Griechenland – Wann ist das Maß voll?

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Das Jahr ist zwar erst etwas mehr als zwei Monate alt, aber dennoch zeichnet sich schon jetzt eine Tendenz für das „Unwort des Jahres 2015“ ab, zumindest unter Börsianern. Denn diese reagieren inzwischen allergisch auf alle Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit Griechenland stehen. Auch in den nächsten Monaten wird sich alles um die Themen „Grexit“ oder „Non-Grexit“ drehen.

Für Politiker scheint „Grexit“ das Wort zu sein, das man noch nicht aussprechen möchte, aber innerhalb der Bevölkerung der EU wächst der Unmut über das Verhalten der griechischen Regierung sowie in Teilen ihrer Bevölkerung stetig. Dass die Griechen Ende 2014 ihrer Regierung 76 Mrd. EUR an Steuern schulden und gleichzeitig gegen Sparbeschlüsse und für mehr Unterstützung durch das Ausland demonstrieren, löst einfach nur noch kollektives „Kopfschütteln“ in den anderen Eurostaaten aus.

Finanznot kann kein Grund für eine weitere Lockerung der Reformbemühungen sein, hat auch Finanzminister Wolfgang Schäuble klar gemacht. Des Weiteren weisen die Ausführungen des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis in die falsche Richtung, dass man die Reformvorschläge extra schwammig formuliert habe, um jedem Politiker die Möglichkeit einzuräumen, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Gepaart mit den griechischen Worten „Sie wissen, dass wir es nicht haben“ bezüglich der nahenden Rückzahlung endfälliger Anleihen, fragt man sich immer öfter: „Wann ist das Maß voll und unsere Geduld am Ende?“ Im Sport gibt es meist nicht unendlich viele Verlängerungen, aber im EU-Finanzpoker mit Athen scheint es neue Spielregeln zu geben. Nach der Verlängerung der Verlängerung wird jetzt die Verlängerung der Verlängerung der Verlängerung in Angriff genommen. Ob das sinnvoll ist, werden die nächsten Wochen zeigen.

Über das Ziel eines solchen Umgangs mit seinen Euro-Partnern kann nur gemutmaßt werden. Da unsere Politiker in der Vergangenheit blauäugig auf alle Sanktionsmaßnahmen im Vertragswerk zur Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft verzichtet haben, wird alles auf einen Kompromiss mit Athen hinauslaufen. Denn „Rauswerfen“ ist nicht vorgesehen und somit kommt eine Denkweise zum Tragen, die Eltern von studierenden Kindern hinlänglich bekannt ist. Man einigt sich nach zähen Verhandlungen auf ein Budget, entlässt die Kinder in die „Freiheit“, und fordert eine Anpassung der Lebensgewohnheiten – Arbeit in Verbindung mit Studium – ohne das große Ziel – Aufbau einer gesicherten Existenz – aus den Augen zu verlieren. So oder so ähnlich wird es aller Voraussicht auch mit Athen kommen. Da man kein Euroland vor die Tür setzen kann, wird es nur die Möglichkeit geben, Griechenland den freiwilligen Austritt auf Zeit, gegebenenfalls mit einem Schuldenerlass auf Dauer, schmackhaft zu machen. Vier spannende Monate liegen also vor uns.

Coca-Cola nimmt einen kräftigen Schluck
Immer mehr amerikanische Unternehmen nutzen die günstigen Refinanzierungskosten in Euroland für sich aus und so legte in dieser Woche der Getränkehersteller Coca-Cola drei Anleihen über jeweils 1,5 Mrd. EUR auf. Die Anleihen wurden mit einer Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR begeben und zielen somit hauptsächlich auf Großinvestoren ab.

bottlesDie erste Tranche (WKN A1ZX0P) ist am 9.3.2023 endfällig, mit einem jährlichen Kupon von 0,75% ausgestattet und wurde bei 99,776% gepreist. Dies entsprach einem Emissionsspread von +28 bps über Mid Swap. Die zweite Tranche (A1ZX0Q) verfügt über einen Kupon von 1,125% und ist am 9.3.2027 zur Rückzahlung fällig. Der Emissionspreis von 99,023% kam einem Spread von +43 bps über Mid Swap gleich. Zu guter Letzt wurde die dritte Anleihe (A1ZX0R) mit einer Laufzeit bis zum 9.3.2035 mit einem Kupon von 1,625% versehen. Der Spread von +58 bps über Mid Swap bedeutete einen Emissionspreis von 99,594%.

ryanair-aircraft-(1)Einen höheren Spread musste der Fluglinienbetreiber Ryanair für seine Anleihe (A1ZX61) im Volumen von 850 Mio. EUR akzeptieren. Die Gattung ist zum 10.3.2023 fällig und mit einem jährlichen Kupon von 1,125% ausgestattet. Der Emissionspreis von 99,408% bedeutete einen Spread von +67 bps über Mid Swap. Auch diese Anleihe hat eine Mindeststückelung von 100.000 EUR.

Munich.png_1896056197Aber das Halbleiter-Unternehmen Infineon Technologies hat sich der vielen Privatanleger erinnert und zwei Anleihen mit einer Mindeststückelung von 1.000 EUR am Kapitalmarkt begeben. Die erste Tranche (A13SAN) steht am 10.9.2018 zur Rückzahlung an und hat ein Volumen von 300 Mio. EUR. Bei einem Emissionspreis von 99,605 und einem Kupon von 1% ergab sich ein Spread von +95 bps über Mid Swap. Die zweite Tranche (A13SAP) im Volumen von 500 Mio. EUR verfügt über einen Kupon von 1,5% und ist am 10.3.2022 fällig. Gepreist wurde das Papier bei 99,48%, was einem Spread von +115 bps über Mid Swap entsprach.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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