Lohnt sich eine Investition in P2P-Kredite?

Das Konzept der Peer-to-Peer-Kredite, kurz P2P-Kredite, hat über die letzten Jahre extrem an Beliebtheit gewonnen. Lohnt aber eine Investition? Von Robert Steininger*

Im Gegensatz zur herkömmlichen Vergabe von Krediten wird im P2P das Fremdkapital ohne ein Kreditinstitut finanziert. Bei P2P-Krediten verleihen Privatpersonen Geld nämlich über sogenannte P2P-Plattformen an die Kreditnehmer*innen. Das hat sowohl für die Kreditgeber*in, als auch für die Kreditnehmer*in Vorteile. Die Kreditnehmer*innen profitieren von einer flexiblen Finanzierungsmöglichkeit und sie sparen sich die hohen Zinsen, die sonst an die Kreditinstitute fließen.

Doch auch für Sie als Kreditgeber*in haben die Investitionsmöglichkeiten des P2P-Kredits Vorteile gegenüber klassischen Anlagemethoden. Zum einen sind P2P-Kredite relativ sicher und haben sich über die letzte Zeit auch während Krisen bewährt. Der entscheidende Punkt ist für viele P2P-Anleger*innen allerdings das hohe Zinsniveau. P2P-Kredite gehören zu den wenigen Investitionen, die fixe Zinsen anbieten, die teilweise im Bereich von über 10% sind.

Über innovative P2P-Plattformen im Internet werden Sie mit Kreditnehmer*innen vernetzt, die Sie zu einem bestimmten Zinssatz finanzieren können. Anschließend erhalten Sie über die vereinbarte Laufzeit Ihr Geld und die Zinsen in Raten zurückbezahlt. Welche Zinsen sich in der P2P-Kreditvergabe erzielen lassen, wie vertrauenswürdig die Plattformen sind und worauf bei Investitionen zu achten ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Welche Zinsen lassen sich erzielen?

Die Popularität von P2P-Plattformen hängt unter anderem mit den hohen Zinsen zusammen, die Sie als Investor*in erzielen können. Kaum eine andere Anlagemethode in einer ähnlichen Sicherheitsklasse bietet so hohe Renditemöglichkeiten wie Peer-to-Peer-Kredite.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Arbeiter auf dem Markt und die Zinsen unterscheiden sich stark voneinander. Generell kann aber gesagt werden, dass höhere Zinsen oftmals auch mit einem höheren Risiko kommen. Plattformen, welche die Kreditvergabe an Kund*innen aus dem Ausland mit schlechter Bonität ermöglichen, haben dementsprechend in der Regel die höchsten Zinsen. Doch diese unterscheiden sich auch innerhalb der Plattformen voneinander. Je länger die Laufzeit und je höher das Ausfallrisiko ist, desto höher sind die Zinsen, welche die Plattform verlangt und Ihnen (größtenteils) weitergibt.

Sie müssen allerdings keine enormen Risiken auf sich nehmen, um vertretbare Renditen zu erhalten. Natürlich ist keine Investition zu 100% sicher, Sie können aber auch mit vertretbaren Risiken Zinsen im zweistelligen Bereich erzielen. Von den Zinsen, welche die Kreditnehmer*in bezahlt, geht ein kleiner Teil an die Plattform, den Hauptteil erhalten Sie aber als Rendite.

Wie vertrauenswürdig sind die Plattformen?

Mit dem großen Erfolg der ersten P2P-Plattformen wuchs die Branche rasant. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Anbietern, die einen professionellen Service bieten. Wie überall, tummeln sich leider auch in der P2P-Branche einige schwarze Schafe herum. Als Investor*in ist es nicht immer einfach, seriöse Angebote auf den ersten Blick von betrügerischen Webseiten zu unterscheiden. Wenn Sie allerdings einige Kernpunkte beachten, minimieren Sie das Risiko, Opfer eines Betruges zu werden.

