Neuemission im Fokus: SUNfarming zum Zweiten

SUNfarming

Der Spezialist für die Projektierung, schlüsselfertige Realisierung sowie Betriebsführung von Photovoltaikanlagen offeriert eine Anleihe im Volumen von bis zu 10 Mio. EUR. Für SUNfarming ist es der zweite Anlauf an den Kapitalmarkt.

Emission

Die Zeichnungsmöglichkeit besteht seit Mitte September und noch bis einschließlich der Laufzeit des Wertpapierprospekts Anfang September nächsten Jahres. Die Anleihe (DE000 A254UP 9) hat eine Laufzeit von fünf Jahren bei einem Kupon von 5,5% p.a., bei halbjährlicher Zahlweise.

Die Emission läuft als Eigenemission, Financial Advisor ist Lewisfield Deutschland. So können Orders über die Crowdinvesting-Plattform Econeers sowie während der Angebotsfrist über ausgesuchte Finanzintermediäre platziert werden, speziell Umweltfinanz. Einmal notiert – geplant ist Mitte November –, können Interessierte die Anleihe natürlich auch ganz normal über den jeweiligen Börsenplatz (Freiverkehr, Handelsplattformen) kaufen oder verkaufen.

Für SUNfarming ist es der zweite Anlauf an den Kapitalmarkt: Vor zwei Jahren erfolgte ein erster Versuch, aber das Unternehmen aus Erkner (Nähe Berlin) schien vom Setup deutlich weniger weit als heute. Seither hat sich SUNfarming in jeder Beziehung erfreulich weiterentwickelt und möchte natürlich den globalen Rückenwind bei ‚grünen Themen‘ nutzen. Eine börsennotierte Unternehmensanleihe ist ein probater erster Schritt an den Kapitalmarkt.

Erlösverwendung

Der Emissionserlös der 2020er Anleihe ist für zusätzliche Projektentwicklungen sowie naheliegende notwendige Vorfinanzierungen deutscher Solarprojekte vorgesehen.

Unternehmen

Die Firma ist Spezialist für die Projektierung und Errichtung schlüsselfertiger Photovoltaikanlagen, sowohl im In- als auch im Ausland. Abgedeckt wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Reißbrett bis zur Übergabe – oder dem Bestandsmanagement. Die Kundenbasis ist über viele Jahre gewachsen und besteht u.a. aus Kapitalinvestoren, Kommunen, gewerblichen/privaten Eigenstromnutzern sowie bestandshaltenden Projektgesellschaften der Schrum-Tauschke-Gruppe. SUNfarming hat derzeit eine gut gefüllte und vertraglich gesicherte Entwicklungspipeline von über 30 MegaWatt in den Büchern.

Mittelfristig plant SUNfarming die Realisierung größerer sog. PPA-Projekte (Power Purchase Agreements / Stromabnahmeverträge) außerhalb des EEG. Dabei vermarkten die Betreiber ihren produzierten Strom selbst.

Entwicklungsrisiken werden zudem durch Konzentration auf Projekte mit bis zu 750 kW reduziert. Für die nämlich gibt es eine feste Vergütung nach dem EEG – größere Solarparks müssen hingegen an Ausschreibungen teilnehmen. Erst bei Gewährung gibt es Vergütungen.

Zahlen

Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz stark um fast die Hälfte auf 36,2 Mio. EUR. Im ersten Halbjahr dieses Jahres folgten weitere rund 50% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Während das Nettoergebnis von 2018 auf 2019 noch bei knapp 800 TEUR stagnierte, wurde im ersten Halbjahr mit fast 1,2 Mio. EUR schon das gesamte Vorjahr übertroffen. Aufgrund von Projektfertigstellungen und -übergaben können die Ergebnisse schon mal volatiler sein – allerdings operierte SUNfarming seit Gründung vor 16 Jahren stets profitabel.

Weitere Kennzahlen der Emission

Die Anleihe ist ab dem dritten Jahr zu 103% und ab dem vierten Jahr noch zu 102% vorzeitig durch den Emittenten kündbar. Eingebaut sind die gewohnten Covenants ‚NKD‘ (Negativverpflichtung auf Finanzverbindlichkeiten, Kontrollwechsel, Drittverzug), zusätzlich gibt es noch eine Ausschüttungsbegrenzung sowie eine erhöhte Transparenzverpflichtung.

Inklusive Emissionserlös wird das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Bruttogewinn (EBITDA) auf rund 3,0 geschätzt für 2021, dem ersten vollen Jahr der Anleihelaufzeit. Mit jedem zusätzlich Jahr sollte es sich weiter verbessern (Empfehlung des einstigen Best Practice Guide: <5,0). Auch dürfte durch das profitable Geschäft die Eigenkapitalquote von derzeit ca. 25% auf mittelfristige starke 40% verbessern (Empfehlung: >15%).

Der Kupon ist vergleichsweise niedrig: Sowitec bietet 6,75%, Photon sogar 7,75%. Folgerichtig stehen beide Peergroups auch einigermaßen deutlich über pari.

Stärken
+ langjähriger Track Record profitablen Wachstums
+ vertraglich gesicherte gut gefüllte Projektpipeline
+ erfahrenes Management, Gründer Martin Tauschke ist seit 2004 an Bord
+ überdurchschnittliche Anleihekennzahlen
+ politischer und thematischer Rückenwind

Schwächen
– unterdurchschnittlicher Kupon, sowohl für Non-Real-Estate als auch in der Peergroup
– gewisses Schlüsselpersonenrisiko
– niedriges Anleihevolumen wird zu mäßigem Börsenhandel führen

Fazit

Nach Einschätzung von BondGuide haben die Erkner ihre Hausaufgaben in den vergangenen zwei Jahren seit ihrem ersten Kapitalmarktgehversuch gemacht, auch stimmt dieses Mal das Timing angesichts des politischen Rückenwindes, nicht nur daheim, sondern mindestens in ganz Europa. Der Kupon ist niedrig, muss aber nicht allzu sehr stören. Anleger sollten jedoch die sicherlich hohe Geld-Brief-Spanne im späteren Börsenhandel bedenken.

Falko Bozicevic