KFM Fonds in der Daumenschraube

Die One Square Advisory Services und die Anwaltskanzlei Nieding + Barth fordern die Anleger des KFM Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds (LU0974225590) auf, Interessen zu bündeln und bieten Unterstützung bei der Wahrnehmung ihrer Rechte an.

Aussetzung für Rücknahme und Ausgabe von Fondsanteilen

Hintergrund ist die am 16. Januar erfolgte und seitdem anhaltende Aussetzung für die Rücknahme und Ausgabe von Fondsanteilen durch die Verwaltungsgesellschaft IPConcept (Luxemburg) S.A.

Anleger können den Fonds seitdem bei der Verwaltungsgesellschaft weder verkaufen noch neue Anteile erwerben.

Zuletzt am 19. Januar berichtete die KFM Deutsche Mittelstand AG, Initiatorin des Deutschen Mittelstandanleihen Fonds (WKN A1W5T2) sowie des Europäischen Mittelstandsanleihen Fonds (WKN A2PF0P), dass die Berechnung des Anteilsscheinpreises seit dem 16. Januar 2023 ausgesetzt sei. Grund sei die Aussetzung der Securo Pro Lux S.A. 7,5% 2018/24 (WKN: A1927W) Anleihe seit dem 8. Dezember 2022.

In dieses Papier, das seinerseits Anteile am Verius Immobilienfinanzierungsfonds SCS SICAV RAIF (ISIN LU1738378287) verbrieft, hatte der Mittelstandsfonds 5 Mio. EUR investiert. Die Verwaltungsgesellschaft schreibt in ihrer offiziellen MitteilungDer Fonds hat einen Betrag i.H.v. 5 Mio. EUR in die VERIUS IHS 1 investiert, der einen Anteil von ca. 3,8% des NIW ausmacht. Die Toleranzschwelle des Fonds liegt bei 0,5%“.

Der hohe Anteil ist zudem bemerkenswert, da die Anleihe gemäß Auskunft der Verwaltungsgesellschaft mit einem sogenannten „alternativen Investment“ besichert ist. Dies und die kleinste handelbare Einheit an der Börse von nominal 100 TEUR signalisiere, dass es sich hier um ein Wertpapier handele, dass nur für professionelle Anleger geeignet scheint.

Trotz der Ankündigung des Fondsmanagers, Vorstandsvorsitzender der KFM Deutsche Mittelstands AG in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „Laufe alles gut, könne der Fonds Ende März wieder öffnen“, ist der Fonds nach wie vor ausgesetzt.

Aktuell notiert der Fonds nahe dem Allzeittief bei 26,31 EUR und Marktteilnehmer befürchten, dass eine komplette Abwicklung des Fonds und damit weitere massive Verluste für Anleger drohen könnten.

Illiquide und unverkäufliche Bestände

Vor diesem Zusammenhang stelle sich die Frage nach der Anlagepolitik des Fonds insgesamt. So bezieht sich die Toleranzschwelle von Publikumsfonds zwar auf das jeweilige maximale Emissionsvolumen der Anleihen, betrachte man jedoch das tatsächlich platzierte Anleihevolumen zeige sich ein gänzlich anderes Bild.

Auffällig sei z.B. das Investment in der Saxony Minerals & Exploration – SME AG Anleihe (A2YN7A). Die Webseite des Unternehmens zeige, dass von dem ursprünglich geplanten Emissionsvolumen in Höhe von 30 Mio. EUR nur 7,2 Mio. EUR platziert werden konnten. Entsprechend dem letzten veröffentlichten Factsheet des Mittelstandsfonds bedeutet dies, dass ein Drittel des ausstehenden Volumens dem Fonds zugerechnet werden müssten.

Ähnlich scheint es bei der Anleihe der Africa GreenTec Asset GmbH zu sein. Das Unternehmen hat keine eigene Webseite. Auf der Website der Africa GreenTec AG werde lediglich zu Crowd Investments, nicht jedoch zur Anleihe berichtet. Laut Bundesanzeiger liege das Volumen der Anleihe bei ca. 7,7 Mio. EUR, von denen der Fonds ca. 13% halte.

