Klimawandel profitiert von Corona-Trends

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So dürfte der Klimawandel in allen Sektoren der Weltwirtschaft auch Anlagechancen eröffnen – von Petra Pflaum, CIO for Responsible Investments bei der DWS.

Der Klimawandel stellt Anleger vor große Herausforderungen – angefangen von finanziellen Verlusten durch Extremwetterereignisse bis hin zu rechtlichen Mitteln als neues Instrument zur Durchsetzung und Beschleunigung von Maßnahmen zum Klimaschutz.

Die DWS hat ein eigenes Rating für das Klimarisiko entwickelt und erprobt, um Risiken und Chancen während der Übergangszeit in eine Emissions-arme Volkswirtschaft herauszuarbeiten (mehr Details dazu finden Sie in unserem CIO View Quarterly ESG-Artikel vom September 2019). Mit diesem Ratingsystem von A bis F, in das die neuesten Klimarisikokennzahlen von MSCI, ISS-ESG und Morningstar Sustainalytics einfließen, lassen sich Vorreiter wie Nachzügler bestimmen.

Unter Zuhilfenahme unseres eigenen Ratings für das Klimarisiko (climate transition risk, CTR) haben wir uns die Unternehmen angeschaut, für welche der Klimawandel dem Rating nach eine Chance darstellt (CTR-Vorreiter) und sie mit jenen verglichen, für die er ein besonderes Risiko darstellt (CTR-Nachzügler). Unser „Chart der Woche“ zeigt eine deutliche Divergenz zwischen der Wertentwicklung von CTR-Vorreitern und -Nachzüglern. Während die Vorreiter den MSCI AC World Index im Jahresverlauf (bis 31.07.2020) um 41 Prozent schlugen, blieben die Nachzügler um 22% zurück.

Das Klimarisiko eines Unternehmens ist nicht zuletzt durch die Sektorzugehörigkeit bedingt. Dementsprechend verwundert es nicht, dass die Sektorgewichtungen der beiden Gruppen sehr unterschiedlich sind. CTR-Vorreiter kommen hauptsächlich aus den Sektoren der zyklischen Konsumgüter (29%), Industriewerte (25%) und IT (38%). Hersteller von Elektroautos (zyklische Konsumwerte), Elektrogeräten und Baumaterialien (Industriewerte) sowie IT-Produkte leisten einen wichtigen Beitrag zur Milderung des Klimawandels. CTR-Nachzügler finden sich hauptsächlich in den Sektoren Energie (45%), Grundstoffe (22%) und Versorger (22%). Dabei werden beispielsweise die Erdölgewinnung, der Kohlebergbau und die Metallgewinnung häufig mit Umweltrisiken assoziiert.

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Während wir die bessere Wertentwicklung der CTR-Vorreiter nicht allein den ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) zuschreiben würden, haben sich die Aktien mit guten CTR-Rating in der Pandemie aggregiert deutlich besser entwickelt. Die ESG-Qualität bleibt ein wichtiger Treiber für Investoren und Wertentwicklung über Unternehmen, Sektoren und Subsektoren hinweg.

Die Integration von ESG-Informationen in der Unternehmensanalyse ermöglicht es uns, wahre ESG-Vorreiter und -Nachzügler zu identifizieren, um von Investitionsmöglichkeiten zu profitieren, aber auch gleichzeitig das Risiko zu reduzieren.

In einem Jahr, das von außergewöhnlich hoher Volatilität geprägt ist, kommt der richtigen Balance zwischen Risiko und Rendite eine besondere Bedeutung zu. Wie wir gesehen haben, kann die Analyse von Unternehmen aus ESG-Perspektive dazu wertvolle Anhaltspunkte liefern. Die Corona-Pandemie könnte die Aufmerksamkeit der Anleger sogar noch verstärkt auf ESG-Themen im Allgemeinen und den Klimawandel im Besonderen gelenkt haben, was sich auch an der besseren Wertentwicklung der CTR-Vorreiter zeigt.