Die HanseYachts AG taucht im dritten Quartal 2021/22 trotz Umsatzsteigerung tiefer in die Verlustzone. Verzögerte Lieferungen von Material- und Zubehörteilen bei der Fertigstellung der Yachten sowie die Knappheit an Vorprodukten und Rohstoffen belastete die Entwicklung des Herstellers von Segel- und Motoryachten. Mit satten Aufschlägen bei Auftragseingang und -bestand steuert die HanseYachts jedoch entspanntere Gewässer an.
Die HanseYachts AG konnte im dritten Berichtsquartal 2021/22 ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahresquartal von über einem Drittel auf 31,1 Mio. EUR (Q3 2020/21: 22,8 Mio. EUR) einfahren. Infolge besserer, aber noch immer herausfordernder Produktionsbedingungen wurden die Erlöse deutlich gesteigert und der Bestand an fertigen und unfertigen Erzeugnissen durch Auslieferung der Yachten auf 8,3 Mio. EUR (VJ: 14,2 Mio. EUR) reduziert. Die erzielte Gesamtleistung (Umsätze, Bestandsveränderung, aktivierte Eigenleistungen) lag in Q3 mit 40,2 Mio. EUR um 7,2% über der Vorjahres-Gesamtleistung.
Der Krieg in der Ukraine sowie das Embargo gegenüber Russland hätten bisher keinen direkten Einfluss auf das Absatzgeschäft, so HanseYachts. Jedoch machen sich seit Januar 2021 die verzögerten Lieferungen von Material- und Zubehörteilen bei der Fertigstellung der Yachten immer noch negativ bemerkbar. Die Knappheit an Vorprodukten und Rohstoffen, die für einen Großteil der deutschen Industrie ein zunehmendes Problem darstellt, belastet auch die Entwicklung der HanseYachts AG. Durch die Engpässe in den Lieferketten konnten viele Produktionspläne nicht eingehalten, Yachten mussten mehrfach bearbeitet werden und Auslieferungstermine wurden verschoben.
Der Rohertrag lag in Folge der zuvor dargestellten Effekte in Q3 mit 16,4 Mio. EUR um 0,6 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Als direkte Folge erhöhte sich der Personalaufwand um 1,3 Mio. auf 14,0 Mio. EUR. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen um 1,4 Mio. auf 6,6 Mio. EUR – wesentlicher Treiber sind hierbei die gestiegenen Energiekosten.
Das EBITDA sank in Q3 mit -3,4 Mio. EUR noch weiter in die Verlustzone (Q3 2020/21: -0,3 Mio. EUR). Unter Berücksichtigung von Steuern und Finanzergebnis erwirtschaftete die HanseYachts ein Quartalsergebnis von -5,3 Mio. EUR (VJ: -2,0 Mio. EUR).
Unterdessen verdoppelte sich der Auftragsbestand per 31. März 2022 auf ein Allzeithoch von 330,6 Mio. EUR (VJ: 163,5 Mio. EUR). Im Zuge der hohen Nachfrage und auch vor dem Hintergrund gestiegener Einkaufspreise haben die Greifswalder seit Mitte 2021 die Preise schrittweise um in Summe bis zu 31% im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Auch nach den Preisanhebungen bewegt sich die Nachfrage nach modernen Segel- und Motoryachten weiterhin auf einem hohen Niveau.
Auf Lieferengpässe der Zulieferer wurde mit einem Aufbau des Vorratsvermögens reagiert. Dies führte zu einer zusätzlichen Bindung von Kapital in den Roh-Hilfs- und Betriebsstoffen sowie den unfertigen Erzeugnissen. Bei einer Entspannung der derzeitigen Lieferketten- und Fehlteilproblematik wird die Freisetzung des gebundenen Kapitals und somit ein deutlicher Anstieg der liquiden Mittel erwartet. Zum 31. März 2022 bestanden Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von 6,0 Mio. EUR (31. März 2021: 14,4 Mio. EUR). Zusätzlich bestehen nicht genutzte Kontokorrentlinien über 5,7 Mio. EUR (5,4 Mio. EUR).
Der Vorstand geht von einer Entspannung der Zuliefersituation frühestens im Juli bis September 2022 – also in Q1 2022/23 – aus. Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 wird indes ein deutlich höherer Konzernumsatz (2020/2021: 120,8 Mio. EUR) erwartet. Aufgrund der aktuell immer noch schwierigen Produktionsverhältnisse dürfte jedoch ein negatives Konzern-EBITDA im höheren einstelligen sowie ein Konzernjahresfehlbetrag im niedrigen zweistelligen Mio.-EUR-Bereich anfallen.
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