Möglichkeiten wie das Beispiel von AMZSCALE zeigt, bei dem Anleger selbst in kleinste E-Commerce-Brands investieren können. Die Fortschritte bei der Blockchain basierten Patientenakte beweisen, dass die Innovationen nicht auf die Finanzwelt beschränkt bleiben, sondern mittlerweile auch HealthTech und Life Science erfasst haben. Doch gerade in den sensiblen Bereichen wie Finanzen und Gesundheit ist Aufklärungsarbeit und Vertrauensbildung unerlässlich, um die hochkarätige Innovationsleistungen tatsächlich erfolgreich am Markt zu platzieren. Welche Strategien kann die PR dazu bieten? Und welche Leitlinien sollten Unternehmen bei der Kommunikation ihrer Innovationen beachten?

Aufbruch, Überzeugung, Fokus – keep it simple!

Für Außenstehende ohne Technik-Affinität kommt alles, was sich um das Thema Krypto dreht, wahnsinnig abstrakt daher. Um der undurchsichtigen Materie aus Zahlen und Daten eine Haptik zu verleihen, muss Komplexität heruntergebrochen werden auf den praktischen Nutzen der Innovation. Anstatt jedes einzelne Detail zu erklären, gilt es den Fokus auf die Core Message und die Anwendbarkeit im Alltag zu legen.

Allan Grap, Bettertrust

Methoden des Framings – also der richtigen Einbettung einer Produktmessage – in eine typische Problemsituation der Anwender stärken die Überzeugungsbildung. Beispiele aus dem Alltag und ein Produktzuschnitt, der die tägliche Anwendung ohne Vorwissen erleichtert, sind die Booster für eine verbesserte Wahrnehmung von Krypto-Technologien. Die Kryptobörse crypto.com etwa nutzt hierfür Partner-Angebote mit bekannten Anbietern wie Spotify, Netflix und Co. Das, was die Krypto-Branche für sich in Anspruch nimmt zu sein – der Auftakt zur Revolution der Finanzwelt – muss sie auch nach außen transportieren. Nur wer früh beginnt offensiv und klar zu kommunizieren, Alltagsbezüge herzustellen sowie zwischen Kryptowelt und Gesellschaft zu vermitteln, wird sich als Leader der digitalen Disruption auf dem Markt profilieren können.

*) Allan Grap ist Geschäftsführer der Bettertrust GmbH