Panik ist der eigentliche Feind

Virus und Corona

Wie in allen Finanzkrisen leiden auch diesmal besonders die Banken unter der enormen Volatilität. Bislang können wir noch nicht genau sagen, wie stark diese Finanzinstitute unter Druck geraten, aber wir wissen, dass ihre finanzielle Lage und ihre Liquiditätssituation erheblich besser sind. Dennoch gibt es keine Modelle, mit denen man einschätzen kann, welche Folgen ein wirtschaftlicher Stillstand dieses Ausmaßes für eine verschuldete Volkswirtschaft haben kann. Die Umsätze der Unternehmen werden erheblich sinken. Einige werden stärker, andere weniger stark betroffen sein. In den kommenden Quartalen und Jahren wird es beim Investieren darauf ankommen zu erkennen, welche Unternehmen diesen Sturm verkraften und welche ihn vermutlich nicht überstehen werden.

Die Geldpolitik eilt zu Hilfe

Weltweit haben Zentralbanken schnell und stark auf die Krise reagiert, vor allem in den letzten etwa zehn Tagen. Die US Federal Reserve (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und andere Zentralbanken haben außergewöhnliche Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik getroffen. Dazu zählen Zinssenkungen, Quantitative Easing (QE), die Steuerung der Zinsstrukturkurven und die Bereitstellung von Liquidität. Damit soll den ernsthaften Liquiditätsengpässen an den Märkten entgegengewirkt werden, die zurzeit durch die enorme Volatilität und die massiven Kurseinbrüche entstehen.

Anders als bei früheren starken Marktverzerrungen können die Broker und Händler der Wall Street aufgrund der nach der internationalen Finanzkrise eingeführten Regulierungen Schocks nicht mehr abfedern. Dadurch ist die Liquidität noch knapper. Deshalb müssen die geldpolitischen Reaktionen unbedingt auch auf die Wiederherstellung der Liquidität des Finanzsystems abzielen. Qualitätsunternehmen müssen Kredite aufnehmen können, um diese Phase mit bestenfalls geringeren und schlimmstenfalls gar keinen Umsätzen zu überstehen.

Leider haben die Regierungen nicht so schnell reagiert wie die Geldpolitik. Sie tun erst seit wenigen Tagen etwas gegen den Einbruch der Wirtschaftsaktivitäten, den Kern der Krise. Wenig überraschend, aber dennoch enttäuschend ist dafür die Politik verantwortlich. Aber jetzt endlich agiert selbst die Finanzpolitik schneller und entschlossener als in anderen Krisen.

EZB FED

Hinzu kommt, dass die Krise durch die rasche Aufwertung des US-Dollar verstärkt wird. Wegen des Rückgangs der Wertpapierkurse und der damit einhergehenden Angst ist die Nachfrage nach der amerikanischen Währung außergewöhnlich stark gestiegen. Zum Teil war das auf die Auflösung von Absicherungspositionen zurückzuführen, zum Teil auf das Horten von US-Dollar zur Begleichung fälliger Kosten und Verbindlichkeiten. Viele Zentralbanken haben mit der Fed Devisen-Swap-Vereinbarungen getroffen, aber hier muss wahrscheinlich noch mehr getan werden.

Wichtig ist, dass man COVID-19 versteht

Bei alldem sollte man nicht vergessen, dass die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen so lange nicht voll greifen werden, bis die Medizinexperten das Virus und seine Verbreitung besser erforscht haben und Heilmethoden sowie einen Impfstoff entwickeln können. Bis wir wissen, wie lange die Menschen zu Hause bleiben müssen und wie lange der wirtschaftliche Stillstand andauern wird, ist es schwer, einzuschätzen, ob die Maßnahmen der Politik ausreichen. Dieses Problem lässt sich nicht mit einer Staatspolitik lösen, die fern von allen Dingen ist, die das Virus selbst betreffen: Eindämmung der Verbreitung, Krankenhäuser, Beatmungsgeräte etc. Niemand weiß, wann wir gefahrlos zur Normalität zurückkehren können – und an unsere Arbeitsplätze, in die Kinos und in die Geschäfte.

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