Außerdem befänden sich im Fonds gemäß letztem Factsheet vom 13.01.2023 sechs sog. Perpetual Bonds von fünf verschiedenen Emittenten die einen Anteil von über 10% am Fonds ausmachen. Diese Anleihen haben eine unendliche Laufzeit und daher keine Endfälligkeit. Dementsprechend hoch ist die Volatilität.

Zumindest einige dieser Anleihen seien der Kategorie Fixed-to-Float zuzurechnen. Hierbei handelt es sich um Anleihen, die zur Emission einen festen Kupon haben und meist nach fünf Jahren gekündigt werden können. Erfolgt keine Kündigung, beginnt die unendliche Floater-Periode. Hier wird üblicherweise Euribor plus zweistelligem Zins bezahlt. Dies erklärt sich aus dem Umstand, dass diese Anleihegelder Eigenkapital ersetzen. Dadurch begründen die Schuldverschreibungen unmittelbare, nicht besicherte und tief nachrangige Verbindlichkeiten der Emittentin.

Deutscher MSA Fonds @ KFM

Der hohe Portfolioanteil an nur teilweise platzierten Anleihen deute darauf hin, dass das Portfolio in großem Umfang illiquide sein könnte. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf und eine detaillierte Analyse müsse zeigen, wie illiquide das Portfolio in seiner Gesamtheit sei und welche Volatilität und welches Risiko der Fonds aufgrund der zahlreichen perpetual und fixed-to-float Anleihen aufweise.

Interessenskonflikt

Der Deutsche Mittelstandanleihen Fond ist mit insgesamt 5 Mio. EUR Nominalvolumen in Anleihen der inzwischen insolventen Deutschen Lichtmiete AG investiert. Noch am 10. Februar 2021 stufte der Fonds dieses Investment als attraktiv (4 von 5 Sternen) ein [Anmerkung von BondGuide: Gegen gut gemachten Betrug ist niemand gefeit, sollte es ein solcher gewesen sein – die Bestandsaufnahme fällt unter ‚Rückspiegel-Betrachtung]

Wie inzwischen bekannt, gab und gebe es massive personelle Verflechtungen zwischen dem Fonds, der Deutschen Lichtmiete und dem vormaligen Vorstand der Deutschen Lichtmiete, dem Miteigentümer der neu gegründeten light now AG.

Streitfall Deutsche Lichtmiete, jetzt light now vs. NOVALUMEN

Hintergrund Deutsche Lichtmiete / light now AG

Hans-Jürgen Friedrich, Vorstandsvorsitzender der KFM Deutsche Mittelstands AG, Initiatorin des Deutschen Mittelstandanleihen Fond, ist über die zu 100% in seinem Eigentum stehende AFM UG zu einem Drittel an der light now AG beteiligt. Vorstand der light now AG ist Dr. Gerd Sieger, der bis zum 30. September 2019 Vorstand der KFM Deutsche Mittelstands AG war. Aufsichtsrat ist Alexander Hahn, Gründer und Vorstand der heute insolventen Deutschen Lichtmiete AG.

Die light now AG hatte versucht, die Assets der Deutschen Lichtmiete aus dem Insolvenzverfahren zu erwerben und steht seitdem in scharfem Wettbewerb zu der im Sinne der Gläubiger geführten Auffanggesellschaft der Deutschen Lichtmiete, der NOVALUMEN GmbH. Die Insolvenzquote für die Anleger der Anleihen der Deutschen Lichtmiete werde zum großen Teil aus dem Erfolg der NOVALUMEN gespeist.

Friedrich habe damit ein privates wirtschaftliches Interesse an dem Erfolg der light now AG, das dem Interesse der Anleger des von ihm initiierten Deutschen Mittelstandsfonds an einer hohen Insolvenzquote aus der Deutschen Lichtmiete massiv entgegenstehe. Dies könne nicht im Interesse der Investoren des Fonds sein und verlange Aufklärung.

Unabhängige Vertretung

Die oben dargestellten Ausführungen machten deutlich, dass eine unabhängige Vertretung der Interessen der Investoren des Deutschen Mittelstandanleihen Fonds notwendig sei, um weiteren Schaden abzuwenden.

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