Lieber noch abwarten bei inflationsindexierten Staatsanleihen

Inflationsindexierte Staatsanleihen haben seit Jahresanfang ihre Stärken noch nicht nachhaltig ausspielen können – Geduld bleibt gefragt. Von Tobias Frei*

Vor allem lange Laufzeiten litten nach anfänglicher deutlicher Outperformance gegenüber ihren nominellen Pendants unter den Turbulenzen der Bankenkrise, welche die Inflationserwartungen auf Talfahrt schickten. Innerhalb der nächsten zwölf Monate sollte jedoch die 5jährige Breakeven-Rendite aufgrund der anstehenden Rezession in der Eurozone in den Bereich von 2,0% sinken. Dann sollte sich ein Investment in diese sog. Linker wieder lohnen, weil sich die Kerninflationsrate langfristig bei 2,5 bis 3,0% einpendeln dürfte.

Das Jahr 2023 ist für inflationsgeschützte Staatsanleihen (Linker) im Vergleich zu den beiden Vorjahren bisher ereignislos verlaufen. Die relative Rendite 1- bis 3jähriger Laufzeiten gegenüber laufzeitgleichen nominellen Pendants beträgt seit Jahresanfang für die Eurozone +0,8%-Punkte, für die USA +0,3%-Punkte und für Großbritannien +0,1%-Punkt im laufenden Jahr (Stand 20. April 2023).

Profitierten im vergangenen Jahr vor allem 1- bis 3jährige Laufzeiten unmittelbar von dem starken Anstieg der Konsumentenpreise, so sind die rückläufigen Inflationsdaten nun ein Belastungsfaktor in diesem Laufzeitbereich.

Gemessen an den Jahresänderungsraten dürfte die Inflation in der Eurozone 2023 weiter sinken und am Jahresende bei 2,8% liegen. Insbesondere von August bis Oktober ist mit einer stark rückläufigen Jahresänderungsrate von 4,5 auf 2,5% zu rechnen, wodurch inflationsindexierte Anleihen mit kurzen Laufzeiten stärker belastet werden. Im Jahresdurchschnitt 2023 erwarten wir hier die Inflation bei 5,1%, im Folgejahr bei 2,2%.

Turbulenzen im Bankensektor belasteten lange Laufzeiten

Anders als bei kurz laufenden Linkern verlief die Entwicklung bei längeren Laufzeiten: Der langsamere Rückgang der Inflation, der Investoren dies- und jenseits des Atlantiks überraschte, hat zwischen Mitte Januar und Anfang März die Inflationserwartungen für 5jährige Laufzeiten gemessen an den Breakeven-Renditen um 86 Basispunkte für die Eurozone und 60 Basispunkte für die USA steigen lassen.

So lag die Performance 7- bis 10jähriger Eurozonen-Linker in diesem Zeitraum sogar mehr als 3 Prozentpunkte über der von laufzeitgleichen Nominalzinsanleihen. Dass Linker ein Risiko-Asset sind, zeigte sich jedoch wieder mit den Turbulenzen im Bankensektor, die nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch die Inflationserwartungen auf Talfahrt schickten. In der Folge schmolz der Renditevorsprung auf weniger als 0,5 Prozentpunkte.

Errechnet man aus den Inflationsswaps die 1-Jahres-Forward-Raten für die jeweils kommenden zehn Jahre und vergleicht den sich ergebenden Kurvenverlauf mit der Zeit vor der Finanzkrise, so entsprechen die am Markt gehandelten Inflationserwartungen ab dem Jahr 2025 wieder dem Preisstabilitätsziel der EZB aus dem Jahr 2005. Die EZB hat daher in Anbetracht der wachsenden Rezessionsgefahren durchaus den Spielraum, vorausschauend zu handeln, um sich durch die aktuell noch hartnäckige Inflation nicht zu weiteren Zinserhöhungen verleiten zu lassen.

Tiefere Breakeven-Rendite für Einstieg nutzen

Aufgrund des rezessiven konjunkturellen Umfelds erwarten wir auf 12-Monats-Sicht weiterhin ein Sinken der 5jährigen Breakeven-Rendite vom aktuellen Niveau von 2,55% in den Bereich von 2,0% und raten deshalb zurzeit von Investitionen in inflationsgeschützte Staatsanleihen ab. Weil die Kerninflationsrate sich langfristig bei 2,5 bis 3,0% einpendeln dürfte, sollten sich auf dem tieferen Niveau bei 2,0% jedoch wieder Einstiegschancen für einen phasenweisen Einsatz von inflationsgeschützten Anleihen ergeben. Dies dürfte jedoch frühestens Ende 2023 der Fall sein.

Tobias Frei

*) Tobis Frei ist Senior Portfolio Manager bei BANTLEON

Inflationsindexierte Anleihen bei BANTLEON

BANTLEON bewirtschaftet inflationsindexierte Staatsanleihen in nahezu allen Anleihestrategien, unter anderem im Publikumsfonds BANTLEON YIELD PLUS (LU0973990855).

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