Neuemission Agri Resources: „Vielversprechende Unternehmensphase, in der wir uns gerade befinden“

Agri Resources bittet zum Umtausch ihrer Altanleihe 2016/21 und legt noch eine Schippe drauf: Folgeanleihe 2021/26 umfasst bis zu 50 Mio. EUR. Wir sprachen mit CEO Frédéric Dalmasie über die Emission, den Status-quo und die Perspektiven der Agrar-Gruppe.

Herr Dalmasie, zum Auftakt wie gewohnt, zumal wir bisher noch nicht direkt sprachen: Wer ist und was macht Agri Resources?
Wir sind ein Agrarunternehmen mit ganz besonderer Ausrichtung: Bei uns steht Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda und wir haben einen speziellen Fokus auf dem afrikanischen und europäischen Markt, einerseits mit Grundnahrungsmitteln und andererseits mit Spezialitäten wie Vanille aus Madagaskar. In einigen wenigen Fakten: Als internationale Gruppe mit Aktivitäten in elf Ländern haben wir rund 520 Mitarbeiter. Unser Kerngeschäft umfasst den Anbau, die Beschaffung, die Verarbeitung und die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Wir sind Teil einer internationalen Wertschöpfungskette für Lebensmittel und Zutaten, verfügen über eine Agrarfläche von 82.000 Hektar sowie sechs Verarbeitungs- und Lagerzentren und bedienen internationale Blue-Chip-Kunden in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie in Europa, Afrika und Asien.

Die neue Anleihe über bis zu 50 Mio. EUR soll einerseits die Altanleihe 2016/21 über 16,12 Mio. EUR planmäßig rückführen, andererseits Wachstumskapital zur Verfügung stellen. Was kann Agri Resources mit diesen 33,88 Mio. EUR an Projekten stemmen?
Die zufließenden Mittel sollen breit diversifiziert eingesetzt werden. Wir haben dafür eine ganz konkrete Projektpipeline entwickelt. Im Fokus steht insbesondere der weitere Ausbau unserer Aktivitäten in Madagaskar, Ghana, Mauritius und Benin. Dort konzentrieren wir uns hauptsächlich auf drei Kategorien: die Weiterentwicklung der aktuellen nachhaltigen Landwirtschaft, neue Projekte für ein ökologisch nachhaltiges Management lebender natürlicher Ressourcen und der Landnutzung sowie neue Projekte für sozioökonomischen Fortschritt und Befähigung.

Agri Resources gehört mittelbar zur Monaco Resources Group, zu der u.a. auch Metalcorp und R-Logitech zählen. Wie ist die Abhängigkeit von der Mutterholding, wie die möglichen Synergieeffekte?
Synergieeffekte sind das richtige Stichwort. Wir profitieren seit jeher von dem internationalen Netzwerk, der umfassenden Marktexpertise und den weitreichenden Erfahrungen der Monaco Resources Group im gesamten Rohstoffsektor. Diese Synergieeffekte haben uns in den vergangenen Jahren beim Aufbau unserer landwirtschaftlichen Infrastrukturen innerhalb und außerhalb des afrikanischen Kontinents sehr geholfen. Aktuell profitieren wir zum Beispiel in Benin von den spezifischen Logistikdienstleistungen der Monaco Resources Group, die sich insgesamt über ein Netzwerk von 23 Niederlassungen in 15 westafrikanischen Ländern erstrecken.

Kommen wir zum Makroblick: Ihre Aktivitäten sind ganz mehrheitlich in verschiedenen Ländern der atlantischen Küste Afrikas, plus Madagaskar. Was zeichnet Länder wie Ghana, Guinea oder eben Madagaskar als Länder Ihrer Wahl aus – kurz gefragt: warum genau diese?
Afrika zeichnet sich allgemein durch ein anhaltendes Wirtschaftswachstum sowie positive Aussichten für die Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft aus. Unsere Standorte verfügen über hervorragende landwirtschaftliche Voraussetzungen sowie zusätzlich über eine gute Infrastruktur und günstige regulatorische Rahmenbedingungen, damit wir langfristig erfolgreich und ökologisch nachhaltig wirtschaften können. Auf dieser Basis ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, eine Anbaufläche von 82.000 Hektar sowie umfangreiche Verarbeitungs- und Lagerkapazitäten aufzubauen.

Eine andere Makrofrage: Bis ca. 2050 soll sich die Bevölkerung Afrikas verdoppeln, bis 2100 mehr als verdreifachen. Kann ein Kontinent wie Afrika eigentlich 4 Mrd. Menschen beherbergen und ernähren, v.a. nachhaltig?
Das stellt sicherlich eine sehr große Herausforderung für den Kontinent und die Bevölkerung dar und bedarf enormer Anstrengungen. Aus unserer Sicht liegt der Schlüssel ganz klar im Agrargeschäft, das nicht nur für das Wirtschaftswachstum Afrikas von großer Bedeutung ist, sondern auch in Zukunft aufgrund der immer wichtiger werdenden Ernährungssicherheit eine noch größere Rolle spielen wird. Als etabliertes Unternehmen im afrikanischen Agrargeschäft wollen wir weiterhin unseren Beitrag dazu leisten. Wir produzieren in Afrika in Ländern wie Ghana, Benin und der Republik Kongo Grundnahrungsmittel wie Soja und Reis für den jeweils heimischen Markt. Dort sind wir integraler Bestandteil der jeweils heimischen Agrarwirtschaft und bringen uns sehr aktiv ein, um die Agrarwirtschaft nachhaltig weiterzuentwickeln. Das zweite Standbein sind Spezialitäten wie zum Beispiel unser organischer Vanille-Anbau in Madagaskar für den Export nach Europa, USA und Asien.

