Interview mit Euroboden und mwb: „Darauf lässt sich aufsetzen“

Euroboden

Die Platzierung der jüngsten Euroboden-Anleihe ist – zunächst – durch. Untergebracht werden konnten inklusive vorgelagerter Umtauschphase aus Euroboden 2017/22 nur 25 Mio. EUR, ein Drittel des veranschlagten Maximalvolumens. Keine Vollplatzierung also, aber immerhin der höchste Absolutwert seit Karlsberg im Sommer 2020. BondGuide sprach mit Geschäftsführer Martin Moll und Kai Jordan von der begleitenden mwb fairtrade.

BondGuide: Herr Jordan, Herr Moll, ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Zielvolumen 75 Mio. EUR, platziert 25 Mio. EUR – Achtungserfolg oder Notlösung?
Jordan: Aus meiner Sicht auf jeden Fall ein Achtungserfolg. Umfeldbedingt muss und kann man doch zufrieden sein. Da gab es in den letzten Wochen schließlich ganz andere Ausgänge.
Moll: Die Kriterien zur Messung sind zweifellos das Zielvolumen, aber auch die Rahmenbedingungen. Einige Emittenten, die kurz vor uns oder parallel im Markt unterwegs waren, haben entweder ihre Emissionen abgesagt oder deutlich weniger erlösen können.

BondGuide: Wird denn jetzt Euroboden 2017/22 wie – eigentlich – geplant vorzeitig abgelöst oder überlegen Sie sich das noch einmal, da Sie die Mittel vielleicht nun doch lieber eher als Wachstumskapital für Ihre Immobilien-Pipeline verwenden mögen?
Moll: Aufgrund des niedrigeren Emissionserlöses planen wir derzeit in der Tat nicht, die Altanleihe von 2017 vorzeitig zurückzuzahlen. Tatsächlich können wir den Nettozufluss innerhalb der Euroboden besser verwenden als für eine vorzeitige Rückführung eines Bonds, der noch eine Laufzeit von ziemlich genau zwei Jahren besitzt.

„Die Aussichten Richtung Sommer nächsten Jahres sollten neue Erkenntnisse und auch die entsprechenden Möglichkeiten bringen.“
Kai Jordan

BondGuide: Der Wertpapierprospekt für die neue 2020er Euroboden ist ja bis zu einem Jahr gültig, es könnte also jederzeit eine institutionelle Tranche – oder auch mehrere in der Frist – untergebracht werden, wenn es das Marktumfeld eben etwas besser hergibt als gerade zuletzt. Muss man da in der Dokumentation nochmal neue Sachen beibringen, ist das aufwendig?
Jordan: Prinzipiell ist das nicht sonderlich aufwendig, solange sich beim Emittenten nicht grundsätzlich viel verändert in der Zwischenzeit. Kurzfristig ist das Thema Nachplatzierungsmöglichkeit im Hinblick auf Weihnachtszeit und unveränderter Corona-Ausgangslage zunächst vom Tisch. Die Aussichten Richtung Sommer nächsten Jahres sollten neue Erkenntnisse und auch die entsprechenden Möglichkeiten bringen. Wie Sie richtig vermuten, würde eine Nachplatzierung nicht über die Börse erfolgen, sondern marktschonend an institutionelle Adressen. Das haben wir mit der Euroboden auch ganz klar verabredet.

BondGuide: Gibt es eigentlich eine Art Goldstandard, wie man mit einer laufenden Emission umgeht, wenn sich beispielsweise nur ¼ oder 1/3 Platzierung abzeichnet – abgesehen von Projektanleihen, wo man sicherlich rückabwickeln sollte, wie ich annehme – oder ist das jeweils eine höchst situative Entscheidungslage?
Jordan: Das kann nur individuell entschieden werden. Die Ausgangsbasis, die wir jetzt mit der Platzierung von etwas mehr als 25 Mio. EUR geschaffen haben, entspricht ja eigentlich schon dem Volumen einer durchschnittlichen KMU-Anleihe. Die Basis und der Sockel sind damit gebaut. Darauf lässt sich später, das entsprechende verbesserte Umfeld vorausgesetzt, sicherlich aufsetzen.

BondGuide: Und wer entscheidet darüber, die begleitende Bank oder der Emittent? – gegenseitige Abstimmung natürlich vorausgesetzt.
Jordan: Natürlich in beiderseitigem Einvernehmen. Die letzte Entscheidung muss aber beim Emittenten liegen.
Moll: Wie wir vorgehen werden, war natürlich genau abgesprochen. Das gleiche wird für eine etwaige Nachplatzierung gelten.

„Mit einer vorhandenen Liquidität von über 50 Mio. EUR können wir weiterhin alles wie geplant realisieren.“
Martin Moll

BondGuide: Wie geht es für die Euroboden konkret weiter, müssen Sie etwas am kurzfristigen Business-Plan ändern?
Moll: Unser Kapitalbedarf war ausgerichtet an der Laufzeit der aktuellen Anleihe – fünf Jahre also. Sämtliche Erlöse können jedoch nie sofort investiert werden, insofern spart die Euroboden sogar Zinszahlungen durch die Nicht-Vollplatzierung. Das ist aber nur ein Nebenaspekt. Werden wir nun etwas am Business-Plan ändern müssen? – ganz klar nein. Mit einer vorhandenen Liquidität von über 50 Mio. EUR können wir weiterhin alles wie geplant realisieren, zumal aus fertiggestellten Projekten permanent Cash-Rückflüsse erfolgen. Kein einziges Projekt hat aktuellen Finanzierungsbedarf, der erst noch durch externe Mittel hätte gedeckt werden müssen. 

BondGuide: Es geht aber sicher um die Beweglichkeit im Einkauf: Je höher die Liquidität, desto flexibler können Sie auf Opportunitäten reagieren.
Moll: Absolut richtig. Das ist ja genau das Motiv für die Vorhaltung unserer hohen Liquidität: dass man auch mal zwei oder drei Top-Einkäufe aus dem Stand heraus mit Eigenmitteln stemmen kann, ohne erst eine Finanzierung für die Kaufpreisfälligkeit auf die Beine stellen zu müssen. Dieser Logik folgend wäre eine noch höhere Liquidität noch besser für die Euroboden, aber eine Einschränkung unserer Handlungsfähigkeit im beschriebenen Rahmen gibt es durch die Teilplatzierung so nicht. Und wie erwähnt, es gibt ja auch fortlaufend Rückflüsse aus abgeschlossenen Umsetzungen und Immobilienverkäufen.

Kai Jordan, mwb fairtrade

Kai Jordan, mwb fairtrade

BondGuide: Wie sehen Sie den Ausblick auf 2021?
Jordan: Allein klimabedingt rechne ich im Frühjahr und Richtung Sommer mit einer Aufhellung der aktuellen Ausgangslage. Die Börse nimmt Entwicklungen auch gerne vorweg. Da dürfte ein attraktiver Emittent mit einem attraktiven Kupon auch wieder stärker in den Fokus der Investoren rücken, denn am allgemeinen Zinsniveau wird sich vermutlich so schnell nichts ändern. Ich denke daher schon, dass wir einigermaßen zuversichtlich Richtung 2021 blicken können.

Martin Moll, Euroboden GmbH

BondGuide: Meine Herren, ganz herzlichen Dank an Sie beide für Ihre ‚Nachbereitung‘ der jüngsten Euroboden-Emission!

Interview: Falko Bozicevic