Kann Bitcoin umweltfreundlich sein?

Die US-Mining-Community hat behauptet, dass das Bitcoin-Mining äußerst umweltfreundlich sei. Ist dies wirklich der Fall? Von Robert Steininger*

Die sogenannte amerikanische Mining-Community oder Bitcoin Mining Council wurde als Reaktion auf die massive Kritik an den schlechten Umweltauswirkungen von BTC auf Geheiß von Elon Musk gegründet. Vor kurzem teilten ihre Vertreter einige interessante Informationen mit: Nach Berechnungen der Experten der Organisation stammen mehr als 56% des Stroms, der das Bitcoin-Netzwerk versorgt, aus erneuerbaren Quellen. Eine solche Schlussfolgerung erschien fragwürdig und löste sogar in der Kryptowährungsgemeinschaft Skepgis aus.

Der Grund für die Gründung dieser Organisation waren in der Tat die Aussagen von Elon Musk, dessen Unternehmen Tesla keine Bitcoins mehr als Zahlungsmittel für seine Autos akzeptiert. Die offizielle Stellungnahme des Automobilriesen lautete, dass die Bitcoin Schürfer zu viel schmutzigen Strom verbrauchen – also solchen, der aus nicht erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Kurz darauf sprach Musk über die Treffen, die er mit nordamerikanischen Bergleuten hatte. Ziel der Veranstaltung war nicht nur die Klärung der aktuellen Situation beim Mining der ersten Kryptowährung, sondern auch die Förderung des Einsatzes von sauberer Energie.

Als Ergebnis ist die erwähnte Gemeinschaft der Miner entstanden, an der Elon Musk – zumindest offiziell – nicht beteiligt ist. Die Mitglieder wollen die BTC-Bergbauindustrie sauberer machen. Langfristig sollte dies den Ruf von Kryptowährungen verbessern, die den Proof-of-Work-Konsensalgorithmus mit Minern und viel Computerhardware in ihrem Netzwerk verwenden.

Wenige Wochen nach der Gründung der Vereinigung haben ihre Vertreter bereits begonnen, über die Reinheit des BTC-Minings zu sprechen. Und andere Mitglieder der Gemeinschaft haben vorhersehbar solch schnelle Veränderungen in einer großen Nische in Frage gestellt.

Schadet der Bitcoin, den man so aktiv abbaut und von dessen Handel man z.B. mit der BitIQ App profitiert, der Umwelt? Erstens hat der Bitcoin Mining Council ein direktes Interesse am guten Image der Kryptowährung, da es sich um eine Gruppe handelt, der BTC-Miner und Großinvestoren der ersten Kryptowährung angehören. In der Tat sollten alle Schlussfolgerungen mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden, da sie den Bitcoin in ein ausgesprochen gutes Licht zu rücken bestrebt sind.

Zum Beispiel wird die Aktivität der Organisation aktiv von MicroStrategy CEO Michael Saylor beworben, dessen Unternehmen bereits mehr als 100.000 Bitcoins angehäuft hat. Sicherlich ist das Vertrauen des Giganten in die erste Kryptowährung groß, da er Milliarden von Dollar in sie investiert hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Personen in ihrer Wahrnehmung des Kryptowährungsmarktes nicht voreingenommen sind.

Als Beleg dafür kann man besagten Saylor heranziehen, der aktiv von Branchennachrichtenportalen interviewt wurde. In einer Diskussion stellte er fest, dass es neben Bitcoin keine zweitbeste Kryptowährung gebe. Das heißt, der Anleger zieht andere Coins gar nicht in Betracht, was für eine Nischenbeteiligung ein recht begrenzter Ansatz ist.

Zweitens stammen die Ergebnisse der Studie selbst aus einer Umfrage unter Minern, die angeblich 32% der gesamten Rechenleistung des Netzes besitzen. Zwei Drittel von ihnen gaben an, überwiegend grüne Energiequellen zu nutzen. Die Umfrage selbst war jedoch freiwillig, was bedeutet, dass die Teilnehmer möglicherweise keine verlässlichen Informationen über ihr Unternehmen preisgegeben haben. Es ist logisch anzunehmen, dass diejenigen, deren Krypto-Farmen mit umweltschädlichen Kraftwerken betrieben werden, dies lieber nicht bekannt machen wollen. Und das gibt auch das Recht, die geäußerten Informationen in Frage zu stellen.

Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht derzeit etwa 0,3% der weltweiten Stromproduktion. Das Cambridge Centre for Alternative Finance veröffentlichte im September 2020 eine Studie, die besagt, dass nur 39% des Stroms, mit dem das Hauptnetzwerk der Kryptowährungen betrieben wird, grün ist. In naher Zukunft könnte diese Zahl noch steigen, da eine große Zahl von Bergleuten aus China abwandert, wo die Regierung hart gegen die Branche vorgeht. Und es war China, das die meisten Minenarbeiter konzentrierte, deren Kryptofarmen von Kohlekraftwerken angetrieben wurden.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse