Homann: „Eigenkapital auf höchstem Stand seit unserer Investitionsphase“

Fritz Homann

BondGuide im Gespräch mit Fritz Homann, Mitglied der Gründerfamilie und Geschäftsführer der Homann Holzwerkstoffe Gruppe, die am Mittwoch ihre 2019er Zahlen vorlegte. Corona ist auch für den Holzplattenspezialisten mit Werken in Deutschland und Polen ein Thema, um das man derzeit nicht herumkommt.

Herr Homann, die Geschäftszahlen 2019 sehen sehr ansehnlich aus – vielleicht kurz in eigenen Worten Ihre Highlights?
Beachten muss man, dass wir uns im vergangenen Jahr von der defizitären Sparte Homanit Building Materials getrennt hatten, um uns noch stärker auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren: Das sind dünne, veredelte Holzfaserplatten. Hier haben wir in einem herausfordernden Markt- und Wettbewerbsumfeld unsere führende Position gefestigt. Insgesamt sind wir die letzten Jahre gut vorangekommen.

Was bedeutet der Zusatz „bereinigt“ an mehreren Stellen im Zusammenhang mit den 2019er Zahlen?
Die Bereinigung beinhaltet im Wesentlichen die erwähnte Herausrechnung der Dämmstoffsparte, um die 2019er Geschäftszahlen mit dem Vorjahr vergleichbar zu machen.

Die Eigenkapitalquote stieg auf 18,3% per Ende 2019 – den höchsten Wert seit …?
Die Eigenkapitalquote ist nicht der wichtigste Maßstab, an dem ich die Performance der Firma messe. In der Tat sind die 18,3% aber der höchste Wert seit Beginn unserer intensiven Investitionsphase der letzten Jahre.

Natürlich sind die 2019er Geschäftszahlen ein Blick in den Rückspiegel: Aktuell unterscheidet man ja in Prä- und Post-Corona. Wie und wo sind Sie dabei betroffen, welche Lieferketten sind beeinträchtigt?
In Bezug auf Vorlieferanten sind wir kaum betroffen – jedenfalls nach derzeitigem Stand. Mit unseren wesentlichen Lieferanten, in den Bereichen Holz, Leim Oberflächenbeschichtungsmaterialen, hatten wir uns bereits in der Frühphase der Krise sehr eng abgestimmt. Sehr wohl trifft unsere Absatzmärkte aber der Lockdown, der schlicht verhindert, dass Menschen im Möbelgeschäft einkaufen gehen. Das spüren wir selbstverständlich.

HOMANN HOLZWERKSTOFFE GmbH: Aufstockung der Unternehmensanleihe 2017/2022 erfolgreich abgeschlossenMöbel kann man doch sehr gut auch nicht-stationär kaufen – über das Internet
Das ist richtig – macht aber in Europa weniger als 20% des Volumens aus. Somit ist der weitaus größere Teil des Vertriebs von Möbeln an den Endverbraucher stark beeinträchtigt. In den vergangenen Jahren haben wir uns ein weiteres Standbein mit der Fertigung von Spezialprodukten für die Türenindustrie aufgebaut. Da auch zu Corona-Zeiten der baunahe Bereich, zudem auch die Türenindustrie zählt, stabil läuft, trägt dieser wesentlich zu unseren Umsätzen bei.

Und wie schätzen Sie den derzeitigen Stand im Verlauf der Corona-Krise ein, vornehmlich in Bezug auf Ihre Absatzmärkte?
Aus meiner Sicht spricht einiges dafür, dass der April der schlimmste Monat der Krise und ihrer Auswirkungen gewesen sein sollte – der hoffentlich nicht noch einmal getoppt werden wird. Zugleich hat man mit den Osterfeiertagen im Einzelhandel eh regelmäßig einige Geschäftstage weniger im entsprechenden Monat. Ich denke, dass sich die Märkte und damit auch unser Absatz im Mai schon wieder deutlich stabilisieren und erholen sollten.

Wie lassen sich die Kosten reduzieren – Investitionen aufschieben oder dergleichen?
In Deutschland verfügen wir über das Instrument der Kurzarbeit. Dieses Vehikel nutzen auch wir, um unsere Fachkräfte durch diese herausfordernde Periode hindurch zu halten und nicht entlassen zu müssen. Auf der anderen Seite benötigen wir momentan natürlich weniger Ausgangsrohstoffe als im Vollbetrieb. Bei den Investitionen unterscheiden wir in Investitionen in den Bestandswerken und Investitionen für neue Vorhaben. Alle wesentlichen beschlossenen Investitionen in den Bestandswerken werden umgesetzt. Auch unser Neubauvorhaben in Litauen verfolgen wir mit Augenmaß weiter.

HOMANN HOLZWERKSTOFFE GmbH: Aufstockung der Unternehmensanleihe 2017/2022 um bis zu EUR 10 Mio. im Zuge einer Privatplatzierung geplantUnd die Werke in Polen?
In Polen halten wir es so, dass immer ein Werk läuft, während das andere aussetzt und aktuell gewartet wird. Somit ist stets die Lieferfähigkeit gesichert. Im Sommer haben wir jedes Jahr einen längeren planmäßigen Stillstand, in dem größere Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen umgesetzt werden. Diese haben wir vorgezogen. Ferner gibt es auch in Polen die Möglichkeit, Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen. Davon haben wir Gebrauch gemacht. All diese eingeleiteten Maßnahmen führen zu einer Optimierung der Kostenstruktur.

Anlässlich der Anleiheemission 2017 war der Stand beim Rating ein B+ und stabil von Creditreform. Wie sieht es aktuell aus – und natürlich schon im Hinblick auf die Zukunft „PostCorona“?
Derzeit liegt unser Rating bei BB-. Insofern haben wir unser Rating in der Zwischenzeit gegenüber der damaligen Anleiheemission klar verbessert. Krisenbedingt stehen viele Emittenten bei den Rating-Agenturen auf „Watch“ – das ist nachvollziehbar in der augenblicklichen Großwetterlage.

Perspektivisch interessant wäre zweifellos ein Investmentgrade. Was sagt die Rating-Agentur, was Homann Holzwerkstoffe dafür bewerkstelligen müsste?
Mit einem Investmentgrade stehen einem Emittenten zusätzliche Finanzinstrumente zur Verfügung, daher wäre es sicherlich willkommen. Allerdings stellt die Rating-Agentur stark auf die Eigenkapitalquote ab: Mindestens 25% wären da gern gesehen. Mit den übrigen Faktoren, wie beispielsweise unserer Ertragsquote und der Liquidität sind sie zufrieden. Ungeachtet des Ratings ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir Tag für Tag daran arbeiten, uns zu verbessern.

Herr Homann, dann also einen Schritt nach dem anderen – ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Erläuterungen.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Ursprünglich erschienen im Bondguide Nummer 09-2020

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