Peach Property: „Unsere Disziplin mit den Geschäftszahlen noch einmal untermauert“

Peach Property

Das Schweizer Immobilienunternehmen Peach Property lieferte vor wenigen Tagen aufs Neue sehr gute Geschäftszahlen – Zeit für ein Gespräch von BondGuide mit CEO Dr. Thomas Wolfensberger und dem neuen CFO Thorsten Arsan.

BondGuide: Herr Wolfensberger, Herr Arsan, vielleicht zum Aufwärmen die Highlights der frischen Halbjahreszahlen in eigenen Worten?
Wolfensberger: Was in den Halbjahreszahlen deutlich wurde: Wir haben gut eingekauft. Es stand ein Einwertungsgewinn von allein ca. 64 Mio. CHF zu Buche. Dazu kommen Bewertungsgewinne von noch einmal 62 Mio. CHF. Und dies bei praktisch gleichbleibender Portfoliorendite von knapp 5%.
Arsan: Auch die Mietsteigerungen auf Vergleichsbasis verdienen erwähnt zu werden. Es zeigt, dass wir organisch gut wachsen und zugleich, wie der Kollege schon erwähnte, profitabel neue Objekte akquirieren. Gleichzeitig hat sich die Peach Property Group weiter entschuldet, der Loan-to-Value ist um mehrere Prozentpunkte gesunken.

BondGuide:  Besagter LTV ist auf zuletzt 54% zurückgegangen. Was ist der Zielkorridor, wo er sich aufhalten sollte?
Arsan: Wir hatten mal ein LTV-Ziel von maximal 55% kommuniziert – den haben wir nun erstmals unterschritten. Wo wir den als Ziel sehen, hat natürlich auch Einfluss auf unser Rating und damit unsere Fremdfinanzierungskosten, daher ist die Frage sehr berechtigt. Unser neues mittelfristiges Ziel haben wir deshalb bei maximal 50% veranschlagt.

Peach Property

BondGuide: Ist der LTV eine Sache, die man quartalsweise im Blick hat oder ist das eher ein dynamischer Wert, für den Jahreszeiträume angemessener sind?
Arsan: Wir bilanzieren ohnehin nur halbjährlich. Insofern ist der LTV eine Kennzahl, die wir mittelfristig im Blick haben, nicht von Quartal zu Quartal. Natürlich hängt er von vielen Faktoren ab, wie z.B. von Wertzuwächsen, aber auch davon, in welchem Umfang die Peach zukauft. Unsere Wachstumsstory wollen wir auch weiterhin mit einer Entschuldung nach Augenmaß kombinieren. Dass wir über diese Disziplin verfügen, haben wir mit den neuen Geschäftszahlen nochmals untermauert.

BondGuide: Neue Objekte zu akquirieren wird zunehmend schwieriger. Können Sie das bestätigen oder ist das Seemansgarn?
Wolfensberger: Nein, das stimmt durchaus. Der Markt ist angespannt und die in Frage kommenden Objekte nehmen nicht zu. Uns ist bisher gut gelungen, im direkten Dialog mit Wohnungsverkäufern zu stehen und das Beste für alle Beteiligten zu erreichen. Wir haben noch nie mit anderen Investoren in einem strukturierten Prozess mitgeboten und Preise in die Höhe treiben lassen. Die Preise haben schon sehr angezogen, auch im laufenden Jahr.

BondGuide: Um Corona kommt man heutzutage nicht herum: Wie stark waren die Einschränkungen und sind die jetzt vom Tisch? Dann kamen noch die Überschwemmungen, speziell in NRW.
Wolfensberger: Aktuell sind die Einschränkungen nicht mehr nennenswert. Natürlich gibt es weiterhin alle Sicherheitsauflagen, das ist klar. Was die Überschwemmungen betrifft, waren wir in der Tat mit einem Portfolioanteil in NRW exponiert – Keller liefen voll, aber glücklicherweise kamen keine Menschenleben zu schaden. Für Mieter war das natürlich trotzdem dramatisch. Die wenigen betroffenen Einheiten sind von den Versicherern abgedeckt.

CEO Dr. Thomas Wolfensberger

BondGuide: Wie handhabt Peach die zunehmenden ESG-Vorgaben: ein lästiges Muss oder ein Hebel, um neue Investorenkreise zu erschließen?
Wolfensberger: Ich persönlich finde das Thema extrem spannend. Wir sehen uns da auch in der Verantwortung hinsichtlich der Erreichung der Dekarbonisierungsziele, oder CO2-Reduktion, wie in Deutschland geläufiger sein dürfte. Untersuchungen zeigen, dass wir hierbei besser unterwegs sind als unsere Peergroup. Wir wägen also durchaus ab, wie wir jeweils unseren Beitrag zu den Klimazielen leisten können. Das Thema ist gesellschaftlich wichtig und das ist es auch für Investoren der Peach Property Group – also ist es auch uns wichtig.

CFO Thorsten Arsan

BondGuide: Und im Reporting?
Arsan: Wir haben jüngst damit begonnen, unseren Dekarbonisierungspfad aufzuzeigen bei dem, was wir machen, und werden ihn im März 2022 veröffentlichen. Einen Nachhaltigkeitsbericht haben wir für 2020 erstmals aufgestellt und unseren Geschäftszahlen hinzugefügt. Ich finde richtig, dass man ESG-relevante Zahlen zunehmend integriert in seine Kennzahlen für die eigentliche Geschäftsentwicklung oder als Teil der Unternehmensstrategie kommuniziert – womöglich sogar als Covenants bei Fremdkapitalprodukten. Einige Investoren können inzwischen nur noch unter klar definierten ESG-Aspekten anlegen, insofern laufen hier Unternehmens- und ESG-Reporting-Ziele mehr und mehr zusammen. Unternehmen, die hier gute Arbeit leisten, werden ihre Kapitalkosten senken können.

BondGuide: Herr Wolfensberger, Herr Arsan, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke kurz nach Ihren Halbjahreszahlen!

Interview: Falko Bozicevic