Was genau bedeutet ‚organisch‘ in Produktion/Anbau von z.B. Vanille oder Sojabohnen?
Beim organischen Anbau werden Lebensmittel nach den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft angebaut. Das bedeutet, dass u.a. auf synthetisch hergestellte Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie grüne Gentechnik verzichtet wird. Da wir besonderen Wert darauf legen, haben wir zum Beispiel unsere Plantagen und Produkte in Madagaskar erfolgreich der Ecocert-Zertifizierung unterzogen.

Was qualifiziert die neue Anleihe 2021/26 als Sustainable Bond?
In einer Second Party Opinion bestätigt Vigeo Eiris, eine Tochtergesellschaft von Moody‘s und Weltmarktführer für ESG-Bewertungen, -Daten, -Research,
-Benchmarks und -Analysen, dass unser Sustainability-Bond-Rahmenwerk im Einklang mit den vier Kernprinzipien der ICMA Green and Social Bond Principles steht. Damit qualifiziert sich unsere neue Anleihe als Sustainability Bond gemäß der Definition der International Capital Markets Association ICMA.

Was gefiel den Bewertern und wo sehen sie Nachbesserungspotenzial?
Vigeo Eiris kann „mit einem angemessenen Maß an Sicherheit“, was laut interner Bewertungsskala von Vigeo Eiris dem höchsten Maß an Sicherheit entspricht, die Verpflichtungen der Agri Resources Group und den Beitrag der Anleihe zur Nachhaltigkeit beurteilen. Übergreifend mit einem angemessenen Maß an Sicherheit bestätigt Vigeo Eiris, dass Agri Resources in der Lage ist, relevante ESG-Faktoren in seine Strategie zu integrieren. Im Detail bestätigt Vigeo Eiris mit einem angemessenen Maß an Sicherheit, dass Umwelt- und Sozialfaktoren integriert werden, wohingegen die Integration von Governance-Aspekten mit einem moderaten Maß an Sicherheit bestätigt wird.

Trotz verdoppeltem Umsatz 2020 auf 20,3 Mio. EUR blieb unter dem Strich erneut lediglich ein dünnes Plus von 0,3 Mio. EUR, also Marge 1,3%. Wie wird Agri Resources profitabler?
Um das Gesamtbild abzurunden: Seit der Emission unserer ersten Anleihe konnten wir unseren Umsatz von 5,8 Mio. EUR im Jahr 2016 auf 20,3 Mio. EUR im letzten Jahr steigern und sind dabei durchgehend profitabel gewachsen. Unsere operative Ertragskraft spiegelt sich sehr gut in unserem EBITDA wider, das sich im selben Zeitraum von 1,1 auf 2,8 Mio. EUR verbesserte – gleichbedeutend mit einer sehr auskömmlichen EBITDA-Marge von aktuell 13,8%.

Sind Sie noch in einer dynamischen Wachstumsphase?
An unseren Finanzkennzahlen 2020 sieht man sehr schön, in welch vielversprechender Unternehmensphase wir uns gerade befinden: Dank eines Eigenkapitals von 151,3 Mio. Euro, was einer EK-Quote von 79,8% entspricht, und nicht zuletzt durch die Mittel aus der Anleihe 2016/2021 haben wir umfassende Assets in Afrika und Europa aufgebaut: inzwischen 82.000 Hektar Agrarfläche sowie umfassende Kapazitäten zur Weiterverarbeitung und Lagerung unserer Agrarprodukte. Die Basis ist somit bereits gelegt. Mit einer Umsatzverdoppelung 2020 befinden wir uns schon mitten in der dynamischen Wachstumsphase. Und mit unserem Ergebniswachstum auf 2,8 Mio. EUR EBITDA bzw. einer EBITDA-Marge von 13,8% können wir bereits sehr schön zeigen, dass wir dieses Wachstum mit einer entsprechenden Gewinnmarge einhergehen lassen.

Was bedeutet das für die Zukunft?
Aus dieser Position der Stärke heraus wollen wir in den kommenden Jahren weitere signifikante Ertragspotenziale ausschöpfen. Vor allem die Aufbauinvestitionen der vergangenen Jahre werden sich deutlich positiv auf unsere Ertragslage auswirken. Wir profitieren dabei besonders von der sich täglich vergrößernden bewirtschafteten Fläche sowie den damit verbundenen Skaleneffekten. Da der Fokus in den vergangenen Jahren zunächst auf dem Aufbau ausreichender Assets lag, wird aktuell erst ein Teil unserer Kapazitäten genutzt. Wir werden daher Umsatz und Ertrag basierend auf den bereits getätigten Investitionen deutlich erhöhen. In den kommenden Jahren streben wir ein jährliches Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich und überproportional stark wachsende Erträge an.

CEO Frédéric Dalmasie

Herr Dalmasie, besten Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke!

Interview: Falko Bozicevic

Fotos/Grafiken: @Agri Resources