Mittelstandsanleihen: Prolongierung und Kredit – ein Kommentar von Ralf Meinerzag, Steubing

Frankfurt am Main

Eterna
Im Oktober 2017 wäre die 55 Mio. EUR umfassende Anleihe (Kupon 8%) von Eterna fällig gestellt worden. Auch hier wählte die Unternehmensführung eine Kombination aus Neuemission (25 Mio. EUR; Kupon 7,75%) und Kredit (Schuldscheindarlehen über 33 Mio. EUR), um sich vorzeitig zu „befreien“. Insgesamt nahm man erfolgreich 58 Mio. EUR neu auf.

ETERNA platziert erfolgreich neue Anleihe und schließt Refinanzierung der Anleihe 2012/2017 abKurz vor der Prolongierung wurde folgende Erfolgsmeldung veröffentlicht: „Derweil steigerte ETERNA seine Erlöse 2016 um über 4% auf 101,7 Mio. EUR und erzielte damit einen neuen Umsatzrekord. Wesentlicher Wachstumstreiber waren vor allem eigenkontrollierte Flächen, mit denen die Passauer erneut ein flächenbereinigtes Wachstum erzielten. Das EBITDA lag mit 11,2 Mio. EUR auf Vorjahresniveau (2015: 11,1 Mio. EUR). Das Konzernergebnis von -4,5 Mio. EUR (-5,5 Mio. EUR) ist primär durch die planmäßige, aber nicht liquiditätswirksame Abschreibung auf den Firmenwert in Höhe von 6,4 Mio. EUR geprägt. Bereinigt um die Firmenwertabschreibung resultiert ein deutlich verbessertes Konzernergebnis von 1,9 Mio. EUR (0,9 Mio. EUR).“ (BondGuide, 13. April 2017)

Homann Holzwerkstoffe
„Homann hat holprige Jahre hinter sich, was sich auch am Bondmarkt niederschlug. Die 100 Mio. EUR schwere Anleihe, die derzeit knapp unter Par notiert, stand zwischenzeitlich enorm unter Druck, da die Verschuldung Homanns angestiegen war und die Unsicherheit im Mini-Bond-Segment aufgrund der zahlreichen Pleiten sehr hoch war. Den tiefsten Stand erreichte die Anleihe kurz nach der spektakulären Insolvenz von KTG Agrar, als der Homann-Bond auf 65% fiel.“ (Finance-Magazin, 18. April 2017).

Homann-Werk in KarlinoNun veröffentlicht der Holzfaserplattenanbieter gute Zahlen (Umsatzanstieg von 12% auf 226 Mio. EUR; EBITDA: Anstieg um 60% auf 33 Mio. EUR) und kündigt bei der Veröffentlichung eine Prolongierung seiner im Dezember 2017 fälligen Anleihe an. Homann möchte aber auch nur 50 Mio. EUR am Kapitalmarkt aufnehmen und hat Finanzvereinbarungen mit Banken über weitere 75 Mio. EUR geschlossen. Es wäre also ein um 25% höherer Verschuldungsgrad.

Ausblick
Rickmers Holding AG: Verständigung über die Eckpunkte der finanziellen Restrukturierung der Rickmers Gruppe, unter Gremienvorbehalt der Gläubiger und der Bedingung der Restrukturierung der Rickmers-Anleihe
Mit Interesse werden wir in den nächsten Wochen Wöhrl, Laurèl und René Lezard beobachten. Bei allen drei Unternehmen stehen hoch spannende Anleihegläubigerversammlungen an, die darüber entscheiden, was die breite Masse an Investoren noch für eine Quote erwarten kann. Mit hohem Interesse werden wir auch die Sanierungsbemühungen von Rickmers beobachten: Diesen Bond hatten wir schon häufiger in unserem Standpunkt erwähnt. Spätestens seit August 2016 haben wir auf die bilanziellen Risiken der Reederei hingewiesen und das Geschäftsmodell der eher kleinen Reederei hinterfragt.

Fondsmanager Ralf Meinerzag (r.) und Roger Bürgin

Fondsmanager Ralf Meinerzag (r.) und Roger Bürgin

24. April 2017

Pressekontakt: Klaus-Karl Becker +49 172 61 41 955, klaus-karl.becker@steubing.com, www.germanmittelstandfund.de