So sollten Sie zum Beispiel nicht in Plattformen investieren, die ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union haben, oder Ihr Geld an Kreditnehmer*innen mit Wohnsitz in Drittstaaten verleihen. Wenn Ihnen die Sicherheit Ihrer Anlage besonders am Herzen liegt, können Sie sich auch lediglich auf Plattformen aus Deutschland konzentrieren, die sich neben den europäischen Regularien auch an deutsche Gesetze halten müssen. Es sei allerdings erwähnt, dass die Renditemöglichkeiten im europäischen Ausland oftmals höher sind als in Deutschland.

Ebenfalls sollten Sie sich auf große und bekannte P2P-Anbieter konzentrieren und sich bei unabhängigen Quellen über die Plattformen informieren. Wenn eine P2P-Plattform mit Zinsen lockt, die zu gut zu sein scheinen, um wahr zu sein, sollten Sie skeptisch werden.

Worauf ist beim Investieren zu achten?

Als Kreditgeber*in tragen Sie das Risiko, falls eine Kreditnehmer*in den Kredit nicht mehr zurückzahlen kann. Die Plattformen vermitteln lediglich, greifen Ihnen bei einem Ausfall aber nicht unter die Arme. Manche Plattformen bieten Versicherungen an, die in solchen Fällen einspringen. Diese Versicherungen sollten Sie allerdings nur wählen, falls sie sich aus finanzieller Sicht lohnen und effektiv alle Risiken abdecken.

P2P-Plattformen lassen Ihnen die Wahl, welchen Kredit Sie finanzieren. Sie können zwischen verschiedenen Kreditnehmer*innen wählen, deren Bonität Ihnen angezeigt wird. Je schlechter die Bonität ist, desto höher sind die Zinsen und das Investitionsrisiko. Je nachdem, welche Risikostrategie Sie als Anleger*in verfolgen, können Sie sich für sicherere oder riskantere P2P-Kreditvergaben entscheiden.

Um Ihr Risiko etwas zu streuen, empfiehlt es sich jedoch, nicht das gesamte Anlagekapital in eine einzige Kreditvergabe anzulegen. Wählen Sie sich stattdessen mehrerer Kreditnehmer*innen aus, die Sie finanzieren möchten, damit bei einem Ausfall nicht Ihre ganze Investition verloren ist. Viele Anleger*innen haben den Core-Satellite-Ansatz für sich entdeckt. Im Rahmen dieser Strategie investieren Sie 80% der Anlagesumme in sichere P2P-Kredite auf etablierten Plattformen. Mit den restlichen 20% können Sie etwas experimentieren und das Geld in Hochrisiko-Kredite bei alternativen P2P-Anbietern anlegen.

Auch wenn Sie Ihre Anlage diversifizieren, bleibt immer ein gewisses Restrisiko bestehen. Zudem ist Ihr Geld in der Anlage gebunden, bis die Kredite abgezahlt sind. Investieren Sie also niemals Ihr ganzes Vermögen und behalten Sie immer ein finanzielles Polster auf dem Bankkonto.

Fazit

Dass P2P-Kredite so beliebt geworden sind, ist durchaus begründet. Sowohl die Kreditnehmer*innen, als auch die Kreditgeber*innen profitieren vom P2P-Konzept. Peer-to-Peer Kredite sind eine wahre Win-Win Lösung. Wenn Sie als Anleger*in einige grundlegende Regeln beachten, bietet Ihnen die P2P-Branche äußerst interessante Renditemöglichkeiten. Machen Sie sich klar, welche Risiken Sie eingehen möchten und wo die Schmerzensgrenze liegt. Anschließend investieren Sie gemäß Ihrer Risikostrategie in verschiedene Kredite und streuen Ihr Risiko somit auf verschieden Kreditnehmer*innen und im Optimalfall auch auf verschiedene Plattformen. Danach können Sie Ihr Geld für sich arbeiten lassen und Renditen erzielen, die Ihnen die meisten Anlagemethoden heutzutage nicht mehr bieten können.

*)  Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse.