Interview mit Johann Schmid-Davis zur Neuemission Hörmann Finance II: „Wollen die Vorteile des Kapitalmarkts langfristig nutzen und Investoren Kontinuität bieten“

Hörmann Industries veröffentlicht vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2016

„Die Vorteile einer Anleihe überstiegen dabei mögliche, aber keinesfalls sichere Nachteile.“

BondGuide: Hat Ihnen in den Verhandlungen mit Ihren Hausbanken die erfolgreiche, börsennotierte Unternehmensanleihe 2013/18 geholfen?
Schmid-Davis: Das ist zweifelsohne richtig. Wir sind mit der Gesamtlösung, wie wir sie gerade besprechen – die Kombination aus Anleihe und flexibler Konsortialkreditlinie – sehr zufrieden.

BondGuide: Weshalb aber bleiben Sie dem Kapitalmarkt überhaupt treu? Gab es noch andere Optionen?
Schmid-Davis: Wir haben natürlich zahlreiche andere Optionen, etwa einen Schuldschein, geprüft und abgewogen. Die Vorteile einer Anleihe überstiegen dabei mögliche, aber keinesfalls sichere Nachteile. Abgesehen von den erhöhten größeren Anforderungen an Kommunikation und Publikation kann ich genau genommen nicht mal einen wirklichen Mehraufwand eines Being Public erkennen. Außerdem sind wir der Meinung, dass man den Investoren nicht mit einer Hü-Hott-Strategie begegnen sollte, sondern mit Kontinuität. Wir wollen nicht, nachdem wir nun einmal am Kapitalmarkt sind und seine Vorteile genutzt haben, uns bei nächster Gelegenheit verabschieden – nur um dann bei übernächster Gelegenheit vielleicht wieder zurückzukehren. Zudem blieb die Hörmann-Anleihe von der Sippenhaft des KMU-Marktes weitgehend verschont.

BondGuide: Warum bieten Sie kein Umtauschangebot für Inhaber der bisherigen Anleihe 2013/18 an? An anderer Stelle meinten Sie, das sei zu kompliziert.
Schmid-Davis: Natürlich ist ein Umtauschangebot an sich nicht zu kompliziert. Es wird nur bspw. dadurch sehr aufwändig, dass mehr Dienstleister involviert sind und man die inzwischen zahlreichen Privatanleger nicht so gut erreicht. Darüber hinaus benötigt man für ein Umtauschangebot eine längere Vorlaufzeit. Daher haben wir uns ganz bewusst ‚nur’ für eine Folgeanleihe entschieden, mit der wir etwas mehr als die Hälfte unserer ausstehenden Anleihe refinanzieren wollen. Die Differenz bewältigen wir aus unserer Liquidität.

„Ein Schutzschirmverfahren kann keine nachhaltige Lösung von Fremdkapitalmisswirtschaft bilden“

BondGuide: Wie sehen Sie aktuell, dass sich einige Emittenten einfach Ihrer Fremdkapitalseite entledigen, indem Sie das Schutzschirmverfahren nutzen und so quasi Altlasten einfach mal abwerfen?
Schmid-Davis: ‚Einfach mal‘ gibt’s nicht ohne Nebenwirkungen. Für ein Familienunternehmen, wie wir es sind, wäre das undenkbar. Kann ich dann noch aufrichtig in den Spiegel blicken? Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Reputationsverlust bei Kunden und Lieferanten. Die Hörmann-Gruppe wurde über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine kurzzeitige Insolvenz oder ein Schutzschirmverfahren eine nachhaltige Lösung von Fremdkapitalmisswirtschaft bilden könnte.

Johann Schmid-Davis HÖRMANN Finance

BondGuide: Herr Schmidt-Davis, dann auf jeden Fall viel Erfolg für die neue Anleihe.

Interview: Falko Bozicevic